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Ausländische Studierende bereichern Hightech-Land Deutschland


Kategorien: Studium; Geschlechterverhältnisse; Hochschulen, Hochschulforschung; MINT; Wissenschaft Aktuell

Mehr Studierende aus dem Ausland studieren an deutschen Hochschulen und sie wählen zunehmend MINT-Fächer. Die überwiegende Mehrheit (89 Prozent) strebt einen deutschen Studienabschluss an. Der aktuell veröffentlichte Bericht „Ausländische Studierende in Deutschland 2016“ ergänzt diese amtlichen Daten um weitere interessante Erkenntnisse über ausländische Studierende, die für ein Studium nach Deutschland gekommen sind.

„Ausländische Studierende sind eine große Bereicherung für unsere Hochschulen und unser Land: wirtschaftlich, außenpolitisch und gesellschaftlich. Deutschland hat seine Stellung als attraktiver Studienstandort weiter ausgebaut. Der Hochschulpakt, der Qualitätspakt Lehre und die Internationalisierungsstrategien von Bund, Ländern und Hochschulen haben dazu beigetragen. Die Bundesregierung wird die Internationalisierung der Hochschulen weiter unterstützen. Der heutige Bericht zeigt, dass unsere Wissensgesellschaft davon profitieren kann“, sagte Bundesbildungsministerin Anja Karliczek.

Rund jeder zehnte Studierende in Deutschland ist aktuell ein ausländischer Studierender. Besonders in den MINT-Fächern (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) ist ihre Zahl gewachsen: zwischen 2012 und 2016 um die Hälfte (amtliche Daten). Damit studiert rund jeder Zweite der 252.000 ausländischen Studierenden ein MINT-Fach. Mehr als die Hälfte (56 Prozent) nimmt ein Studium in Deutschland auf wegen der Möglichkeit, nach dem Studienabschluss in Deutschland zu arbeiten. Für das Hightech-Land Deutschland sind ausländische Studierende eine Bereicherung: Sie studieren häufig die für die deutsche Innovationskraft wichtigen MINT-Fächer und machen das Campusleben auch für inländische Studierende internationaler.

Die wirtschaftliche Lage der ausländischen Studierenden wird von verschiedenen Faktoren beeinflusst, u. a. vom Familienstand und vom angestrebten Abschluss. Drei Viertel der Studierenden (73 Prozent) sind sowohl unverheiratet und streben gleichzeitig einen Bachelor-, Master- oder traditionellen Abschluss (Diplom, Magister, Staatsexamen) an. Im Sommersemester 2016 hatten Studierende dieser Gruppe durchschnittliche Einnahmen in Höhe von 776 Euro pro Monat. Ausländische Studierende haben durchschnittlich 140 Euro weniger zur Verfügung als inländische Studierende. Etwa die Hälfte der ausländischen Studierenden arbeitet neben dem Studium.

Der Bericht wurde erstellt vom Deutschen Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW) und dem Deutsche Studentenwerk (DSW), finanziert und herausgegeben wird er vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF).

Quelle, Hintergrund und weitere Informationen:

http://www.dzhw.eu/aktuell/presse/material/pressemitteilungen/PM_DZHW_Auslaendische_Studierende.pdf

Publikation: Apolinarski, B., Brandt, T. (2018).
Ausländische Studierende in Deutschland 2016 Ergebnisse der Befragung bildungsausländischer Studierender im Rahmen der 21. Sozialerhebung.

Download

Die Studie enthält umfangreiche Auswertungen nach Geschlecht.

Einige Ergebnisse (Auszug S. 35 der Studie) :

„Soziodemografische Merkmale: 2016 beträgt der Frauenanteil unter den ausländischen Studierenden 48 Prozent (Bild 4.1). Im Vergleich zu den vorherigen Erhebungen ist der Anteil der Studentinnen – wie auch in der amtlichen Statistik ausgewiesen – leicht gesunken (2012: 51 %). Mit Blick auf die Herkunftsregion (Bild 4.1) finden sich unter osteuropäischen und ostasiatischen Studierenden anteilig die meisten Frauen (65 % bzw. 56 %). Am geringsten ist der Frauenanteil unter Bildungsausländer(inne)n aus Afrika (28 %) sowie aus dem übrigen Asien (ohne Ostasien, 27 %). Unter Studierenden aus den anderen Regionen ist das Geschlechterverhältnis hingegen vergleichsweise ausgeglichen.  Relativ niedrig ist der Frauenanteil unter Studierenden aus Ländern mit geringem Pro-Kopf-Einkommen (32 %, Bild 4.1). Dies hängt unter anderem damit zusammen, dass afrikanische Länder und Länder aus dem übrigen Asien, wie gezeigt, anteilig überproportional der Gruppe der Länder mit geringem Pro-Kopf-Einkommen zuzuordnen und durch einen geringen Frauenanteil charakterisiert sind. Unter den Bildungsausländer(inne)n aus Herkunftsländern mit gehobenem (54 %) oder hohem Pro-Kopf-Einkommen (55 %) befinden sich hingegen anteilig etwas mehr Studentinnen als Studenten. Untergliedert nach dem jeweiligen Abschlussziel zeigt sich folgendes Bild (Bild 4.1): Während in Bachelorstudiengängen das Geschlechterverhältnis ausgeglichen ist, sind in Master- und Promotionsstudiengängen anteilig mehr Männer vertreten (54 % bzw. 58 %). Im Gegensatz hierzu sind in Studiengängen mit dem Ziel Staatsexamen mehr als zwei Drittel der ausländischen Studierenden weiblich (68 %). Ähnlich wie unter den Deutschen und Bildungsinländer(inne)n studieren auch von den Bildungsausländer(inne)n weniger Frauen als Männer an Fachhochschulen (42 % vs. 57 %), was vor allem am Studienangebot und den geschlechterspezifischen Fächerpräferenzen liegt (s. Kap. 3.2). Das Geschlechterverhältnis an den Universitäten ist demgegenüber ausgeglichen."