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Kompetenz­zentrum Frauen in Wissenschaft und Forschung

Gelangen Frauen in Familienunternehmen häufiger in Top-Positionen?


Kategorien: Wissenschaft Aktuell; Arbeitswelt und Arbeitsmarkt; Geschlechterverhältnisse; Karriereentwicklung

Aktuelle Untersuchung des Instituts für Mittelstandsforschung (IfM) Bonn. Die familieninterne Unternehmensübertragung ist nach wie vor die am häufigsten praktizierte Form der Nachfolgeregelung in Familienunternehmen. Nach Untersuchungen von Dr. Rosemarie Kay und Dr. Nadine Schlömer-Laufen ziehen Männer dabei eher ihren Sohn vor – Frauen hingegen ihre Tochter.

In großen Familienunternehmen sind mit einem Anteil von 7,5 % mehr Frauen in den Vorstandsetagen zu finden als in großen managergeführten Unternehmen (4,9 %). Insgesamt betrachtet findet sich jedoch gerade einmal in jedem siebten Großunternehmen (15 %) eine weibliche Führungskraft in der Unternehmensspitze. Und hat es eine Frau bis nach ganz oben geschafft, ist sie dort meist die einzige Vertreterin ihres Geschlechts: Lediglich in 1,3 % der Großunternehmen sind zwei oder mehr Frauen im Topmanagement aktiv.

Das Institut für Mittelstandsforschung (IfM) Bonn hatte für die Untersuchung „Frauen in der Unternehmensführung – Gelangen Frauen in Familienunternehmen häufiger in Top-Positionen?“ die Daten von 6.575 großen Unternehmen aller Wirtschaftszweige ausgewertet. Diese würden mehrheitlich unter die Gesetzesinitiative der Bundesregierung fallen, die für börsennotierte oder mitbestimmungspflichtige Unternehmen u. a. verpflichtende Zielvorgaben für den Anteil von Frauen am Vorstand, in den obersten Managementebenen und im Aufsichtsrat vorsieht.

„Die Eigentümer eines Familienunternehmens sind in starkem Maße daran interessiert, die Kontrolle im und über das Unternehmen zu behalten. Dies gelingt am besten, wenn sie selber oder Familienmitglieder die Unternehmensführung übernehmen“, berichtet Dr. Rosemarie Kay, stellvertretende Geschäftsführerin des IfM Bonn. Gehören Frauen zu den Gründern und damit zu den Eigentümern des Unternehmens, sind sie quasi automatisch auch in der Unternehmensführung. Etwas weniger aussichtsreich ist der Weg an die Unternehmensspitze via familieninterner Nachfolge. Am geringsten sind für Frauen die Chancen, in die Unternehmensspitze zu gelangen, wenn sie nicht der Eigentümerfamilie angehören – was die übliche Ausgangslage in Nichtfamilienunternehmen ist.

„Eine Frauenquote reicht alleine vermutlich nicht aus, um den Frauenanteil in den großen Unternehmen spürbar zu erhöhen. Flankierend könnte die Mittelstandspolitik Anreize setzen, die hochqualifizierte Frauen stärker als bisher dazu veranlasst, Unternehmen in wachstumsträchtigen Branchen zu gründen. Auf diese Weise könnten Unternehmen entstehen, die mittelfristig in die Kategorie der Großunternehmen hineinwachsen und in denen Frauen an der Spitze stehen“, so Dr. Rosemarie Kay.

Quelle: IfM-Pressemitteilung, 11.03.2015 

http://www.ifm-bonn.org/index.php?id=51

Weitere Informationen:

http://ejournals.duncker-humblot.de/doi/abs/10.3790/zfke.63.1.1