Auszug (Editorial):
"In dieser Ausgabe von Bildung auf einen Blick liegt der Schwerpunkt auf den Fächergruppen; aus dem Blickwinkel der Berufswahl junger Menschen werden unterschiedlichste Aspekte hierzu analysiert. Die Ergebnisse zeigen, dass Bildungsteilnehmer im Tertiärbereich am häufigsten die Fächergruppe Wirtschaft, Verwaltung und Recht wählen, während die sogenannten MINT-Fachrichtungen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik weniger attraktiv sind: Rund 23 Prozent der Anfänger im Tertiärbereich entscheiden sich für Wirtschaft, Verwaltung und Recht, nur 16 Prozent für Ingenieurwesen, verarbeitendes Gewerbe und Baugewerbe sowie 6 Prozent für Naturwissenschaften, Mathematik und Statistik. Insbesondere das Feld Informatik und Kommunikationstechnologie (IKT) zieht weniger als 5 Prozent der Anfänger an und erreicht damit den geringsten Anteil aller Fächergruppen. Gleichzeitig erreichen Absolventen dieser Fächergruppe im Durchschnitt der OECD-Länder die höchsten Beschäftigungsquoten – in rund einem Drittel der Länder sogar mehr als 90 Prozent –, was auf ein mangelndes Angebot an Absolventen schließen lässt. Jedoch erzielen nicht alle naturwissenschaftlich ausgerichteten Fachrichtungen hohe Beschäftigungsquoten. Trotz der jüngsten Bemühungen vieler OECD-Länder, mehr Wissenschaftler auszubilden, entsprechen die Beschäftigungsquoten von Absolventen der Fächergruppe Naturwissenschaften, Mathematik und Statistik eher den begrenzteren Beschäftigungsaussichten der Absolventen der Geisteswissenschaften und Künste als den besseren der Ingenieure und IKT-Spezialisten.
Darüber hinaus sind die noch immer bestehenden Unterschiede bei der Berufswahl von Männern und Frauen Anlass zur Sorge. Das ist nirgendwo so offensichtlich wie im Lehrerberuf, wo im Durchschnitt der OECD-Länder mehr als 70 Prozent der Lehrkräfte weiblich sind – und es gibt keinerlei Anzeichen für eine Änderung dieser Geschlechterverteilung bei den jungen Erwachsenen, die sich für das Fach Pädagogik entscheiden. In den Naturwissenschaften und im Ingenieurwesen ist das Gegenteil der Fall, hier sind noch immer die Männer in der Überzahl. Die Ergebnisse der PISA-Leistungserhebung lassen vermuten, dass sich die beruflichen Wege von Jungen und Mädchen schon lange vor der tatsächlichen Entscheidung für einen bestimmten Beruf trennen. Im Durchschnitt der OECD-Länder schneiden Mädchen bei PISA im Bereich Naturwissenschaften zwar besser ab als Jungen, dennoch gehen Jungen eher als Mädchen davon aus, im Alter von 30 Jahren in einem naturwissenschaftlich ausgerichteten Beruf zu arbeiten. Die geschlechtsspezifischen Unterschiede sind bei der Wahl der Fächergruppe für eine Ausbildung im Tertiärbereich sogar noch ausgeprägter: Knapp drei von vier Bildungsteilnehmern im Tertiärbereich in der Fachrichtung Ingenieurwesen und vier von fünf Bildungsteilnehmern in der Fachrichtung IKT sind Männer."
Studie Download
Pressemitteilung für Deutschland, 12.09.2017 (mit Schaubild "Frauenanteil - Anfänger Tertiärbereich")
Pressemitteilung - BMBF, 12.09.2017