Monika Motylinska vom IRS erhält als einzige außeruniversitäre Wissenschaftlerin Freigeist-Fellowship


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Was haben deutsche Bauunternehmen wie Bilfinger Berger und HOCHTIEF zur Globalisierung der Architektur beigetragen? Noch nie wurde diese Frage umfassend untersucht. Für ihre wegweisende Projektidee erhielt die Architekturhistorikerin Dr. Monika Motylinska vom Leibniz-Instituts für Raumbezogene Sozialforschung (IRS) eine Freigeist-Fellowship der VolkswagenStiftung. Die Förderung erlaubt es Motylinska fünf Jahre lang zu forschen und dabei bis zu drei Doktorandinnen oder Doktoranden auszubilden. Das IRS als Institut der Leibniz-Gemeinschaft ist damit in der aktuellen Förderrunde die einzige außeruniversitäre Forschungseinrichtung mit einem Freigeist-Fellow.

Die Fördersumme beläuft sich auf 1.060.000 €, wovon 830.000 € von der VolkswagenStiftung getragen werden. Der verbleibende Betrag wird vom IRS als Ko-Finanzierung getragen.

Das von Monika Motylinska entwickelte und in der Historischen Forschungsstelle des IRS angesiedelte Projekt trägt den Titel „Conquering (with) Concrete. German Construction Companies as Global Players in Local Contexts“. Es untersucht, wie große deutschen Baufirmen Märkte und Räume eroberten und damit ihre Präsenz in unterschiedlichen Regionen des Globalen Südens wortwörtlich zementierten. Denn die Frage der Zementproduktion ist zentral. Wissen und Kontrolle über Herstellung und Distribution von Zement waren und sind ein prägender Faktor für die Fähigkeit von Bauunternehmen, neue Märkte zu erschließen. Doch das Projekt blickt weiter. Es soll Bauunternehmen als analytische Prismen nutzen: für das Zusammenkommen von materiellen und immateriellen Faktoren wie Kapital, Wissen, technischen Standards und architektonischen Ideen, aber auch verschiedener disziplinäre Perspektiven: Architektur- und Baugeschichte, Stadtforschung, Wirtschaftsgeographie, Governance, Ökologie und Anthropologie. Dabei sollen auch die Hinterlassenschaften deutscher Bauunternehmen im Globalen Süden und die Persistenz des Labels „Made in Germany“ in der Bauwirtschaft betrachtet werden. Anhand von Fallstudien in Brasilien, Indien und Nigeria geht es darum, wie der deutsche Architekturexport des 20. Jahrhunderts sich an unterschiedliche lokale Bedingungen angepasst hat, und wie mit diesem Erbe umgegangen wird – etwa im Denkmalschutz.

Ziel dieses umfassenden Vorhabens ist es also, abseits ausgetretener Pfade neue konzeptionelle und empirische Verbindungen herzustellen. Das Freigeist-Programm dient dazu, genau solche mutigen Schritte zu ermöglichen. Motylinska ist eine von insgesamt neun Freigeist-Fellows, die in der aktuellen Runde gefördert werden. Das IRS, ein Institut der Leibniz-Gemeinschaft, ist in der aktuellen Förderrunde die einzige außeruniversitäre Forschungseinrichtung mit einem Freigeist-Fellow. Rund 90 Forscherinnen und Forscher hatten zum Stichtag im vergangenen Oktober Ideen eingereicht.

Quelle und weitere Informationen zu den Freigeist-Fellowship der VolkswagenStiftung und zu Monika Motylinska: PM- Leibniz-Institut für Raumbezogene Sozialforschung (IRS), 12.09.2019