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Vielfaltsbarometer 2019: Wie gut Vielfalt akzeptiert wird, hängt vom Alter ab


Kategorien: Diversity, Antidiskriminierung, Intersektionalität; Wissenschaft Aktuell

  • Das Vielfaltsbarometer der Robert Bosch Stiftung zeigt: Jüngere Menschen sind offener für eine vielfältige Gesellschaft als ältere.
  • Eine große Rolle spielt dabei die politische Orientierung.
  • Experten empfehlen: Für ein wertschätzendes Miteinander in der Gesellschaft sollten alle Generationen einbezogen werden.
     

Gesellschaftliche Vielfalt wird in Deutschland überwiegend positiv bewertet. Dabei zeigt sich die junge Generation unter 25 Jahren offener für Vielfalt als ältere Menschen über 72 Jahren, die zur sogenannten Aufbaugeneration gehören. Während die Akzeptanz von Vielfalt in Deutschland auf einer Skala von 0 bis 100 insgesamt bei 68 Punkten liegt, sind es bei den Jugendlichen 73, bei den Älteren 61 Punkte. Junge Frauen erweisen sich als besonders tolerant und können als Treiber von Vielfaltsakzeptanz gesehen werden. Das hat jetzt eine Sonderauswertung des Vielfaltsbarometers der Robert Bosch Stiftung GmbH ergeben, die Wissenschaftler der Jacobs University Bremen erstellt haben. Untersucht haben sie für das Barometer sieben Vielfaltsdimensionen: Lebensalter, Geschlecht, Behinderung, sexuelle Orientierung, ethnische Herkunft, Religion und sozioökonomischer Status.

Einen großen Einfluss darauf, wie gut Vielfalt akzeptiert wird, hat die politische Orientierung der Menschen in Deutschland. Eine eher linke politische Verortung geht mit einer größeren Akzeptanz einher, eine eher rechte politische Orientierung mit einer geringeren Akzeptanz. So lässt sich teilweise auch der Unterschied zwischen den unter 25-Jährigen und den über 72-Jährigen erklären: Junge Menschen sind politisch eher links orientiert, ältere Menschen befinden sich tendenziell im rechten Spektrum, wie die repräsentative Studie zeigt.

Eine Ausnahme gibt es jedoch: Bei der Akzeptanz von sozioökonomisch Schwächeren zeigte sich kein signifikanter Generationenunterschied. Stattdessen spielen hier andere Faktoren eine Rolle, unter anderem die Bildung. Menschen, die eine Ausbildung abgeschlossen haben, akzeptieren sozioökonomisch Schwächere weniger (55 Punkte auf der Akzeptanzskala) als Menschen mit einem Hochschulabschluss (62 Punkte) oder ganz ohne formalen Abschluss (59 Punkte). Das zeigt eine weitere Auswertung des Vielfaltsbarometers. Die Bremer Forscher vermuten, dass sozioökonomische Schwäche möglicherweise Abstiegsängste bei Facharbeitern auslöst und dadurch eine Neigung besteht sich zu distanzieren.

Um ein wertschätzendes Miteinander der Menschen in Deutschland insgesamt zu fördern, empfehlen die Experten, alle Generationen einzubeziehen. Besonders im Hinblick auf die Generationenunterschiede sei die Gruppe der Senioren nicht zu vernachlässigen, wenn es um Aufklärung und die Vermittlung von Kompetenzen im Umgang mit Vielfalt geht.

Über das Vielfaltsbarometer
Das Vielfaltsbarometer 2019 der Robert Bosch Stiftung ist eine repräsentative Bevölkerungsbefragung zum Thema „Gesellschaftliche Vielfalt und Zusammenhalt“. Dafür wurden bundesweit 3.025 Personen ab 16 Jahren telefonisch zu ihren Meinungen und ihrem Verhalten gegenüber verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen befragt. Die Daten wurden zwischen Mai und Juli 2018 vom Institut für angewandte Sozialwissenschaft (infas) in Bonn erhoben.

Vielfaltsbarometer, Download (pdf)

Quelle und weitere Informationen: PM - Robert Bosch Stiftung, 12.11.2019