Quelle: Feministische Studien : Zeitschrift für interdisziplinäre Frauen- und Geschlechterforschung, Jg. 25 (2007) H. 1, S. 92-95
Inhalt: Die Autorinnen nehmen unter anderem das Buch von Thea Dorn "Die neue F-Klasse. Wie die Zukunft von Frauen gemacht wird" (2006) zum Anlass einer kurzen kritischen Betrachtung des neuen Feminismus in der Bundesrepublik. Dieser stellt sich ihrer Meinung nach als ein sehr ambivalentes Projekt dar, das sich trotz anders lautender Absicht erstaunlich gut in eine mediale Mischung aus "Eva-Herman-Prinzip, Rabenmütterdiskurs, der Diskreditierung von GenderMainstreaming und kritischer Geschlechterforschung" sowie einer Wiederbelebung soziobiologischer bzw. evolutionärer Denkweisen einfügt: "Um neue feministische Positionen in der gegenwärtigen Situation mit Erfolg öffentlichkeitswirksam platzieren zu können, muss nicht nur der so genannte 'alte' Feminismus als Schreckgespenst der Geschichte entsorgt werden, sondern der neue Feminismus muss zudem als anschlussfähig an hegemoniale Diskurskonjunkturen entworfen werden - als weichgespülter Spartenfeminismus, der unter Gerechtigkeit den Zugang einiger Weniger zu den Eliten der Republik versteht. Der neue Spartenfeminismus präsentiert sich in diesem Szenario als Motivationstaktik und Bewerbungsschreiben leistungsbereiter Durchstarterinnen zugleich". (ICI)
Frauen, Männer, Geschlechter, Fantasien : Politik der Erzählungen
Titelübersetzung:Women, men, genders, fantasies : politics of narrations
Autor/in:
Hark, Sabine
Quelle: Gender kontrovers: Genealogien und Grenzen einer Kategorie. Gabriele Dietze (Hrsg.), Sabine Hark (Hrsg.), Carsten Junker (Mitarb.), Julie Miess (Mitarb.), Susann Neuenfeldt (Mitarb.), Julia Roth (Mitarb.). Königstein: Helmer, 2006, S. 19-45
Inhalt: Der Beitrag geht den Reisen des Begriffs Gender durch die Kulturen des (deutschsprachigen) akademischen Feminismus nach. Ausgehend von der These, dass Erzählungen politisch agieren, d.h. sie definieren Grenzen und konstruieren Genealogien, sie ordnen Relevanzen und generieren Plausibilität, rekonstruiert die Autorin Erzählungen feministischer Theoriegeschichte und Verwendungsweisen der Kategorie Gender. Insbesondere wird die Geschichte der Namensgebung des akademischen Projekts der Untersuchung von Geschlechterverhältnissen und Geschlechterordnung analysiert sowie die regulierende Funktion befragt, die in diesem Zusammenhang durch die Verwendungsweisen von Gender ausgeübt wird. Das zentrale Argument lautet, dass Geschichten über die Geschichte eines Feldes ebenso wie die Namen, mit denen ein Feld bezeichnet wird, nicht getreue Abbilder eines irgendwie realen Prozesses sind, sondern von aktuellen Imperativen ebenso wie von womöglich unbewussten Wünschen regierte, interessierte Geschichten und Bezeichnungen, die also aus heutiger Perspektive, mit heutigen Zielen und im Kontext gegenwärtiger wissenschaftlicher, politischer und kultureller Referenzen und Anforderungen erzählt werden. Die Ausführungen zielen auf die Frage, ob die jetzt etablierten intellektuellen und institutionellen Formationen der Gender Studien in der Lage sind, die anstehende Arbeit zu leisten, nämlich insbesondere produktiv mit dem oben angesprochenen epistemischen Paradox umzugehen. (ICG2)
Inhalt: Inhaltsverzeichnis: Sabine Hark und Gabriele Dietze: Unfehlbare Kategorien? - Einleitung (9-18); Sabine Hark: Frauen, Männer, Geschlechter, Fantasien. Politik der Erzählungen (19-45); Gabriele Dietze: Schnittpunkte. Gender Studies und Hermaphroditismus (46-68); Gayle Rubin: Der Frauentausch. Zur "politischen Ökonomie" von Geschlecht (69-122); Wendy Brown: Die Unmöglichkeit der Women's Studies (123-151); Sabine Broeck: Das Subjekt der Aufklärung - Sklaverei - Gender Studies: Zu einer notwendigen Relektüre der Moderne (152-180); Judith Butler: Uneigentliche Objekte (181-213); Annette Schlichter: Queer at Last? Heterosexuelle Intellektuelle und der Wunsch nach Transgression (214-242); Carsten Junker/ Julie Miess/ Susann Neuenfeldt/ Julia Roth: Was, wenn Bartleby eine Frau wäre? (243-260).
Das Maskenspiel der Fächer - Transdisziplinarität als geschlechterpolitische Intervention?
Titelübersetzung:The dressing up game of subjects - transdisciplinarity as intervention in gender policy?
Autor/in:
Hark, Sabine
Quelle: Gleichstellung in der Forschung: Organisationspraktiken und politische Strategien. Hildegard Matthies (Hrsg.), Ellen Kuhlmann (Hrsg.), Maria Oppen (Hrsg.), Dagmar Simon (Hrsg.). Berlin: Ed. Sigma, 2003, S. 205-218
Inhalt: Die Autorin setzt sich mit den Forderungen nach Inter- und Transdisziplinarität im Wissenschaftssystem und in der Geschlechterforschung kritisch auseinander und fragt danach, ob sie als "geschlechterpolitische Interventionen" tauglich sind. Sie weist darauf hin, dass transdisziplinäre Wissensprojekte eine Geschichte, einen Ort und eine Zeitachse haben und dass sie daher hegemoniale Praktiken und funktionale Antagonismen gleichermaßen stützen wie in Frage stellen können. Sie diskutiert die Transformation der Hochschule zur "entrepreneurial university" und die Bedeutung von Frauen- und Geschlechterforschung in den "Häusern des Wissens". Eine Dekonstruktion der vergeschlechtlichten disziplinären Wissensordnung setzt ihrer Meinung nach voraus, dass die Perspektiven der Transdisziplinarität nicht jenseits der Disziplinen, sondern in der reflexiven Praxis einer wechselseitigen Befragung des disziplinären Ortes gesucht werden. (ICI2)