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Kompetenz­zentrum Frauen in Wissenschaft und Forschung

Projekt #100TechFrauen geht an den Start: Neue Perspektive auf die Tech-Ökonomie


Kategorien: Geschlechterverhältnisse; Gleichstellungspolitik; MINT; Wissenschaft Aktuell

In der Tech-Ökonomie brechen verkrustete hierarchische Strukturen auf. Das macht den Weg frei für eine offene Innovationskultur und schafft jenseits der MINT-Qualifikationen neue Zugänge ins technische Feld. Im Verbundprojekt „Zukunft sichtbar machen: 100 innovative Frauen in der Tech-Ökonomie“ (#100TechFrauen) erforschen Wissenschaftlerinnen des ISF München und der FAU Erlangen-Nürnberg die Tech-Ökonomie aus einer gendersensiblen Perspektive. Sie analysieren die Potenziale und Entwicklungschancen von Frauen in diesem Umfeld und präsentieren Vorreiterinnen, die schon jetzt in Tech-Unternehmen eine neue Innovations- und Transformationskultur vorantreiben.

Die Tech-Ökonomie, die sich gerade ausprägt, ist das Ergebnis einer ubiquitären Veränderungsdynamik, die im Internet ihren Ursprung hat. Dieser Umbruchprozess umfasst neben den Wertschöpfungssystemen und der Organisation von Arbeit auch die Entwicklung von Innovationen. Statt in der geschlossenen Welt der Forschungs- und Entwicklungsabteilungen generieren Tech-Unternehmen Innovationen in offenen Netzwerken mit interdisziplinären Akteurinnen und Akteuren. Diese haben den alltäglichen Gebrauchswert eines Produkts im Fokus, das sie auf der Basis von Daten und ihres gemeinsamen Know-hows weiterentwickeln. Technik, Programmierung sowie Hard- und Softwareexpertise sind dabei nur eine Seite der Medaille. Menschen, die aus Daten Informationen machen, die Kundenbedarfe immer wieder neu interpretieren und Innovationen in Permanenz generieren sowie in vernetzten Strukturen interdisziplinär zusammenarbeiten, sind für den Erfolg der Tech-Ökonomie ebenfalls von zentraler Bedeutung.

Tech-Ökonomie als Trendsetter einer neuen Innovationskultur: Damit ist die Tech-Ökonomie ein Trendsetter für zukünftige Innovationssysteme, in denen neue Skills und Talente gebraucht werden. So gewinnt zunehmend die Fähigkeit an Bedeutung, divers zusammengesetzte Teams mit unterschiedlichen Kompetenzen, beruflichen Hintergründen und Haltungen zu orchestrieren, Mitarbeitende zu coachen und zu empowern, crossfunktional zu agieren, Prozesse auf der Basis von Daten agil zu steuern und Verantwortung zu teilen. „Viele erwarten vermutlich, dass die Tech-Ökonomie die viel diskutierte MINT-Problematik zuspitzt und die Begrenzungen für Frauen weiter verschärft“, sagt Dr. Kira Marrs, Wissenschaftlerin am Institut für Sozialwissenschaftliche Forschung (ISF) München. „Unser Eindruck ist, dass sie vielmehr neue Zugänge in technische Berufe schafft und das Feld weiter öffnet.“ Diese Entwicklung verbessert die Rahmenbedingungen grundlegend, in denen Frauen sich beruflich entwickeln und Karrierewünsche realisieren können.

Frauen als Pionierinnen im menschenzentrierten Mitmachunternehmen: Feldstudien, die Marrs und ihre Projektkollegin Anja Bultemeier, Wissenschaftlerin an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, derzeit in Vorreiterunternehmen der Tech-Ökonomie durchführen, bestätigen diese These. Die Erhebungen zeigen zudem, dass Frauen in diesen Organisationen bereits jetzt Pionierinnen einer neuen Unternehmenskultur sind. Diese stellt die Mitarbeitenden als entscheidende Größe im Innovationsprozess in den Mittelpunkt von Strategie und Konzepten und soll eine reibungslose Interaktion zwischen den verschiedenen Akteursgruppen im Unternehmen fördern. Frauen sind in diesen „menschenzentrierten Mitmachunternehmen“ in vielfältigen Funktionen und mit unterschiedlichen Kompetenzen oftmals die treibende Kraft. „In den Transformationsprozessen der Tech-Ökonomie spielen Frauen eine zentrale Rolle“, stellt Bultemeier fest. „Sie treiben Innovationen offensiv, selbstbewusst und durchsetzungsstark voran.“

Tech-Ökonomie gendersensibel gestalten: Im Rahmen des Projekts analysieren die beiden Arbeitsforscherinnen die Innovationsprozesse in der Tech-Ökonomie und den besonderen Beitrag, den Frauen dazu leisten. Sie untersuchen das sich wandelnde Verhältnis von Frauen und Technik sowie die Rahmenbedingungen, die Frauen in Zukunft brauchen, um ihre Potenziale zu entfalten und die im aktuellen Umbruch liegenden Möglichkeitsräume zu nutzen. Darüber hinaus identifizieren sie Pionierinnen und Pioniere einer neuen Innovationskultur und stellen sie kontinuierlich der interessierten Öffentlichkeit vor. „Mit dem Projekt #100TechFrauen wollen wir einen substanziellen Beitrag zu einer gendersensiblen Gestaltung der Tech-Ökonomie leisten“, betonen Marrs und Bultemeier.

Quelle, Analysen, Hintergrundinformationen und Kontakt: PM - ISFMÜnchen, 03.05.2023