Bildung auf einen Blick 2020: OECD-Indikatoren


Kategorien: Wissenschaftspolitik; Bildung und Erziehung; Geschlechterverhältnisse; Statistik; Wissenschaft Aktuell

"Deutschlands traditionsreiche Berufsbildung braucht Digitalisierung und Modernisierung – dann bleibt sie auch im 21. Jahrhundert stark"

In Bildung auf einen Blick vergleicht die OECD jährlich Bildungssysteme, Bildungsausgaben und Bildungserfolge in den OECD-Mitgliedsländern und Partnerländern. Schwerpunkt der diesjährigen Ausgabe ist die berufliche Aus- und Weiterbildung. Dieser Bildungszweig hat in der Coronakrise gleich doppelt zu leiden, da Abstandsregeln einerseits und Unternehmensschließungen andererseits die Verbindung von Theorie und Praxis in vielen Ausbildungsgängen unmöglich machen.

Insgesamt hält auch in Deutschland der Trend hin zu akademischer oder höherer beruflicher Bildung an: In den letzten zehn Jahren hat sich der Anteil junger Menschen mit einem solchen Tertiärabschluss um acht Prozentpunkte erhöht. Bei der Anfängerquote für tertiäre Bildungsgänge liegt Deutschland mit 45 Prozent inzwischen nah am OECD-Mittel von 49 Prozent. Ein Grund für die Attraktivität höherer Bildungsabschlüsse sind die Einkommensvorteile, die sich damit erzielen lassen. Ganzjährig Vollzeitbeschäftigte mit einem tertiären Abschluss verdienen in Deutschland etwa 61 Prozent mehr als solche, die nur eine Berufsausbildung oder Abitur als höchsten Bildungsabschluss vorweisen können. Im OECD-Mittel liegt der Gehaltsvorsprung bei 54 Prozent. Über das Gehalt hinaus legen die Zahlen für Menschen mit Tertiärabschluss einen weiteren Vorteil nahe. So teilen rund 61 Prozent der in Deutschland befragten Erwachsenen mit Tertiärabschluss die Einschätzung, dass sie bei dem, was die Regierung macht, mitreden können. Unter den Personen mit Bildungsstand unterhalb eines Sekundar-II-Abschlusses geben dies nur 36 Prozent an.

Bericht:

https://www.oecd.org/berlin/publikationen/bildung-auf-einen-blick.htm
Begleitende Broschüre zu den Auswirkungen der COVID-19-Krise auf die Bildung

Quelle und weitere Informationen: PM - OECD, 08.09.2020

https://www.oecd.org/berlin/publikationen/bildung-auf-einen-blick.htm

Die Studie enthält zahlreiche Auswertungen nach Geschlecht.

Auszug zu Abschlüssen im Tertiärbereich aus Geschlechterperspektive (S. 58 der Studie): 

"In Bezug auf geschlechtsspezifische Unterschiede lässt sich feststellen, dass jüngere Frauen in allen OECD-Ländern mit größerer Wahrscheinlichkeit über einen Abschluss im Tertiärbereich verfügen als jüngere Männer. Im Durchschnitt der OECD haben 51 % der jüngeren Frauen einen Abschluss im Tertiärbereich im Vergleich zu 39 % der jüngeren Männer, wobei der durchschnittliche geschlechtsspezifische Unterschied zugunsten der Frauen zwischen 2009 und 2019 zugenommen hat. In den Ländern mit vergleichbaren Daten für 2009 und 2019 hat der geschlechtsspezifische Unterschied nur in Finnland, Norwegen und den Vereinigten Staaten während dieses Zeitraums abgenommen (Tab. A1.2). Hinter diesen aggregierten Daten verbergen sich jedoch je nach Fächergruppe deutliche geschlechtsspezifische Unterschiede: In den meisten Ländern dominieren Frauen in Gesundheit und Sozialwesen, in den Fächergruppen Wissenschaft, Technik, Ingenieurwesen und Mathematik sind sie unterrepräsentiert (OECD, 2019[1])."