Kompetenz­zentrum Frauen in Wissenschaft und Forschung

Anteil der an einer Hochschule beschäftigten Promovierenden an allen Promovierenden, 2022


Kategorien: Wissenschaftliches Personal; Wissenschaftliche Qualifikation; Deutschland

Inhaltliche Beschreibung

Das Diagramm zeigt den Anteil der Promovierenden, die an der Hochschule, an der sie promovieren, beschäftigt sind, an allen Promovierenden im Jahr 2022, aufgeschlüsselt nach Fächergruppen. Im Jahr 2022 lag dieser Anteil bei weiblichen Promovierenden bei 25,3 Prozent, bei männlichen Promovierenden bei 30,9 Prozent. Die Aufschlüsselung nach Fächergruppen zeigt, dass die Geschlechterunterschiede zwischen den Fächergruppen, ob Promovierende an der Hochschule beschäftigt sind, und die ungleiche Verteilung der Geschlechter auf die Fächergruppen (horizontale Segregation) zurückzuführen sind.

Besonders häufig haben Promovierende der Fächergruppen Mathematik, Naturwissenschaften sowie Ingenieurwissenschaften eine Beschäftigung an einer Hochschule. In der Fächergruppe Mathematik, Naturwissenschaften gibt es einen deutlichen Geschlechterunterschied dahingehend, dass 41,1 Prozent der männlichen Promovierenden, aber nur 36,5 Prozent der weiblichen Promovierenden an der Hochschule beschäftigt sind. In den Ingenieurwissenschaften ist der Unterschied mit 39,8 Prozent der Frauen und 41,0 Prozent der Männer in einem Beschäftigungsverhältnis zwar relativ gering, allerdings sind nur 23 Prozent der Promovierende dieser Fächergruppe Frauen.

In den Fächergruppen Geisteswissenschaften, Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften sowie Sport sind weibliche Promovierende hingegen häufiger in einem Beschäftigungsverhältnis. Der größte Unterschied ist Im Bereich Sport, wo 35,9 Prozent der Frauen gegenüber 27,7 Prozent der Männer an der Hochschule beschäftigt sind. In den Geisteswissenschaften sind es 21,0 Prozent der weiblichen und 16,6 Prozent der männlichen Promovierenden. In den Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften beträgt der Anteil der Frauen 31,4 Prozent, bei den Männern sind es 28,2 Prozent.

In den Fächergruppen Kunst, Kunstwissenschaften sowie Humanmedizin und Gesundheitswissenschaften gibt es nur geringe Geschlechterunterschiede. In der Kunst liegt der Frauenanteil bei 13,4 Prozent, der Männeranteil bei 13,8 Prozent. In der Humanmedizin und den Gesundheitswissenschaften sind 14,1 Prozent der Frauen und 14,7 Prozent der Männer in einem Beschäftigungsverhältnis.

Dass weibliche Promovierende über alle Fächergruppen seltener als männliche Promovierende an der Hochschule beschäftigt sind, ergibt sich also aus Folgendem: Besonders häufig sind Promovierende in den Fächergruppen Mathematik, Naturwissenschaften und Ingenieurwissenschaften an einer Hochschule beschäftigt. In Mathematik, Naturwissenschaften sind Frauen seltener an einer Hochschule beschäftigt als Männer; in den Ingenieurwissenschaften sind Frauen deutlich unterpräsentiert. Die hohe Anzahl der Promovierenden in diesen beiden Fächergruppen (41% aller Promovierenden) führt dazu, dass über alle Fächergruppen betrachtet weibliche Promovierende seltener als männliche eine Beschäftigung an einer Hochschule haben.

Kontext und gleichstellungspolitische Bedeutung

Hintergrund der Geschlechterungleichheiten bei der Finanzierung einer Promotion sind also zum einen geschlechtsspezifische Unterschiede bei der Wahl der Studienfächer, die in der Promotion sowie in Berufsfeldern fortsetzen. Diese Unterschiede werden auch als horizontale Segregation bezeichnet, bei der bestimmte Studienfächer und Berufe überwiegend von einem Geschlecht gewählt werden.

Zum anderen bieten die Fächer unterschiedliche Chancen, eine Promotion mit einer Beschäftigung an einer Hochschule zu verbinden. Natur- und ingenieurwissenschaftliche Fächer bieten diese Möglichkeit häufig als die anderen Fächer. Die Kombination von horizontaler Segregation und Fächerdifferenzen bei der Chance auf eine Beschäftigung an einer Hochschule führt zu Geschlechterunterschieden bei der Finanzierung einer Promotion. So sind in den Fächergruppen Kunst und Kunstwissenschaft, Sprach- und Kulturwissenschaften sowie Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften freie Promotionen häufiger anzutreffen, bei denen die Promotion oft mit einer nicht-wissenschaftlichen beruflichen Tätigkeit kombiniert wird. Diese fachspezifischen Unterschiede in den Promotionsformen spiegeln die geschlechtsspezifischen Präferenzen bei der Wahl der Studienfächer wider und verstärken bestehende Ungleichheiten (Vogel, 2017; Lojewski, 2011).

Quelle

Die Daten stammen vom Statistischen Bundesamt
Statistischer Bericht: Statistik der Promovierenden

Hochschulen - Statistisches Bundesamt (destatis.de)

Daten als Excel-Datei: hier (131 kB) 

Datenqualität

Art der Datenerhebung

Sekundärerhebung (Vollerhebung) auf Basis der Verwaltungsdaten der Hochschulen

Erhebungstermin

Promovierenden Statistik: Berichtsjahr, Stichtag: 01.12

Periodizität

Jährlich

Erhebungseinheiten

Promotionen

Beschäftigungsverhältnis

Ähnliche Datensätze

Frauenanteil an Promovierenden, Promotionsanfänger*innen und Hochschulabschlüssen

Frauenanteile an den Promotionen und Habilitationen nach Fächergruppen

Weiterführende Literatur

Konsortium Bundesbericht Wissenschaftlicher Nachwuchs (2021): Bundesbericht Wissenschaftlicher Nachwuchs 2021. Statistische Daten und Forschungsbefunde zu Promovierenden und Promovierten in Deutschland. 1. Auflage. Bielefeld: wbv Media. Online verfügbar unter www.buwin.de/dateien/buwin-2021.pdf, zuletzt geprüft am 02.03.2022.

Lojeswki, Johanna (2012): Geschlecht und Studienfachwahl - fachspezifischer Habitus oder geschlechtsspezifische Fachkulturen? In: Philipp Bornkessel und Jupp Asdonk (Hg.): Der Übergang Schule - Hochschule. Zur Bedeutung sozialer, persönlicher und institutioneller Faktoren am Ende der Sekundarstufe II. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften, S. 279–348.

Vogel, Susanne de (2017): Wie beeinflussen Geschlecht und Bildungsherkunft den Übergang in individuelle und strukturierte Promotionsformen? In: KZfSS 69 (3), S. 437–471. DOI: 10.1007/s11577-017-0485-7.