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Kompetenz­zentrum Frauen in Wissenschaft und Forschung

Entwicklung des Studentinnenanteils in Deutschland seit 1908


Kategorien: Studium; Deutschland

Inhaltliche Beschreibung

Das Diagramm zeigt die Entwicklung der Studierendenanzahl insgesamt und des Studentinnenanteils seit 1908. Der Studentinnenanteil – abgetragen auf der rechten Achse – stieg seit der Zulassung von Frauen zum Studium in Deutschland auf gegenwärtig knapp über 50 Prozent. Dieser Anstieg erfolgte nicht linear, sondern mit starken Steigerungen, Rückgängen und Stagnation. Die Zahl der Studierenden stieg nach 1945 fast kontinuierlich an, besonders stark vom Ende der 1960er Jahre bis in die 1980er Jahre sowie seit 2008.

Für die Jahre 1936 bis 1946 gibt es Datenlücken.

Kontext und gleichstellungspolitische Bedeutung

Die lange Zeitreihe und die Verknüpfung mit der Entwicklung der Studierendenzahlen insgesamt zeigt, welche Bedeutung politische Entscheidungen auf den Zugang von Frauen zum Studium haben. Nachdem Frauen das Studium in 1908 in Preußen allgemein erlaubt wurde, stieg der Frauenanteil bis Anfang der 30er Jahre auf knapp 16 Prozent an. Infolge der Wirtschaftskrise, dem Ausschluss jüdischer Studentinnen nach 1933 und der nationalsozialistischen Politik, den Frauenanteil an Hochschulen zu begrenzen, sank dieser in den folgenden Jahren wieder. Die Studierendenzahl insgesamt halbierte sich von 1930 bis 1939. Die Zugangsbeschränkungen für Frauen wurden bereits 1935 wieder aufgehoben. Aufgrund des Rückgangs an männlichen Studierenden während der Kriegsjahre, liegt der Studentinnenanteil in den Jahren 1941-1943 bei über 30 Prozent.

Von der Bildungsexpansion der 1960er und 1970er Jahre profitierten insbesondere Frauen: Die Zahl der männlichen Studierenden vervierfachte, die der Studentinnen versechsfachte sich. Entsprechend stieg der Frauenanteil von 27 Prozent auf 37 Prozent.

Von 1982 bis 1989 stagnierte der Studentinnenanteil bei weiterhin steigenden Studierendenzahlen. Bis 2002 stieg der Frauenanteil noch einmal von unter 40 auf 47,2 Prozent an. Die Anzahl der Studierenden ändert sich in dieser Zeit nicht wesentlich. Trotz der ab der 2000er rasant steigenden Anzahl der Studierenden liegt der Frauenanteil seit 2007 konstant bei knapp unter 50 Prozent.

Zugang zu den Daten

Hier finden Sie die Daten sowie die Grafik als Excel-Datei

Quelle

Seit 2023: Statistisches Bundesamt: Statistische Berichte - Statistisches Bundesamt (destatis.de) Statistik der Studierenden

Ab 1947: Statistisches Bundesamt: Fachserie 11 Reihe 4.1 Studierende an Hochschulen

Bis 1941: Titze, Hartmut (Hg.) (1987)

 

Datenqualität

Art der Datenerhebung

Sekundärerhebung (Vollerhebung) auf Basis der Verwaltungsdaten der Hochschulen; Berichtszeitraum: Winter- und Sommersemester, Erhebungszeitraum: während der Immatrikulations- und Rückmeldefristen der Hochschulen; Periodizität: Halbjährlich für Sommer- und Wintersemester

 

Titze, Hartmut (Hg.) (1987)
 

Brüche in den Daten

Für 1940 sowie die Jahre 1944-1946 liegen keine Daten vor (aus diesem Grund wird hier keine durchgehende Linie angezeigt).

Daten bis 1991 einschließlich: früheres Bundesgebiet

 

Erhebungseinheiten

Studierende

Ähnliche Datensätze

Frauenanteile an den Studienanfänger*innen, Studierenden und Abschlüsse seit 1993
Studierende nach Fächergruppen
Studentinnenanteile im internationalen Vergleich
Fächerwahl von Studierenden im internationalen Vergleich (Dissimilaritätsindex)

Weiterführende Literatur

Nash, Margaret A. (Hg.) (2018): Women’s Higher Education in the United States. New Historical Perspectives: Palgrave Macmillan.

Birn, Marco (2015): Die Anfänge des Frauenstudiums in Deutschland. Das Streben nach Gleichberechtigung von 1869-1918; dargestellt anhand politischer, statistischer und biographischer Zeugnisse. Univ., Diss.--Heidelberg, 2013. Heidelberg: Winter (Heidelberger Schriften zur Universitätsgeschichte, 3).

Budde, Gunilla-Friederike (2002): Geglückte Eroberung? Frauen an Universitäten des 20. Jahrhunderts - ein Forschungsüberblick. In: Feministische Studien: Zeitschrift für interdisziplinäre Frauen- und Geschlechterforschung 20 (1), S. 98–112.

Dickmann, Elisabeth; Schöck-Quinteros, Eva; Dauks, Sigrid (Hg.) (2000): Barrieren und Karrieren. Die Anfänge des Frauenstudiums in Deutschland. Dokumentationsband der Konferenz "100 Jahre Frauen in der Wissenschaft" im Februar 1997 an der Universität Bremen. Berlin: Trafo Verlag.

Huerkamp, Claudia (1995): Bildungsbürgerinnen. Frauen im Studium und in akademischen Berufen. Göttingen.

Schlüter, Anne (Hg.) (1992): Pionierinnen, Feministinnen, Karrierefrauen? : zur Geschichte des Frauenstudiums in Deutschland. Pfaffenweiler.

Titze, Hartmut (Hg.) (1987): Datenhandbuch zur deutschen Bildungsgeschichte, Bd. 1. Hochschulen, 1. Teil: Das Hochschulstudium in Preußen und Deutschland 1802-1944. Göttingen.

Schlagworte

Statistik und statistische Daten; Studium; Studierende; Hochschulen