Das Thema genderinklusive Sprache wird im öffentlichen Diskurs sehr stark von Meinungen geprägt, wobei wissenschaftliche Erkenntnisse oft zu kurz kommen. Dabei gibt es ein sehr lebendiges Forschungsfeld der „Genderlinguistik“, in dem vielfältigste wissenschaftliche Studien durchgeführt werden. Im Vortrag sollen daher empirisch fundierte Studien aus dem eigenen Forschungsteam im Fokus stehen, die den Themenkomplex „Gender und Sprache im Deutschen“ wissenschaftlich beleuchten. Ich möchte dabei auf drei Themen fokussieren: 1. Bei Diskussionen um genderinklusive Sprache scheint es manchmal so, als sei die Veränderung zu mehr genderinklusiven Formulierungen eine Art Sprachwandel, den es früher noch nie gab bzw. der sich nicht „natürlich“ in übliche Sprachwandelprozesse einfügt. Dabei gerät in den Hintergrund, dass es auch schon früher Sprachdiskussionen gab, die sich rund um die Themen der Versprachlichung von Gender bzw. sexueller Orientierung drehten. Die erste präsentierte Studie fokussiert daher auf Sprachdiskussionen im deutschen Bundestag aus den 1980er Jahren. 2. Begriffe wie ‚Gendersprache‘ erwecken den Eindruck, dass sich genderinklusiv formulierte deutsche Texte deutlich von solchen unterscheiden, in denen nicht ‚gegendert‘ wird. ‚Gendersprache‘ erscheint somit wie eine neue Varietät des Deutschen. Um diesen Eindruck empirisch zu überprüfen, haben wir untersucht, wie viel sich in Pressetexten ändern würde, wenn nicht genderinklusiv formulierte Texte genderinklusiv umformuliert werden würden. Ergebnis dieser zweiten Studie, die ich vorstellen möchte: etwa jedes 100. Wort. 3. Genderzeichen wie der Genderstern oder der Genderdoppelpunkt werden auch in Unternehmenskontexten immer häufiger verwendet. Manche sehen die Verwendung dieser Sprachzeichen jedoch als eine Art „Pinkwashing“, d. h., dass Firmen den Anschein erwecken wollen, für geschlechtliche Vielfalt und Gleichberechtigung einzustehen, dies aber nur oberflächlich tun und keine echten Gleichstellungsinitiativen umsetzen. In der dritten Studie gehen wir diesem Zusammenhang auf den Grund, indem wir untersuchen, ob große börsennotierte deutsche Unternehmen „Pinkwashing“ betreiben, indem sie in ihrer Unternehmenskommunikation eine geschlechtergerechte Sprache verwenden, ohne sich zu anderen Gleichstellungsbemühungen zu verpflichten. Dies messen wir an der Vertretung von Frauen in ihren Vorständen und Aufsichtsräten.
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