Bericht der AllBright Stiftung: Entwicklungsland - Deutsche Konzerne entdecken erst jetzt Frauen für die Führung


Kategorien: Geschlechterverhältnisse; Gleichstellungspolitik; Wissenschaft Aktuell

Es gibt Bewegung an den deutschen Unternehmensspitzen: Rekordverdächtig viele Wechsel haben im vergangenen Jahr zu mehr neuen Frauen als sonst in den Vorständen der 160 deutschen Börsenunternehmen geführt. Denn Männer räumen dort öfter ihre Posten: im vergangenen Jahr hat jeder fünfte Mann sein Vorstandsmandat abgegeben, aber nur jede 14. Frau. Immer öfter werden Männer durch Frauen ersetzt. Da kommt also etwas in Bewegung – allerdings auf extrem niedrigem Niveau, denn noch immer sind mehr als 90 Prozent der Vorstandsmitglieder Männer, der Frauenanteil lag am 1. September 2019 bei 9,3 Prozent. Wird das jetzige Tempo beibehalten, ist ein 40-prozentiger Frauenanteil in den Vorständen in 22 Jahren erreicht.

Der Blick ins Ausland zeigt: Bei Vielfalt in der Führung ist Deutschland Entwicklungsland. Dass Frauen nun für das Top-Management entdeckt werden, geschieht mit einiger Verspätung, und es gibt viel aufzuholen.

Vergleicht man den Frauenanteil in den Vorständen der 30 großen DAX-Konzerne mit dem der Großunternehmen in Frankreich, Großbritannien, Polen, Schweden und den USA, ist Deutschland nun nicht mehr Schlusslicht. Der Abstand zum Spitzenreiter USA hat sich jedoch seit 2018 noch vergrößert, das Veränderungstempo ist dort, ebenso wie in Frankreich, höher. 90 Prozent der Großunternehmen in den USA haben bereits mehrere Frauen im Vorstand – in Deutschland ist das mit 17 Prozent die Ausnahme. Und Deutschland ist nach wie vor das einzige Land im Vergleich, in dem kein einziges Großunternehmen einen Frauenanteil von 30 Prozent im Vorstand erreicht.

„Es kommt jetzt darauf an, noch engagierter an einer Erhöhung des Frauenanteils in den Vorständen zu arbeiten, damit Deutschland endlich Anschluss findet an den internationalen Standard“, kommentieren die Geschäftsführer der AllBright Stiftung, Dr. Wiebke Ankersen und Christian Berg. „Unternehmen sollten Frauen nicht nur fördern, sondern einfach konsequent befördern. Die Politik sollte das Ehegattensplitting abschaffen, mehr „Vätermonate“ beim Elterngeld einführen und im Öffentlichen Dienst einen vorbildhaften Frauenanteil von 40 Prozent in Führungspositionen durchsetzen. Und eine kritische Öffentlichkeit kann über Konsumverhalten und Arbeitsplatzwahl ihre Macht nutzen und Chancengleichheit in den Unternehmen ebenso einfordern wie sie es beispielsweise beim Thema Nachhaltigkeit tut.“

In jedem Jahr werden rund 100 Vorstandsposten in den 160 Börsenunternehmen neu besetzt. AllBrights Weiße, Graue und Schwarze Liste geben einen schnellen Überblick: Welchen Firmen gelingt es am besten, Frauen zu finden und zu halten, und welche sind damit besonders attraktiv für Männer und Frauen, die auf eine offene und inklusive Unternehmenskultur Wert legen?

Kontakt:
Geschäftsführerin Wiebke Ankersen, Mobil: 0173-27 77 389; wiebke.ankersen(at)allbright-stiftung(dot)de
Geschäftsführer Christian Berg, Mobil: 0173-565 33 40; christian.berg(at)allbright-stiftung(dot)dem

Quelle: PM - AllBright Stiftung, 23.09.2019
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