Einleitung zur Ad-hoc-Gruppe: Von der Abhängigkeit vom Familienernährer zur Abhängigkeit vom Markt? : Chancen und Risiken der Transformation der Geschlechterverhältnisse
Titelübersetzung:Introduction to the ad hoc group: from dependence on the family breadwinner to dependence on the market? : opportunities and risks in the transformation of gender relations
Autor/in:
Wimbauer, Christine; Henninger, Annette
Quelle: Unsichere Zeiten: Herausforderungen gesellschaftlicher Transformationen ; Verhandlungen des 34. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Jena 2008. Bd. 1 u. 2. Soeffner, Hans-Georg (Hrsg.), Kursawe,Kathy (Mitarb.), Elsner, Margrit (Mitarb.), Adlt, Manja (Mitarb.). Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologie "Unsichere Zeiten. Herausforderungen gesellschaftlicher Transformation"; Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2010, 3 S.
Inhalt: "In der vergleichenden Wohlfahrtsstaatsforschung wird die These vertreten, dass post-industrielle Arbeitsmarkt- und Familienstrukturen neue soziale Risiken generieren, von denen u.a. Frauen besonders betroffen sind. Zugleich gewinnt seit einiger Zeit das adult worker-Modell, das auf die Integration aller Erwerbsfähigen in den Arbeitsmarkt und damit auf eine verstärkte Kommodifizierung auch von Frauen zielt, an Bedeutung. Durch den Umbau des deutschen Sozialstaates lässt sich in einigen Bereichen der Sozialpolitik auch für Deutschland eine Hinwendung zum adult worker Modell konstatieren, während in anderen Bereichen, etwa angesichts der mangelnden Kinderbetreuungsinfrastruktur, beim Ehegattensplitting oder beim Fortbestehen abgeleiteter Sozialversicherungsansprüche, an der Abhängigkeit der Frauen von einem männlichen Ernährer und an ihrer Familialisierung festgehalten. Im Mittelpunkt der Ad-hoc-Gruppe steht die Frage, ob bzw. wie weit sich Deutschland seit den jüngsten sozialpolitischen Reformen der Großen Koalition auf dem Weg zum adult worker Modell befindet. Inwieweit zeichnen sich in unterschiedlichen Feldern der Sozialpolitik empirische Evidenzen für einen Wandel der Geschlechterordnung hin zum adult worker-Modell - samt einem möglichen Zuwachs an Geschlechtergleichheit - ab, und wo zeigen sich Beharrungstendenzen des Familienernährer-Modells? Hat sich inzwischen das adult worker-Modell als konsistentes neues Paradigma etabliert, oder handelt es sich weiterhin um einen widersprüchlichen Mix von verstärkter Kommodifizierung sowie De- und Re- Familialisung von Frauen? Welche Implikationen bringt dieser (ungleichzeitige) Wandel für die (Re-) Produktion von (Geschlechter-)Ungleichheiten mit sich, welche Chancen und Risiken sind damit verbunden? Die Ad-hoc-Gruppe zielt damit aus einer wohlfahrtsstaatlichen Perspektive auf die zweite Dimension der im Programmpapier genannten 'zeitgenössischen Verunsicherung', den Wandel der Geschlechterverhältnisse - samt der damit verbundenen Implikationen für soziale Ungleichheiten." (Autorenreferat)
CEWS Kategorie:Arbeitswelt und Arbeitsmarkt, Geschlechterverhältnis
Dokumenttyp:Sammelwerksbeitrag
"Arbeit" und "Liebe" : ein Widerspruch?
Titelübersetzung:"Work" and "love" : a contradiction?
Autor/in:
Henninger, Annette; Wimbauer, Christine
Quelle: Arbeit: Perspektiven und Diagnosen der Geschlechterforschung. Brigitte Aulenbacher (Hrsg.), Angelika Wetterer (Hrsg.). Münster: Verl. Westfäl. Dampfboot (Forum Frauen- und Geschlechterforschung), 2009, S. 100-118
Inhalt: In der Soziologie werden "Arbeit" und "Liebe" in unterschiedlichen Teildisziplinen behandelt: Während (Erwerbs-)Arbeit von der Arbeits- und Industriesoziologie untersucht wird, beschäftigt sich die Familiensoziologie mit der "Liebe". Verknüpfungen nimmt gelegentlich die Frauen- und Geschlechterforschung vor - sie weist auf geschlechtsspezifische Ungleichheiten hin, die aus kulturellen Geschlechternormen sowie aus einer Arbeitsteilung resultieren, die reproduktive Tätigkeiten überwiegend Frauen zuweist. Ziel des vorliegenden Beitrags ist die Darstellung des state of the art innerhalb dieser Teildisziplinen sowie die Verknüpfung der bislang großteils unverbundenen Debatten auf Ebene der Semantik, d.h. von Deutungen, die sich in Diskursen, Idealtypen und Leitbildern niederschlagen, als auch auf Ebene empirischer Beobachtungen. Während die Klassiker "Liebe" und "Arbeit" idealtypisch als widersprüchlichen "Logiken" folgend fassten, erfolgt - so die These der Autorinnen - Subjektivierung im Zuge der gewandelten Semantiken nun über das Versprechen und den Anspruch von Selbstverwirklichung in beiden Bereichen. Damit wandeln sich die Widersprüche, die die Klassiker zwischen Arbeit und Liebe ausmachen, in neue Widersprüche innerhalb beider Bereiche. (ICA2)
Quelle: Berliner Journal für Soziologie, Bd. 18 (2008) H. 1, S. 99-128
Inhalt: "In dem Beitrag analysieren die Verfasser aus einer geschlechter- und ungleichheitssoziologischen Perspektive zwei aktuelle familienpolitische Reformvorhaben: das im Januar 2007 eingeführte einkommensabhängige Elterngeld und die Debatte um die Reform des Ehegattensplittings. Die durch diese Reformen hervorgerufenen Veränderungen lassen sich mit der These eines Leitbildwandels vom traditionellen Ernährermodell zum adult worker-Modell nur unzureichend fassen. Vielmehr, so die erste These der Verfasser, wandelt sich gegenwärtig das Zusammenspiel von (De-)Familialisierung und (De-)Kommodifizierung grundlegend, und zwar nicht nur durch eine stärkere Betonung von Arbeitsmarktaktivierung, sondern auch durch den Versuch, über finanzielle Anreize die Geburtenraten zu steigern. Die hier analysierten Reformvorhaben setzen zudem vor allem Anreize für eine verstärkte Arbeitsmarktaktivierung und Geburtensteigerung bei hochqualifizierten Frauen, während das familienpolitische Ziel der Umverteilung in den Hintergrund tritt. Dies hat, so die zweite These der Verfasser, tiefgreifende Folgen mit Blick auf soziale Ungleichheiten, indem es lediglich hochqualifizierten Frauen eine 'exklusive Emanzipation' verspricht." (Autorenreferat)
Inhalt: "Focusing on gender and social inequalities, the authors analyse two current reforms in German family policy: the 2007 parental leave reform and the discussion on a reform of the joint taxation of married couples. These reforms lead to changes in policy instruments and objectives that are not adequately described by the thesis of a change towards an adult worker model. Rather, so the first argument of the authors, the reforms lead to a thoroughgoing change of the interplay between (de-)familialization and (de-)commodification, as they not only put a stronger focus on labour market activation, but also try to increase birth rates via financial incentives. However, both reform projects mainly provide incentives for higher labour market participation and birth rates among highly qualified women, which means an important shift away from the objective of redistribution that has been an important impetus for German familiy policy so far. This development has severe consequences for social inequalities, as it promises an 'exclusive emancipation' for highly qualified women only." (author's abstract)
Schlagwörter:Geschlechterverhältnis; Ungleichheit; soziale Ungleichheit; Familienpolitik; politische Reform
Zeit ist mehr als Geld : Vereinbarkeit von Kind und Karriere bei Doppelkarriere-Paaren
Titelübersetzung:Time is more than money : compatibility between a child and a career in dual-career couples
Autor/in:
Henninger, Annette; Wimbauer, Christine; Spura, Anke
Quelle: Zeitschrift für Frauenforschung und Geschlechterstudien, Jg. 25 (2007) H. 3/4, S. 69-84
Inhalt: "In diesem Beitrag verknüpfen die Verfasserinnen unterschiedliche, interdependente Analyseebenen: die Ebene sozial- und arbeitsrechtlicher Regulierung, die Ebene der Arbeitsorganisationen sowie Deutungen und Handlungen auf der individuellen und vor allem auf der Paarebene. Zunächst analysieren sie neuere Entwicklungen in der Familien- und Arbeitszeitpolitik, die eine Verbesserung der Rechte von Eltern bei der Verbindung von (Teilzeit-)Erwerbstätigkeit und Kinderbetreuung versprechen (Abschnitt 1). Auch Arbeitsorganisationen scheinen sich in den letzten Jahren verstärkt um eine verbesserte Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu bemühen (Abschnitt 2). Anschließend präsentieren die Verfasserinnen Befunde aus drei Interviews mit Doppelkarriere-Paaren, die Kind(er) und Karriere(n) vereinbaren (Abschnitt 3). Die Falldarstellungen zeigen exemplarisch, wie es bei den befragten Paaren zur Realisierung eines Kinderwunsches kommt und wo aus ihrer Sicht zentrale Probleme für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf liegen (Abschnitt 4)." (Textauszug)