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Mütter können in Deutschland weniger Vermögen aufbauen als Väter und kinderlose Frauen


Kategorien: Frauen- und Geschlechterforschung; Geschlechterverhältnisse; Wissenschaft Aktuell

Mütter sind in Deutschland klar benachteiligt, was den Aufbau von persönlichem Vermögen angeht. Das haben die Kölner SoziologInnen Philipp Lersch, Marita Jacob und Karsten Hank in einer Auswertung des Sozio-ökonomischen Panels (SOEP) nachgewiesen. Ihre Studie wurde jetzt in der anerkannten Fachzeitschrift „European Sociological Review“ veröffentlicht.

Es gibt einen klaren Zusammenhang zwischen Elternschaft, Geschlecht und persönlichem Vermögen. Während Männer in der Regel auch nach der Geburt eines Kindes ein gewisses Vermögen aufbauen können, sind Mütter dazu nur in sehr viel geringerem Umfang in der Lage. Besonders nachtteilig auf die Vermögensbildung wirkt sich aus, wenn Frauen ihre Kinder früh bekommen oder die Eltern bei der Geburt nicht verheiratet waren.

Die Kölner SoziologInnen Dr. Philipp Lersch, Prof. Dr. Marita Jacob und Prof. Dr. Karsten Hank haben für ihre Studie Daten des Sozio-ökonomischen Panels (SOEP) ausgewertet. Das SOEP ist eine repräsentative Wiederholungsbefragung von über 12.000 Privathaushalten in Deutschland. Die Befragung wird im jährlichen Rhythmus seit 1984 immer bei denselben Personen und Familien durchgeführt. Die befragten Personen und Familien wurden „zufällig“ ausgewählt, so dass sie die in Deutschland lebenden Menschen repräsentieren.

Die Auswertungen der WissenschaftlerInnen haben das persönliche Finanz-, Geld- und Sachvermögen berücksichtigt, aber nicht das staatliche Rentensystem oder anderen Arten der staatlichen Altersversorgung. Dabei wurde deutlich, dass nicht nur ein Unterschied bei den Geschlechtern besteht, sondern auch der Familienstand eine Rolle spielt. Kinderlose Frauen verfügen in der Regel über ein größeres Vermögen als Frauen mit Kindern.

Einer der Gründe für diese Ungleichheit liege nach Ansicht von Dr. Philipp Lersch an dem klassischen Familienmodell in Deutschland: „Das klassische Erwerbsmodell, nach dem der Mann das Haupteinkommen erzielt, schränkt die Möglichkeit von Müttern zum persönlichen Vermögensaufbau ein.“
Die Tatsache, dass es vor allem die Mütter sind, die nach der Geburt nur noch Teilzeit arbeiten oder für mehrere Jahre ihre Berufstätigkeit unterbrechen, verschärft dann die Situation vor allem im mittleren Alter.

Für Rückfragen: Dr. Philipp Lersch, Tel.: 0221 470 7993, Mail: p.m.lersch(at)uni-koeln(dot)de

Quelle: PM - Universität Köln, 12.04.2017