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Kompetenz­zentrum Frauen in Wissenschaft und Forschung

Frauenanteile an Habilitationen, Berufungen, Professuren und C4/W3-Professuren, 1980 - 2022


Kategorien: Wissenschaftliches Personal; Wissenschaftliche Qualifikation; Deutschland

Inhaltliche Beschreibung

Das Diagramm zeigt die Frauenanteile an Habilitationen, Berufungen, Professuren und C4-/W3-Professuren von 1980 bis 2022. W3 ist die höchste Besoldungsstufe für Professuren. Vor der Einführung der W-Besoldung (2002) erfolgte die Bezahlung der Professor*innen der Besoldungsordnung C mit C4 als höchster Besoldungsstufe.

Der Frauenanteil an den Habilitationen steigt seit 1980 kontinuierlich. Zwischen 1980 und 1989 verdoppelte sich der Anteil von 4,5 auf 9,2 Prozent. Mit 35,1 Prozent im Jahr 2020 hat sich der Frauenanteil seit 1980 mehr als versiebenfacht. Im Jahr 2021 sank der Frauenanteil auf 33,9 Prozent und stieg im Jahr 2022 erneut auf 36,5 Prozent.

Geschlechterspezifische Daten zu Neu-Berufungen werden seit 1997 erhoben. Bis 2004 war der Frauenanteil an den Berufungen niedriger als ihr Anteil an den Habilitationen; seit 2008 liegt der Frauenanteil an den Berufungen um rund 3 Prozentpunkte über den Frauenanteil an den Habilitationen des gleichen Jahres. Aktuell sind 40 Prozent der neu berufenen Professor*innen Frauen.

In den Daten sind Professuren und Berufungen an Fachhochschulen und künstlerischen Hochschulen enthalten. Zu beachten ist, dass die kleinen Fallzahlen bei Habilitationen und Berufungen zu Ausschlägen für einzelne Jahre führen können. Gleichwohl ist für beide Bereiche der steigende Trend deutlich erkennbar.

Bei den Professuren insgesamt und bei den C4/W3 Professuren steigt der Frauenanteil erst seit 1990 kontinuierlich an. 2022 waren 28 Prozent aller Professuren (einschließlich W1-Professuren) und 23,8 Prozent der C4/W3-Professuren mit Frauen besetzt. Damit hat sich der Frauenanteil seit 1990 mehr als vervierfacht.

Kontext und gleichstellungspolitische Bedeutung

Daten zu Habilitationen, Berufungen und Professuren zeigen den Zugang von Frauen zu den Führungspositionen in der Wissenschaft. Eine kontinuierliche Steigerung des Frauenanteils, insbesondere des Professorinnenanteils, begann erst mit dem Beginn gleichstellungspolitischer Aktivitäten an den Hochschulen seit den 1990er Jahren. Trotz dieser sind Frauen in den höchsten Positionen der Wissenschaft immer noch unterrepräsentiert. Wenn sich die lineare Steigerung der letzten 20 Jahre in gleicher Weise fortsetzt, wäre eine Geschlechterparität bei den W3-Professuren erst in 50 Jahren erreicht.

In den letzten 15 Jahren veränderten sich die Zugangswege zu Professuren an Universitäten. Die Qualifikation für eine Professur kann auch über eine Juniorprofessur oder die Leitung einer Nachwuchsgruppe erfolgen; eine Habilitation ist nicht mehr die ausschließliche Qualifikation für eine Professur. Die Daten zu den Habilitationen geben damit nicht mehr umfassend das Potenzial für Berufungen auf Universitätsprofessuren an, sind jedoch gleichwohl ein wichtiger Indikator für den Übergang in die wissenschaftliche Weiterqualifikation nach der Professur.

Voraussetzung für eine Professur an einer Fachhochschule sind eine Promotion und Berufspraxis außerhalb der Hochschule. Der Frauenanteil an den Berufungen an Fachhochschulen ist niedriger als an Universitäten, auch wenn das fächerspezifische Profil berücksichtigt wird. Eine Ursache hierfür ist der geringere Frauenanteil an den Bewerbungen.

Zugang zu den Daten

Hier finden Sie die Daten sowie die Grafik als Excel-Datei (160 kB).

Quelle

Die Daten stammen vom Statistischen Bundesamt:

seit 2023: Statistische Berichte - Statistisches Bundesamt (destatis.de) - Statistik des Personal an Hochschulen

bis 2022: Fachserie 11 Reihe 4.4 Personal an Hochschulen

GWK Bericht „Chancengleichheit in Wissenschaft und Forschung“: Daten zu den Berufungen
Daten für Neuberufungen werden seit 1997 erhoben
https://www.gwk-bonn.de/dokumente/materialien-der-gwk/

 

Datenqualität

Art der Datenerhebung

Statistisches Bundesamt: Sekundärerhebung (Vollerhebung) auf Basis der Verwaltungsdaten der Hochschulen

Berufungsdaten der GWK: Abfrage der GWK-Geschäftsstelle bei den Landesministerien

Erhebungstermin

Statistisches Bundesamt: Reihe 1: Beginn des Schuljahres; Reihe 4.1: Daten aus den Immatrikulations- und Rückmeldefristen der Hochschulen; Reihe 4.2: Prüfungsjahr (01.10.-30.09.); Reihe 4.4: Stichtag 01.12.

 

Berufungsdaten der GWK: Stichtag 31.12.

Periodizität

Jährlich

Brüche in den Daten

Daten bis 1991 einschließlich: früheres Bundesgebiet

Erhebungseinheiten

Habilitationen
Berufungen
Hauptberufliches wissenschaftliches und künstlerisches Personal: Professuren
Hauptberufliches wissenschaftliches und künstlerisches Personal: C4 Professuren
Hauptberufliches wissenschaftliches und künstlerisches Personal: W3 Professuren

Berechnung

C4 und W3 Professuren werden zu einer Kategorie zusammengefasst.

Ähnliche Datensätze

Frauenanteile am 1. Studienabschluss, an Promotionen und Habilitationen, seit 1980
Frauenanteile an den Hochschulleitungen, seit 1996
Frauenanteile an den Führungspositionen von Forschungseinrichtungen, seit 1992
Frauenanteile am wissenschaftlichen Personal nach Personalgruppen
Frauenanteile an den W3- / C4- und vergleichbaren Professuren im internationalen Vergleich
 

Weiterführende Literatur

Wagner, Leonie; Paulitz, Tanja; Dölemeyer, Anne; Fousse, Johannes (2021): Jenseits der Gläsernen Decke. Professorinnen zwischen Anerkennung und Marginalisierung. Handreichung für Gleichstellungs- und Hochschulpolitik. Darmstadt, Holzminden. Online verfügbar, zuletzt geprüft am 26.01.2022.

Löther, Andrea (2020): Geschlechtergleichstellung an Kunst- und Musikhochschulen. Unter Mitarbeit von Maximilian Tolkamp. In: Gemeinsame Wissenschaftskonferenz (GWK) (Hg.): Chancengleichheit in Wissenschaft und Forschung. 24. Fortschreibung des Datenmaterials (2018/2019) zu Frauen in Hochschulen und außerhochschulischen Forschungseinrichtungen. Bonn (Materialien der GWK), S. 1–30. Online verfügbar, zuletzt geprüft am 23.11.2020.

Paulitz, Tanja; Wagner, Leonie (2020): Professorinnen – jenseits der „Gläsernen Decke“? Eine qualitative empirische Studie zu geschlechtshierarchisierenden Praxen der Alltagskultur an Hochschulen. In: GENDER 12 (2-2020), S. 133–148. DOI: 10.3224/gender.v12i2.09.

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Wagner, Petra (2019): Strategien gegen die „Leaky Pipeline“: Wie bleiben Akademikerinnen in der Postdoc-Phase der Wissenschaft erhalten? - IAB-Forum. Nürnberg (IAB-Forum, 16.10.2019). Online verfügbar, zuletzt geprüft am 21.10.2019.

Löther, Andrea (2018): Gleichstellung von Frauen und Männern an Fachhochschulen. Unter Mitarbeit von Frederike Freund. In: Chancengleichheit in Wissenschaft und Forschung. 22. Fortschreibung des Datenmaterials (2016/2017) zu Frauen in Hochschulen und außerhochschulischen Forschungseinrichtungen. Bonn, S. 1–27.

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Diallo-Ruschhaupt, Ursula; Plaumann, Susanne; Dombrowski, Eva-Maria (2017): Karrierewege zur Professur an einer Fachhochschule. 1. Auflage: Leverkusen: Budrich UniPress Ltd.

Burkhardt, Anke; Nickel, Sigrun (Hg.) (2015): Die Juniorprofessur. Neue und alte Qualifizierungswege im Vergleich. Baden-Baden: Nomos.

Winter, Martin (2016): Promovierte auf dem Weg zur Professur. Berufsbiografische Interviews mit Juniorprofessor(inn)en, Nachwuchsgruppenleiter(inne)n und habilitierenden wissenschaftlichen Mitarbeiter(inne)n. Hg. v. Hans-Böckler-Stiftung. Düsseldorf (Working Paper Studienförderung, 24). Online verfügbar, zuletzt geprüft am 21.02.2017.

Carqueville, Isabel; Keller, Andreas; Staack, Sonja (Hg.) (2014): Aufstieg oder Ausstieg? Wissenschaft zwischen Promotion und Professur. Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW). Bielefeld: wbv (GEW-Materialien aus Hochschule und Forschung, 122).

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van den Brink, Marieke (2010): Behind the Scenes of Science. Gender practices in the recruitment and selection of professors in the Netherlands. Amsterdam: Pallas Publications, zuletzt geprüft am 15.10.2009.

Schlagworte

Statistik und statistische Daten; Studium; Habilitation; Berufung; Professur; Wissenschaft als Beruf; Berufsbiographie