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Kompetenz­zentrum Frauen in Wissenschaft und Forschung

„Frauen in Karriere – Fokus Forschung und Entwicklung“


Kategorien: Wissenschaft Aktuell; Arbeitswelt und Arbeitsmarkt; Geschlechterverhältnisse; Gleichstellungsmaßnahmen; Karriereentwicklung; MINT; Vereinbarkeit; Hochschulen, Hochschulforschung; Außerhochschulische Forschung

Die digitale Revolution verändert nicht nur die Arbeitswelt grundlegend. Sie stellt auch die Weichen für die Entwicklungs- und Karrierechancen von Frauen neu. Das neu gestartete BMBF-Projekt „Frauen in Karriere – Fokus Forschung und Entwicklung“ nimmt die IT-Industrie und das Ingenieurwesen als Vorreiter dieser Entwicklung in den Blick. ExpertInnen des Instituts für Sozialwissenschaftliche Forschung München (ISF) und der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) analysieren die Karrieremöglichkeiten für Frauen in technischen Berufen, entwickeln Gestaltungsvorschläge für eine nachhaltige Modernisierung von Unternehmen und öffnen damit einen neuen Zugang auch zur MINT-Debatte.

„In der IT-Branche und im Ingenieurswesen wird gerade die Zukunft der Arbeit gestaltet“, erklären die Projektleiterinnen Dr. Kira Marrs und Anja Bultemeier. „Aber wir müssen aufpassen, dass Frauen auch ein Teil dieser Zukunft bleiben.“ Denn die Digitalisierung biete zwar Chancen für eine Verbesserung der Entwicklungs- und Karrierechancen für Frauen. Dies sei jedoch kein Selbstläufer, sondern erfordere nachhaltige Strategien und Konzepte, warnen die Expertinnen vom ISF München und der FAU Erlangen-Nürnberg.

Generell ist der Nachholbedarf in den technischen Bereichen groß. Der Frauenanteil liegt hier häufig unter zehn Prozent, der Anteil von Frauen in Führungspositionen noch darunter. Aktuelle Trends deuten jedoch darauf hin, dass sich neue Entwicklungsperspektiven öffnen. „Insofern liegen die Chancen und Risiken für Frauen in der digitalen Arbeitswelt eng beieinander“, betont ISF-Expertin Marrs.

So gewinnt die Softwareentwicklung in allen technischen Berufen an Bedeutung: „Eine Bremse, eine Motorsteuerung oder ein Röntgengerät werden in ihrer Funktionalität heute im Wesentlichen von der darin enthaltenen Software bestimmt“, erläutert Soziologin Bultemeier. Dies verändert auch Arbeitskultur und Berufsbilder im Bereich Hardware und macht diesen für Frauen attraktiver. Neue Rollenkonzepte und fachliche Anforderungen, wie sie die „agilen“ Unternehmen von heute verlangen, bieten für Frauen ebenso neue Möglichkeiten wie Community-orientierte Formen von Kollaboration und Kommunikation. Nicht zuletzt werden mit Blick auf User Experience und Kundenorientierung im Bereich Forschung und Entwicklung Berufsfelder mit einem höheren Frauenanteil wie Wirtschaftsinformatik, Betriebswirtschaft oder das Wirtschaftsingenieurswesen immer wichtiger.

Andererseits bedroht der mit der Digitalisierung prognostizierte Einbruch am Arbeitsmarkt auch die Beschäftigungsmöglichkeiten für Frauen. „Dem müssen Gesellschaft und Unternehmen aktiv gegensteuern“, fordert Bultemeier. Auch die zunehmende „Entgrenzung“ von Arbeit, die mit den Möglichkeiten mobiler Endgeräte sowie neuer global verteilter und mobiler Arbeitsformen wie „Home Office“ oder „Cloud Working“ einhergeht, betrachten die beiden Wissenschaftlerinnen mit gemischten Gefühlen. Einerseits biete diese Entwicklung bessere Möglichkeiten zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf. „Die entscheidende Frage aber ist, ob die neuen Instrumente für mehr Zeitsouveränität genutzt oder für die Förderung einer neuen Unkultur der permanenten Verfügbarkeit missbraucht werden“, sind Marrs und Bultemeier überzeugt.

Im Zuge des Projekts sollen neue Zukunftskonzepte für Frauenkarrieren in IT und im Ingenieurwesen entwickelt und in die Praxis gebracht werden. Der Projektverbund kooperiert mit einem Netzwerk renommierter Unternehmen und Verbände, das sich ebenfalls seit vielen Jahren für die Förderung und Gestaltung von Frauenkarrieren stark macht, darunter unter anderem die SAP SE, Robert Bosch GmbH, Deutsche Telekom AG, Volkswagen Financial Services AG, Software AG und Siemens AG.

Weitere Informationen zum Projekt und seinem Vorgänger sind auf der neu gestalteten Projekthomepage des ISF München http://www.frauen-in-karriere.de zu finden.

Das Projekt ist ein Verbundprojekt unter Leitung des ISF München in Kooperation mit der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Es wird durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert und im Rahmen der Förderinitiative „Strategien zur Durchsetzung von Chancengleichheit für Frauen in Bildung und Forschung“ in enger Zusammenarbeit mit dem Projektträger im DLR durchgeführt.

Kontakt:
Dr. Kira Marrs (Verbundkoordination) kira.marrs(at)isf-muenchen(dot)de
Dipl.-Pol. Anja Bultemeier, FAU Erlangen-Nürnberg/Institut für Soziologie anja.bultemeier(at)fau(dot)de

Quelle: Pressemitteilung des ISF München vom 29. April 2015

Weitere Informationen:

http://www.frauen-in-karriere.de/