Geschlechtergerechtigkeit dient als zentraler Maßstab für feministisches Streben nach Gleichberechtigung – wenngleich es nicht eindimensional zu messen und zu definieren ist. Bei der Erreichung von Gerechtigkeit für die Geschlechter kommt dem Staat als Machtmonopol eine zentrale Rolle bei. Gleichzeitig war und sind staatliche Institutionen auch Gegenstand feministischer Kritik an der Macht. Zentrale Fragen sind: wie lässt sich geschlechtergerecht und feministisch Macht in Wissenschaft und Politik kritisieren? Welche kapitalismuskritischen Perspektiven lassen sich auf Transformationen im Zusammenhang von Care und Geschlecht werfen? Und wie kann es gelingen Geschlechtergerechtigkeit Organisationen herzustellen?
Diesen und weiteren Fragen widmet sich der Sammelband „Geschlecht und Gerechtigkeit. Aktuelle Perspektiven auf die Entstehung, Reproduktion und Transformation geschlechtlicher Ungleichheiten“, herausgegeben von Dr. Lena Weber (CEWS), Dr. Julia Gruhlich (Georg-August-Universität Göttingen), Prof. Dr. Antje Langer (Universität Paderborn) and Dr. Claudia Mahs (Geschäftsführerin Zentrum für Geschlechterstudien / Gender Studies, Universität Paderborn). Die Beiträge zeigen: Solange Care- und Erwerbsarbeit ungleich bewertet und mit binären Geschlechtervorstellungen verknüpft werden, bleibt Geschlechtergerechtigkeit schwer messbar – und schwer erreichbar.
Der Beitrag von Dr. Lena Weber und Dr. Anke Lipinsky analysiert die widersprüchliche Entwicklung von Gleichstellung in den Führungsetagen und Verbreitung von Gleichstellungsmaßnahmen an Hochschulen. Sie zeigen, dass Erfolge und Widerstand gegen Gleichstellungspolitik oft gleichzeitig auftreten und diskutieren die Konsequenzen für zukünftige gleichstellungspolitische Maßnahmen.
Andrea Löther und Nina Steinweg untersuchen in ihrem Beitrag wie Hochschulen Gleichstellung in Fachbereichen steuern. Ihre Analyse zeigt, dass Gleichstellungspolitik oft dezentral an Gleichstellungsbeauftragte delegiert wird, während Fachbereichsleitungen sich nur selten als verantwortlich betrachten. Sie diskutieren die Chancen und Herausforderungen verschiedener Steuerungsansätze und zeigen, dass Steuerung allein nicht ausreicht, sondern von weiteren Faktoren wie Gleichstellungskompetenz auf Leitungsebene begleitet werden muss.
Der Sammelband ist seit dem 13. Februar 2025 bei Springer VS veröffentlicht. Mehr Informationen zum Sammelband finden Sie hier.