Neues Genderkonzept an der Univesität Hohenheim


Kategorien: Geschlechterverhältnisse; Gleichstellungspolitik; Gleichstellungsmaßnahmen; Hochschulen, Hochschulforschung; Karriereförderung und Weiterbildung; Wissenschaft Aktuell

Gleichstellung der Geschlechter, Steigerung der kulturellen Vielfalt und Entwicklung eines Diversity-Konzeptes – das sind die Leitlinien für die Gleichstellungspolitik an der Universität Hohenheim. Zusammengefasst sind sie in einem neuen Genderkonzept, das der Senat der Hochschule nun verabschiedet hat.

56 Prozent Studentinnen, 44 Prozent Doktorandinnen, 25 Prozent Professorinnen – bei der Gleichstellung sieht sich die Universität Hohenheim bereits jetzt gut aufgestellt. „Unsere Maßnahmen wie die aktive Rekrutierung, Mentoringprogramme oder das individuelle Coaching junger Wissenschaftlerinnen sind deutlich spürbar“, freut sich die Gleichstellungsbeauftragte Prof. Dr. Ute Mackenstedt. Jetzt ist die Universität Hohenheim einen Schritt weiter gegangen und hat ein Genderkonzept verabschiedet. Sie formuliert darin die Leitlinien ihrer Gleichstellungspolitik und neue konkrete Maßnahmen.

In den letzten Jahren konnte die Universität Hohenheim über die Hälfte der ausgeschriebenen Professuren mit Wissenschaftlerinnen besetzen – ihre Zielmarke von 20 Prozent Professorinnen bis 2020 hatte sie bereits im Jahr 2014 überschritten. Mit einem Professorinnen-Anteil von 25 Prozent liegt die Hochschule heute über dem Landesdurchschnitt von 19 Prozent. Um diesen Erfolg fortzuführen, wird die Universität Hohenheim auch künftig auf aktive internationale Rekrutierung setzen. „Das dient ebenso der Internationalisierung wie der Gleichstellung“, unterstreicht Prof. Dr. Mackenstedt. Angebote wie das Mentoring- und Trainingsprogramm (MuT) oder das individuelle Coaching würden von den Professorinnen ebenfalls intensiv genutzt, berichtet sie. „Wir sind auf dem richtigen Weg zu unserem Ziel, auf allen wissenschaftlichen Qualifikationsstufen die Parität von Frauen und Männern zu erreichen“, ist sich Prof. Dr. Mackenstedt sicher.

Auch der wissenschaftliche Nachwuchs bleibt im Fokus. Die seit Anfang 2016 aktive Graduiertenakademie bietet jungen Forscherinnen und Forschern während der Promotionsphase Unterstützung. Die Universität Hohenheim will diese Weiterbildungsangebote ausbauen und dabei auch künftig gleichstellungsrelevante Aspekte einbinden. Speziell an Frauen richtet sich das universitätsinterne Mentoringprogramm MentHo, das Studentinnen und Wissenschaftlerinnen in ihrer Karriere an der Universität begleitet und berät. „Es ist ein Alleinstellungsmerkmal dieses Programms, dass es sowohl Studentinnen ab Bachelor als auch Nachwuchswissenschaftlerinnen aller Qualifikationsstufen bis hin zur Juniorprofessorin individuell unterstützt“, stellt die Gleichstellungsreferentin der Hochschule Rotraud Konca heraus. Die Erfahrungen der MentHo-Geschäftsstelle fließen außerdem in das Personalentwicklungskonzept ein, das die Hochschule derzeit auch für den Wissenschaftsbereich in Arbeit hat.

„Bei der Frage der besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf sind wir bereits sehr gut aufgestellt“, legt Konca dar. „Seit mehr als 15 Jahren gibt es hier zum Beispiel umfassende Angebote zur Kinderbetreuung wie die ‚Kinderfeuerwehr‘ für den Notfall oder die Campusferien. Aktuell sind fünf Kindertagesstätten auf dem Campus vorhanden.“ Die Universität Hohenheim ließ sich als erste Hochschule Baden-Württembergs bereits im Jahre 2003 als familiengerecht auditieren und hält diese Urkunde zum vierten Mal inne. Außerdem ist sie Erstunterzeichnerin der Charta „Familie in der Hochschule“. Die Prüfungs- und Studienordnungen der Universität Hohenheim berücksichtigen Familienzeiten und Schutzfristen, etwa wegen Schwangerschaft und Kinderbetreuung oder auch wegen pflegebedürftiger Angehöriger. „Das steht nicht nur auf dem Papier, sondern wird bei uns gelebt – was sich unter anderem darin zeigt, dass uns seit 2014 keinerlei Problemfälle mehr in diesem Bereich bekannt geworden sind“, erklärt Konca. Künftig soll laut Genderkonzept außerdem ein Unterstützungsfonds Mittel für Vertretungen bereitstellen, wenn jemand wegen Mutterschutz oder Elternzeit die Präsenz im Labor oder auf dem Feld reduzieren muss. Eine Maßnahme, die Verzögerungen bei Forschungsprojekten verhindern kann und von Betroffenen gut genutzt wird, berichtet Konca über Vorerfahrungen aus einem zeitlich befristeten Angebot dieser Art.

Das Genderkonzept soll künftig zu einem Diversity-Konzept ausgebaut werden, das alle ethnischen, sozialen und religiösen Aspekte umfasst. Das unterstützt auch die angestrebte Internationalisierung in Forschung und Lehre. Die bestehende Gleichstellungskommission wird deshalb zu einer Diversity-Kommission erweitert. „Im vergangenen Herbst gab es einen ersten Diversity-Workshop“, berichtet Prof. Dr. Mackenstedt. „Um den Prozess zu unterstützen, sollen nun Schulungsangebote die Hochschulangehörigen zum Thema Gender sensibilisieren und ihre interkulturelle Kompetenz stärken.“
„Diversity wird sich wie ein Schirm über die Universitätskultur spannen“, schildert Konca. „Die kulturelle und soziale Vielfalt soll im Gleichklang sein – und wenn Einzelpersonen oder Gruppen doch Benachteiligung erfahren, greift die zuständige Stelle ein.“ „Wir sind also, trotz aller Erfolge, aber noch lange nicht am Ziel“, fasst Prof. Dr. Mackenstedt die Situation zusammen. „Zumal Gender-Probleme nicht an den Toren der Universität Halt machen, sondern sich in der Wirtschaft fortsetzen.“ Und da die Hochschule für den Arbeitsmarkt ausbilde, sehe sie diese auch künftig in einer besonderen Verantwortung.

Weitere Informationen:

Genderkonzept: https://www.uni-hohenheim.de/fileadmin/uni_hohenheim/Universitaet/Profil/Gleichstellung/Genderkonzept.pdf

Strategische Ziele & Entwicklungen: https://www.uni-hohenheim.de/strategie

Überblick Gleichstellung: https://www.uni-hohenheim.de/gleichstellung

Quelle: PM - Universität Hohenheim, 22.05.2017