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Kompetenz­zentrum Frauen in Wissenschaft und Forschung

Frauenanteile an den Juniorprofessuren, 2005-2022


Kategorien: Wissenschaftliches Personal; Deutschland

Inhaltliche Beschreibung

Das Diagramm zeigt die zeitliche Entwicklung des Frauenanteils an Juniorprofessuren von 2005 bis 2022. Der Frauenanteil ist von 29 Prozent im Jahr 2005 auf 48,7 Prozent in 2022 gestiegen.

Kontext und gleichstellungspolitische Bedeutung

Juniorprofessuren wurden 2002 mit dem Ziel eingeführt, eine frühzeitige unabhängige Forschung und Lehre zu ermöglichen. Juniorprofessor*innen gehören zu der Personalgruppe der „Professor*innen“ und haben ähnliche Rechte und Pflichten. Allerdings sind Juniorprofessuren befristet und nur selten mit einem Tenure Track – der Berufungsmöglichkeit auf eine unbefristete Professur – verbunden.

Während vorher die Qualifikation zu einer Lebenszeitprofessur an einer Universität fast ausschließlich über eine Habilitation erfolgte, gibt es inzwischen mit der Juniorprofessur sowie Nachwuchsgruppenleitungen und ähnlichen alternative Wege, mit jeweils unterschiedlicher Bedeutung in einzelnen Fächern.

Die gleichstellungspolitische Forderung, dass 40 Prozent der Juniorprofessuren mit Frauen besetzt sein sollen, wird inzwischen erfüllt. Der Frauenanteil an den Juniorprofessuren entspricht inzwischen ihrem Anteil an den Promotionen. Auch Professuren mit Tenure Track sind mit 46,4 Prozent fast geschlechterparitätisch besetzt. Allerdings haben weniger als 20 Prozent der Juniorprofessuren eine solche langfristige Perspektive. Auch haben Juniorprofessorinnen schlechtere Chancen beim Übergang in die Lebenszeitprofessur: ihre Ausstattung mit wissenschaftlichen Kapital ist geringer; sie sind schlechter mit höheren Statusgruppen vernetzt, sind weniger mobil und investieren mehr Zeit in Familien- und Hausarbeit als ihre männlichen Kollegen. Elternzeit wirkt sich negativ auf die Berufungschancen von Juniorprofessorinnen, nicht jedoch von Juniorprofessoren aus (Zimmer 2018). Darüber hinaus findet mit der Einführung der Juniorprofessur eine soziale Schließung statt: Juniorprofessor*innen kommen noch häufiger aus Elternhäusern mit einer akademischen Bildung als andere Qualifikationsstellen (Möller 2018).

Zugang zu den Daten

Hier finden Sie die Daten sowie die Grafik als Excel-Datei (336 kB)

Quelle

Die Daten stammen vom Statistischen Bundesamt:

Seit 2023: Statistische Berichte - Statistisches Bundesamt (destatis.de) - Statistik des Hochschulpersonals

Bis 2022: Fachserie 11 Reihe 4.4 Personal an Hochschulen, Tabelle 3: Personal nach Dienstbezeichnungen, Qualifizierungsposition und Fächergruppen der fachlichen Zugehörigkeit

Datenqualität

Art der Datenerhebung:
Sekundärerhebung (Vollerhebung) auf Basis der Verwaltungsdaten der Hochschulen

Erhebungstermin:
Berichtsjahr, Stichtag: 1.12.

Periodizität:
Jährlich

Erhebungseinheiten:
Juniorprofessor*innen

Ähnliche Datensätze:
Frauenanteile an den Juniorprofessuren nach Fächergruppen

Frauenanteile am wissenschaftlichen Personal nach Personalgruppen

Frauenanteile am 1. Studienabschluss, an Promotionen und Habilitationen, seit 1980

Weiterführende Literatur

Wegrzyn, Eva; Altenstädter, Lara; Alberg, Ivonne; Öztas, Süheda; Yilmaz, Beyza (2021): Sorgearbeit und Qualifizierung in der Wissenschaft in Zeiten von Corona – Einblicke in qualitative Forschung zu Juniorprofessuren. In: FemPol 30 (2-2021), S. 193–197. DOI: 10.3224/feminapolitica.v30i2.20.

Borgwardt, Angela (2021): Die Tenure-Track-Professur: Impulsgeberin für das deutsche Wissenschaftssystem. Unter Mitarbeit von Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena, Uwe Cantner, Rolf van Dick, Joachim Escher, Georg Krausch und Hans-Jochen Schiewer.

Winter, Martin (2019): Qualifizierungswege zur Professur - aus Sicht von Juniorprofessor*innen, Nachwuchsgruppenleiter*innen und habilitierenden wissenschaftlichen Mitarbeiter*innen. In: Das Hochschulwesen: Forum für Hochschulforschung, -praxis und -politik 67 (3), S. 60–69.

Möller, Christina (2018): Diverse Professorenschaft? Intersektionale Erkenntnisse am Beispiel der Universitäten in Nordrhein-Westfalen. In: CEWSjournal (114), S. 67–70. Online verfügbar, zuletzt überprüft am 28.03.2022.

Zimmer, Lena M. (2018): Das Kapital der Juniorprofessur. Einflussfaktoren bei der Berufung von der Junior- auf die Lebenszeitprofessur. Wiesbaden: Springer VS.

Burkhardt, Anke; Nickel, Sigrun; Berndt, Sarah; Püttmann, Vitus; Rathmann, Annika (2016): Die Juniorprofessur – vergleichende Analyse neuer und traditioneller Karrierewege im deutschen Wissenschaftssystem. In: Beiträge zur Hochschulforschung 38 (1-2), S. 86–117. Online verfügbar, zuletzt überprüft am 28.03.2022.

Burkhardt, Anke; Nickel, Sigrun (Hg.) (2015): Die Juniorprofessur. Neue und alte Qualifizierungswege im Vergleich: Baden-Baden: Nomos.

Kamm, Ruth; Werner, Iris (2014): Perspektiven nach der Juniorprofessur. Das Beispiel der CAU Kiel. In: Qualität in der Wissenschaft (QiW). Zeitschrift für Qualitätsentwicklung in Forschung, Studium und Administration 8 (4), S. 93–95.

Federkeil, Gero; Buch, Florian (2007): Fünf Jahre Juniorprofessur. Befragung zum Stand der Einführung: Gütersloh: CHE Centrum für Hochschulentwicklung.

Lind, Inken; Löther, Andrea (2006): Juniorprofessuren in Nordrhein-Westfalen. Ein Vergleich der Qualifikationswege Juniorprofessur und C1-Assistentenstelle: Bonn: Center of Excellence Women and Science (CEWS). Online verfügbar, zuletzt überprüft am 28.03.2022.

Schlagworte

Statistik und statistische Daten; Hochschulen; Professur; Juniorprofessur; Wissenschaft als Beruf