Inhaltliche Beschreibung
Das Diagramm zeigt die Frauenanteile an den höchsten Positionen an Hochschulen im europäischen Vergleich im Jahr 2018.
Um die Teilhabe der Geschlechter auf den verschiedenen hierarchischen Positionen innerhalb von Hochschulen im internationalen Vergleich zu erfassen, entwickelten die Europäische Kommission und die „Statistical Correspondents“ (eine Untergruppe „Helsinki Group on Women and Science) eine Einteilung in vier Kategorien („grades“). Grade A ist die höchste Position, die in einem nationalen Hochschulsystem erreicht werden kann. Für Deutschland werden die W3-/C4-Professuren in dieser Kategorie eingeordnet.
In allen europäischen Ländern ist der Frauenanteil bei den Führungspositionen der Wissenschaft deutlich niedriger als bei Studierenden oder bei niedrigeren Positionen im Wissenschaftssystem. Deutschland lag mit einem Frauenanteil von 20,5 Prozent im Jahr 2018 deutlich unter dem europaweiten Durchschnitt. Höhere Frauenanteile haben beispielsweise Finnland mit 30,3 Prozent und Schweden mit 28,2 Prozent. Der höchste Frauenanteil an diesen Positionen findet sich mit 40,4 Prozent in Litauen.
Kontext und gleichstellungspolitische Bedeutung
Die Daten verweisen auf die vertikale Segregation im Wissenschaftssystem und die Unterrepräsentation von Frauen in Führungspositionen der Wissenschaft.
Bei der Interpretation der Daten im europäischen Vergleich sind allerdings die unterschiedlichen Bedingungen und Strukturen der Wissenschaftssysteme zu beachten. Zum einen unterscheiden sich die Länder dahingehend, wie selektiv die Personalstrukturen an Hochschulen sind. In einigen Ländern (wie beispielsweise Slowenien, Frankreich oder Griechenland) sind über 20 Prozent des wissenschaftlichen Personals in der höchsten Kategorie eingeordnet, in Dänemark, Deutschland oder Portugal dagegen weniger als 7 Prozent. Zum anderen können hohe Frauenanteile in den Führungspositionen auch durch schlechteres Einkommen oder Arbeitsbedingungen einer Hochschultätigkeit im Vergleich zu außerhochschulischen Karrieren bedingt sein. Im internationalen Vergleich sind also hohe Frauenanteile nicht notwendigerweise als Erfolge von Gleichstellungspolitiken zu werten.
Zugang zu den Daten
Hier finden Sie die Daten sowie die Grafik als Excel-Datei (133 kB).
Quelle
She Figures 2021
https://publications.europa.eu/en/publication-detail/-/publication/9540ffa1-4478-11e9-a8ed-01aa75ed71a1/language-en
Die Daten werden von den „Statistical Correspondents“ auf der Basis nationaler Daten (meist amtliche Statistik) zusammengestellt.
Datenqualität
Art der Datenerhebung
Deutschland: Sekundärerhebung (Vollerhebung) auf Basis der Verwaltungsdaten der Hochschulen; übrige Länder: jeweils nationale Datenerhebung
Zusammenstellung der Daten und Zuordnung zu den Kategorien (grades) durch die jeweiligen Länderdelegierten der Statistical Correspondents
Aufbereitung und Prüfung durch das She Figures-Konsortium (ICON, Elsevier, Quantos and Portia)
Erhebungstermin
Erhebung zu einem Stichtag; unterschiedliche Stichtage in den unterschiedlichen Ländern
Periodizität
Unterschiedliche Periodizität in den unterschiedlichen Ländern
Zusammenstellung der Daten: alle 3 Jahre
Brüche in den Daten
Ausnahmen vom Stichjahr: Frankreich, Schweden, Tschechische Republik (alle 2015)
Berechnung
Anzahl der Frauen (Kopfzahl) in Grade A / Anzahl der Frauen und Männer (Kopfzahl) in Grade A * 100
Erhebungseinheiten
Geschlecht: Insgesamt und Frauen
academic staff by grades: Grade A = The single highest grade / post at which research is normally conducted within the institutional or corporate system.
Ähnliche Datensätze
Frauenanteile an Habilitationen, Neu-Berufungen, Professuren und C4/W3-Professuren seit 1980
Weiterführende Literatur
European Commission - DG Research (2021): She Figures Handbook 2021. Brussels. Online verfügbar, zuletzt geprüft am 02.12.2021.
Diezmann, Carmel; Grieshaber, Susan (2019): Women Professors. Who Makes It and How? Singapur: Springer.
European Commission (2019): She Figures 2018. Gender in Research and Innovation: Luxembourg. Online verfügbar, zuletzt überprüft am 28.03.2022.
Murgia, Annalisa; Poggio, Barbara (Hg.) (2018): Gender and Precarious Research Careers. A Comparative Analysis: London: Routledge. Online verfügbar, zuletzt überprüft am 28.03.2022.
Wroblewski, Angela; Striedinger, Angelika (2018): Gleichstellung in Wissenschaft und Forschung in Österreich. Research Report. Unter Mitarbeit von Roland Bildsteiner und Victoria Englmaier. Hg. v. Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur (BMBWK). Online verfügbar, zuletzt überprüft am 27.03.2019.
Hermann, Claudine (2017): Enquête sur le statut des chercheur.e.s et enseignant.e.s - chercheur.e.s dans divers pays d'Europe. Rapport 2017 de l’European Platform of Women Scientists-EPWS (www.epws.org) pour le ministère français de l’Enseignement supérieur, de la Recherche et de l’Innovation, décision d’aide DGRI Programme 172-Action 1 n°17J504. Hg. v. European Platform of Women Scientists (EPWS): Paris. Online verfügbar, zuletzt überprüft am 08.10.2019.
Le Feuvre, Nicky (2015): Contextualizing Women's Academic Careers in Cross-National Perspective: Trento (GARCIA working papers, 3). Online verfügbar, zuetzt überprüft am 28.01.2016.
Kreckel, Reinhard (2010): Karrieremodelle an Universitäten im internationalen Vergleich. In: Borgwardt, Angela (Hg.): Der lange Weg zur Professur. Berufliche Perspektiven für Nachwuchswissenschaftler/innen. Publikation zur Konferenz der Friedrich-Ebert-Stiftung vom 7. Juni 2010. Berlin: Friedrich-Ebert-Stiftung, S. 33–44.
Schlagworte
Statistik und statistische Daten; Professur; Wissenschaft als Beruf; Berufsbiographie; wissenschaftliche Karriere; Internationaler Vergleich