Workshop von Anne Rauber: "Verhütung als Sorgearbeit von Mädchen" im Rahmen der Veranstaltungsreihe Young Gender Scholars meet …
Auch in diesem Semester bringt die Veranstaltungsreihe Young Gender Scholars meet … Studierende, Promovierende, Rising Stars der Geschlechterforschung und etablierte Wissenschaftler*innen in einen intensiven Forschungsdialog. Die Reihe bietet einen Einblick in den universitären Forschungsalltag unserer Early Career Researchers. Im Rahmen von YGSM berichten sie über eigene Forschungsprojekte und –ergebnisse. Darüber hinaus wird über aktuelle theoretische und methodische Entwicklungen und Debatten diskutiert. Einmal im Semester stellen Promovierende ihre Dissertationsprojekte im Rahmen eines Workshops vor, der für alle Statusgruppen geöffnet ist. Ergänzt wird der Workshop durch einen öffentlichen Vortrag etablierter Wissenschaftler*innen, die von den Promovierenden eingeladen werden.
An wen denken wir, wenn wir über Care nachdenken? Als Geschlechterforscher*innen denken wir unmittelbar an die doppelte Vergesellschaftung von Frauen, wir denken an den „Gender Pay Gap“ , der sich trotz aller politischer Be-mühungen nicht zu schließen scheint, wir denken an den „Gender Care Gap“ und Zeitverwendungserhebungen, die zeigen, dass Frauen mehr unbezahlte Arbeit leisten als Männer – 9 Stunden pro Woche, um genau zu sein, wie die neusten Zahlen zeigen. Während ein differenziertes Forschungsinteresse über Care- und Sorgearbeit aus unterschiedlichen wissenschaftlichen Perspektiven zu verzeichnen ist und dabei auch die Verschränkung aus Geschlecht mit weiteren Ungleichheitskategorien von Interesse ist, lässt sich jedoch beobachten, dass die Verschränkung aus Alter und Geschlecht weniger bedacht wird. Kurzum: Wenn in der gesellschaftlichen Debatte über Care und Sorge gesprochen wird, ist damit fast immer die von Frauen selbst ausgeübte oder an andere Frauen delegierte Care-Arbeit gemeint. Junge Menschen – Kinder und Jugendliche – werden dabei allenfalls als Adressat*innen und Empfänger*innen, nicht jedoch als Ausübende von Care-Arbeit verstanden. Die Frage, die sich daran anschließt, ist: YoungGender Scholars meet... Ob und inwiefern verrichten Jugendliche und junge Erwachsene Care-Arbeit? Anhand von empirischem Material aus meiner Studie „Verhütung als Sorgearbeit von Mädchen“ erarbeiten wir in diesem Workshop zum einen, inwiefern und anhand welcher Strukturen Mädchen bereits in ihrer Jugend unsichtbare Care-Arbeit verrichten. Das empirische Material zeigt, dass Mädchen neben Zeit und Geld auch ein hohes Maß an mentaler Arbeit im Umgang mit den verschiedenen Verhütungsmitteln leisten und damit bereits in ihrer Jugend in Care-Ökonomien eingebunden sind. Zum anderen beleuchten wir anhand des empirischen Materials, welche Veränderungsbedarfe es auf Sicht der Mädchen gibt, die zu einer Verbesserung gegenwärtiger Strukturen beitragen würden und im Feld der Mädchenarbeit, der Sexualpädagogik sowie im Feld (gynäkologischer) Beratungstätigkeiten über Verhütung, aber auch darüber hinaus, zur Anwendung kommen könnten.
Die Veranstaltung findet im Erdgeschoss des MaJaC (Universitätsstraße 105) statt. Da es bei dem Workshop nur eine begrenzte Teilnehmer*innenzahl geben kann, wird um eine frühzeitige Anmeldung per E-Mail an maximiliane.brand@rub.de gebeten.