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Kompetenz­zentrum Frauen in Wissenschaft und Forschung

Frauen- und Männeranteile im Qualifikationsverlauf: Analyse idealtypischer Karriereverläufe: Studienbeginn (2002-2004) bis Berufungen (2020-2022)


Kategorien: Leaky Pipeline; Wissenschaftliches Personal; Wissenschaftliche Qualifikation; Deutschland

Diagramm

Inhaltliche Beschreibung

Das Diagramm zeigt den idealtypischen Karriereverlauf der akademischen Laufbahn von Männern und Frauen eines Studienjahrgangs vom Studienbeginn (2002-2004), über Studienanfänger/innen (2003-2005), Studienabschluss (2009-2011), Promotion (2013-2015), Habilitation (2019-2021) bis zur Berufung (2020-2022). Mehr Frauen als Männer erwerben eine Studienberechtigung (52,8 Prozent). Bei Studienanfang und Studienabschluss sind Männer und Frauen etwa gleichverteilt. Beim Übergang zur Promotion gehen Frauen der Wissenschaft verloren, der Frauenanteil sinkt auf 44,8 Prozent in den Jahren 2013-2015. Auch im nächsten Karriereschritt, der Habilitation, sinkt der Frauenanteil auf 33,6 Prozent in den Jahren 2019 bis 2021. Die aktuellen Berufungszahlen zeigen, dass der Frauenanteil im Durchschnitt bei 39 Prozent liegt.

Kontext und gleichstellungspolitische Bedeutung

Das Scherendiagramm zeigt, welches Potenzial an Frauen und Männern zu Anfang der akademischen Laufbahn zur Verfügung stand und ob und wann Frauen stärker als Männer im Laufe der Qualifikation verloren gehen. So kann überprüft werden, ob die gegenwärtige Unterrepräsentanz an Frauen in der Leitungsebene (Professorinnen) darauf zurückzuführen ist, dass zu Beginn der Karriere dieser Wissenschaftlerinnen zu wenige Frauen ein Studium absolviert haben. Diese These baut auf dem Argument auf, dass ein wachsender Studentinnenanteil mit der Zeit den Frauenanteil in den höheren Qualifikationsstufen steigen lässt.

Das Diagramm macht deutlich, dass der Frauenanteil bei Studienbeginn bereits bei etwa 50 Prozent lag. Es standen Wissenschaftlerinnen zur Verfügung, doch dieses Potenzial wurde nicht genutzt. Frauen gehen der Wissenschaft ab der Promotion verloren. Dieses Bild zeigt sich auch, wenn auch weniger deutlich, bei der Betrachtung der Qualifikationsstufen innerhalb eines Jahres (vgl. Frauen- und Männeranteile im akademischen Qualifikationsverlauf).

Zugang zu den Daten

Hier finden Sie die Daten sowie die Grafik als Excel-Datei (126 kB)

Quelle

Statistisches Bundesamt Deutschland: Fachserie 11

Seit 2023: https://www.destatis.de/DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/Bildung-Forschung-Kultur/Hochschulen/Publikationen/_publikationen-innen-statistischer-bericht.html

Bis 2022: https://www.destatis.de/DE/Service/Bibliothek/_publikationen-fachserienliste-11.html?nn=206136
Reihe 1 Allgemeinbildende Schulen: Schulabgängern mit Studienberechtigung
Reihe 4.1 Studierende an Hochschulen: Studienanfänger/innen
Reihe 4.2 Prüfungen an Hochschulen: Abschlussprüfungen und Promotionen
Reihe 4.4 Personal an Hochschulen: Habilitationen

GWK Bericht „Chancengleichheit in Wissenschaft und Forschung, 26. Fortschreibung des Datenmaterials (2020/2021)“: Daten zu den Berufungen
https://www.gwk-bonn.de/dokumente/materialien-der-gwk/

 

Datenqualität

Art der Datenerhebung

Statistisches Bundesamt: Sekundärerhebung (Vollerhebung) auf Basis der Verwaltungsdaten der Hochschulen

Berufungsdaten der GWK: Abfrage der GWK-Geschäftsstelle bei den Landesministerien

Erhebungstermin

Statistisches Bundesamt: Reihe 1: Beginn des Schuljahres; Reihe 4.1: Daten aus den Immatrikulations- und Rückmeldefristen der Hochschulen; Reihe 4.2: Prüfungsjahr (01.10.-30.09.); Reihe 4.4: Stichtag 01.12.

Berufungsdaten der GWK: Stichtag 31.12.

Periodizität

Jährlich

Erhebungseinheiten

Schulabgänger mit Studienberechtigung
Studienanfänger/innen
Abschlussprüfungen
Promotionen
Habilitationen
Berufungen

Berechnung

Um Verzerrungen aufgrund geringer Fallzahlen entgegenzuwirken, wird bei allen Erhebungseinheiten (außer den Studienberechtigten Schulabgängern) der Frauenanteil als Durchschnitt der letzten drei Jahre berechnet. 
Z.B. Frauenanteil Berufungen 2017-2019 = ((Berufungen Frauen 2017 + 2018 + 2019) / (Berufungen insgesamt 2017 + 2018 + 2019))*100

Ähnliche Datensätze

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Weiterführende Literatur

Román, Carlos (2020): Factors that contribute to the underrepresentation of women in science careers worldwide. A literature review. In: Soc Psychol Educ 11 (1), S. 20. DOI: 10.1007/s11218-020-09558-y.

Wagner, Petra (2019): Strategien gegen die „Leaky Pipeline“: Wie bleiben Akademikerinnen in der Postdoc-Phase der Wissenschaft erhalten? - IAB-Forum. Nürnberg (IAB-Forum, 16.10.2019). Online verfügbar unter www.iab-forum.de/strategien-gegen-die-leaky-pipeline-wie-bleiben-akademikerinnen-in-der-postdoc-phase-der-wissenschaft-erhalten/, zuletzt geprüft am 21.10.2019.

Lörz, Markus; Mühleck, Kai (2019): Gender differences in higher education from a life course perspective. Transitions and social inequality between enrolment and first post-doc position. In: High Educ 77 (3), S. 381–402. DOI: 10.1007/s10734-018-0273-y.

Dubois-Shaik, Farah; Fusulier, Bernard (2015): Academic Careers and Gender Inequality. Leaky Pipeline and Interrelated Phenomena in Seven European Countries. University of Trento: Trento (GARCIA working papers, 5). Online verfügbar, zuletzt überprüft am 28.03.2022.

Connolly, Sara; Fuchs, Stefan (2009): Analysing the leaky pipeline in academia. In: European Commission (Hg.): Women in science and technology. Creating sustainable careers. Brüssel: European Commission, S. 59–68.

Lind, Inken; Löther, Andrea (2007): Chancen für Frauen in der Wissenschaft - eine Frage der Fachkultur? Retrospektive Verlaufsanalysen und aktuelle Forschungsergebnisse. In: Schweizerische Zeitschrift für Bildungswissenschaften 29 (2), S. 249–271. Online verfügbar, zuletzt geprüft am 11.10.2019.

Schlagworte

Statistik und statistische Daten; Studium; Studierende; Studienabschluss; Promotion; Habilitation; Berufung; Wissenschaft als Beruf; Berufsbiographie