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Studienkredite: 50 Millionen Euro monatlich an Studierende ausgezahlt


Kategorien: Studium; Geschlechterverhältnisse; Hochschulen, Hochschulforschung; Wissenschaft Aktuell

Aktuell nutzen rund 100.000 Personen in Deutschland einen Studienkredit zur Studienfinanzierung. Kreditgeber wie Banken oder Studentenwerke zahlen dabei insgesamt rund 50 Millionen Euro pro Monat aus. Diese Werte ermittelte das CHE Centrum für Hochschulentwicklung exklusiv im Rahmen seines jährlichen Studienkredit-Tests.

Laut einer aktuellen Anbieter-Befragung durch das CHE im Juni 2018 gab es im vergangenen Jahr 280.000 aktive Studienkredit-Verträge. Hierbei befinden sich mit 180.000 rund zwei Drittel der Kreditnehmer bereits in der Rückzahlungsphase. Die übrigen 100.000 Personen sind noch in der Auszahlungsphase. Damit nehmen aktuell 3,5 Prozent aller Studierenden einen Studienkredit in Anspruch. Sie erhalten hierbei – meist monatlich – Geld zur Studienfinanzierung aus einem Studienkredit oder Bildungsfonds. Solche Angebote werden in Anspruch genommen, wenn ein Studium durch BAföG, Stipendien oder Nebenjob nicht oder nicht mehr ausreichend finanziert werden kann.

Das Gesamtvolumen der Auszahlungen entspricht nach Anbieter-Angaben derzeit einem Umfang von mehr als 600 Millionen Euro pro Jahr. Bundesweit werden also durchschnittlich monatlich rund 50 Millionen Euro an Studierende ausgezahlt. Die Zahl der neu abgeschlossenen Studienkreditverträge ist von 2014 bis 2017 um ein Drittel gesunken, von 59.000 auf 41.000. Besonders betroffen sind die beiden Marktführer, der KfW-Studienkredit und der Bildungskredit des Bundesverwaltungsamtes. Rund 92 Prozent aller Verträge im vergangenen Jahr wurden bei den beiden staatlichen Anbietern unterzeichnet.

Erstmals erfragte das CHE auch das Geschlechterverhältnis bei den Kreditnehmern. Bezogen auf die Vertragsabschlüsse liegt der Frauenanteil aktuell bei 47 Prozent. Dies entspricht nahezu dem Frauenanteil bei den Studierenden insgesamt. Obwohl damit fast jeder zweite Studienkredit von einer Frau in Anspruch genommen wird, sind Aus- und Rückzahlungsbedingungen im Falle von Schwangerschaft und Elternzeit nicht bei allen Anbietern vertraglich klar geregelt.

Ein Versäumnis, wie Studienkredit-Experte Ulrich Müller angesichts von Rückzahlungs-Zeiträumen von bis zu 25 Jahren anmerkt: „Während der Elternzeit sollte einem allein der Nachwuchs den Schlaf rauben und nicht die Sorge um die Rückzahlung eines Studienkredites“. Der Leiter politische Analysen beim CHE Centrum für Hochschulentwicklung fordert deshalb, dass Anbieter hier nicht auf vertragsrechtlich wenig belastbare „individuelle Lösungen“ verweisen sollten. Stundungen oder reduzierte Raten während Schwangerschaft und Elternzeit sollten bei Vertragsabschluss besser schriftlich fixiert werden. 

Die gängigen Finanzierungsangebote in Deutschland stuft der CHE-Studienkredit-Test 2018 als durchweg seriös und gut gestaltet ein. Unter den 46 untersuchten Studienkrediten, Studiendarlehen und Bildungsfonds erreichten viele Spitzenergebnisse in mehreren der fünf Bewertungskategorien (Zugang, Kapazität, Kosten, Risikobegrenzung und Flexibilität).

Weiterhin erfasst der CHE-Studienkredit-Test keine Peer-to-peer-Angebote. Hierbei werden die Kredite nicht von der Bank, sondern über ein Webportal von einzelnen oder mehreren Privatpersonen bereitgestellt. CHE Experte Müller mahnt hier zur Vorsicht und warnt: „Nicht überall wo ‚Studienkredit‘ drauf steht, geht es auch um studentische Bedürfnisse, etwa eine monatliche Aus- und Rückzahlung.“ Das gelegentlich angeführte Argument der schnellen und unbürokratischen Bearbeitung der Kreditanfrage mache die Nachteile von teilweise horrend hohen Zinssätzen nicht wett.

Über den CHE-Studienkredit-Test:

Der CHE-Studienkredit-Test 2018 entstand in Zusammenarbeit mit dem Handelsblatt und erscheint in diesem Jahr in seiner 13. Auflage. Er bewertet anhand von 21 Einzelkriterien Vor- und Nachteile von 46 aktuell verfügbaren Studienkreditangeboten. Datenbasis sind Selbstauskünfte der Anbieter. Mit seinen zahlreichen Detailinformationen bietet er eine transparente Marktübersicht für Studierende und Studieninteressierte. Zusätzlich kann man anhand von Tabellen eine eigene Bedarfskalkulation erstellen. Der CHE-Studienkredit-Test ist frei verfügbar unter www.che-studienkredit-test.de.

Link zu den wichtigsten Zahlen, Daten und Fakten zum Thema als Infografik:

http://www.che.de/downloads/AeB_Studienkredite_2018_2150.pdf

Link zum „CHE kurz + Kompakt: Studienkredite“, einem 6-seitigen Infopaket für Studieninteressierte:

www.che.de/studienkredit

Kontakt: Ulrich Müller, Tel. 05241 9761-56, E-Mail: ulrich.mueller(at)che(dot)de

Quelle: PM - CHE, 11.07.2018