Ansichtssache Managerialismus an deutschen Hochschulen : ein empirisches Stimmungsbild und Erklärungen
Autor/in:
Schmid, Christian Johann; Wilkesmann, Uwe
Quelle: Beiträge zur Hochschulforschung, 37 (2015) 2, S 56–87
Inhalt: Die Hochschulforschung beschäftigt sich seit Jahren mit der Umsetzung des Neuen Steuerungsmodells (NSM) und dessen Konsequenzen für die Leistungserstellung in akademischer Forschung und Lehre. Im vorliegenden Beitrag wird hingegen untersucht, wie stark sich das NSM in den kognitiven Wahrnehmungs- und Bewertungsschemata der Professorenschaft abbildet. Mit einer statistischen Sekundäranalyse einer bundesweiten Online-Befragung von Professorinnen und Professoren sowie Rektoratsmitgliedern wird zuerst ein allgemeines Stimmungsbild zur prinzipiellen Akzeptanz, Indifferenz oder Reaktanz managerialer Hochschulsteuerung dokumentiert. Mit einem geometrischen Analyseverfahren (multiple Korrespondenzanalyse) werden dann typische Pro- und Contra-Lager abgebildet und interpretiert. Zuletzt werden Einflussfaktoren auf die Akzeptanz betriebswirtschaftlichen Hochschulmanagements erklärt (Regressionsanalysen). Die so generierten Ergebnisse geben verschiedenartige empirisch begründete Anlässe, die These der Wandlung vom homo academicus zum homo oeconomicus als plausibel zu diskutieren.
Schlagwörter:Deutschland; Hochschule; Hochschulreform; New Public Management; Professor; Rektor; Wettbewerb
Die Freiheit arbeiten zu dürfen : Akademische Laufbahn und legitime Lebenspraxis
Autor/in:
Beaufaÿs, Sandra
Quelle: Beiträge zur Hochschulforschung, 37 (2015) 3, S 40–58
Inhalt: Der Beitrag blickt aus kultursoziologischer Perspektive auf wissenschaftliche Karrieren. Er stellt die These auf, dass die Lebenspraxis, die von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern verkörpert wird, gleichzeitig eine vergeschlechtlichte Distinktionspraxis ist. Über die Verkörperung einer legitimen Lebensführung wird eine spezifisch akademische Männlichkeit hervorgebracht und symbolisch aufgeladen. Diese Distinktionspraxis wirkt als Zugangshürde für „neue Akteure“ und als symbolisches Kapital für die bereits Etablierten. Die Folge ist für manche, insbesondere für Frauen, ein definitiver Karriereausschluss, zumindest aber ein höherer Eintrittspreis für diejenigen, die nicht unmittelbar an die legitime wissenschaftliche Praxis anschließen. Die empirische Grundlage der Argumentation bilden qualitative Interviews mit Mitgliedern der Leitungsebene von Exzellenzeinrichtungen sowie mit Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern auf ersten Führungspositionen im Rahmen der Exzellenzinitiative.
Wandel der Wissenschaft und Geschlechterarrangements : Organisations und Steuerungspolitiken in Deutschland, Österreich, Großbritannien und Schweden
Autor/in:
Aulenbacher, Brigitte; Binner, Kristina; Riegraf, Birgit; Weber, Lena
Quelle: Beiträge zur Hochschulforschung, 37 (2015) 3, S 22–38
Inhalt: Die universitäre Wissenschaft befindet sich in einem tief greifenden und weit reichenden Umbauprozess. Eine dominierende Entwicklungstendenz ist die Ökonomisierung, die sowohl das Verhältnis zwischen Organisation und Profession, als auch zwischen Staat und Markt neujustiert. Daneben lassen sich weitere Entwicklungen feststellen, etwa die Standardisierung der Studiengänge im Rahmen des Bologna-Prozesses, die Implementation von Gender Mainstreaming und Diversity Policies, sowie Auditierungen und Zertifizierungen, welche Universitäten eine neue Familienfreundlichkeit und Geschlechtergerechtigkeit bescheinigen. Diese Prozesse berühren die Geschlechterarrangements in der Wissenschaft. Der Beitrag fragt, wie die verschiedenen Entwicklungen einander beeinflussen und wirken. Er zeigt, dass die Gewichtung der verschiedenen Tendenzen, ihr Zusammenspiel und die Folgen für die Geschlechterarrangements länder- und organisationsspezifisch variieren.
Wertepräferenzen an deutschen Universitäten : Eine Leitbilderanalyse zur Organisationskultur
Autor/in:
Müller, Romina
Quelle: Beiträge zur Hochschulforschung, 37 (2015) 4, S 64–78
Inhalt: Deutsche Universitäten haben im Zuge der Implementierung des sogenannten Neuen Steuerungsmodells an institutioneller Autonomie und Selbstkontrolle gewonnen. Im Hinblick auf diesen Transformationsprozess wird verstärkt die Organisationswerdung von Universitäten diskutiert. Dabei stellt sich die Frage, ob der Transformationsprozess zu einer ausgeprägten Organisationskultur und differenzierten Wertepräferenzen führt, oder aber eine gleichförmige Entwicklung hin zu einer Präferenz von unternehmerischen Werten impliziert. Der Aufsatz geht dieser Fragestellung in Form einer Analyse von Wertepräferenzen, wie sie sich in den Leitbildern ausgewählter deutscher Universitäten wiederfinden, auf den Grund. Dafür werden relevante Dimensionen von Organisationskultur durch eine qualitative Inhaltsanalyse identifiziert und dann in Anlehnung an das Konzept des Competing Values Framework typologisch kategorisiert. Die Analyse zeigt konvergierende Tendenzen von nach außen präsentierten Organisationskulturen der untersuchten Universitäten hin zu einer Wertepräferenz von Marktkulturen auf.
Schlagwörter:Hochschule; Leitbild; New Public Management; Organisation; Organisationskultur; Universität; unternehmerische Hochschule
Karrierewege und Lebensgestaltung promovierter Ingenieur- und Naturwissenschaftlerinnen aus Osteuropa an deutschen Universitäten
Titelübersetzung:Career and life paths from Eastern European female senior researchers in SET subjects at German universities
Autor/in:
Wolffram, Andrea
Quelle: Beiträge zur Hochschulforschung, Jg. 36 (2015) H. 3, S. 100-117
Inhalt: "Die Faktoren erfolgreicher Karriereverläufe von promovierten Ingenieur- und Naturwissenschaftlerinnen aus osteuropäischen Staaten an deutschen Universitäten bilden den Schwerpunkt dieses Beitrags. In der Studie wurde unter anderem die Frage verfolgt, ob es Unterschiede in berufsrelevanten persönlichen Merkmalen wie Leistungen, Selbstbewertungen und Motivationen in den beruflichen Karrieren im Vergleich zu deutschen Ingenieur- und Naturwissenschaftlerinnen ohne Migrationshintergrund gibt. Es wurde untersucht, welche Potenziale, aber auch welche Barrieren die Migration zur Folge gehabt haben. Vor diesem Hintergrund wird diskutiert, ob die Karrieren der befragten Wissenschaftlerinnen durchweg als erfolgreich gewertet werden können, welche Ressourcen sie für die Ermöglichung dieser Karrieren mitbrachten, aber auch, welche Einschränkungen sie in Kauf nehmen mussten. Eingebettet sind diese Fragestellungen zudem in die Analyse der Lebensgestaltung der Wissenschaftlerinnen osteuropäischer Herkunft mit Migrationserfahrung mit besonderer Fokussierung auf die Faktoren berufliche und familiale Vereinbarkeitsarrangements sowie deren Vergleich mit deutschen Wissenschaftlerinnen ohne Migrationshintergrund." (Autorenreferat)
Inhalt: "This article focusses on factors for successful careers of female senior researchers in SET subjects from Eastern Europe at German Universities. Grown up in a social system where sciences and engineering was less gender stereotyped as - for example - in Germany, these female researchers who were interviewed in a qualitative study allow a 'view from outside' on the gendered substructure of the German scientific system. At the same time these women are a very specific, highly qualified and selective group of academics who made a scientific career from the level of PhD students up to a leading position in science or a professorship against the background of own migration experiences. In this study the question was investigated if there are differences among these women with regard to their careers and individual traits such as occupational achievements, self-assessments and motivations, in comparison to German female SET senior researchers without migration background. It was explored which potentials as well as barriers were entailed by their migration. Against that background the article discusses, if the careers of the female researchers with migration experiences can be seen consistently as successful, which resources they brought along for their careers, but also which constraints they had to accept. Moreover, these questions were embedded into the analysis of the private lives of Eastern European female scientists with migration experience with specific focus on reconciliation arrangements between family and career. These arrangements are compared with the ones of the German female scientists without migration background who were socialized into the SET profession under conditions of strong gender stereotyping." (author's abstract)
CEWS Kategorie:Berufsbiographie und Karriere, Wissenschaft als Beruf, Naturwissenschaft und Technik
Nicht als Gleiche vorgesehen : Über das 'akademische Frauensterben' auf dem Weg an die Spitze der Wissenschaft
Titelübersetzung:Not intended to be equal : On the 'academic women-death' within the track to top positions in science and academia
Autor/in:
Kahlert, Heike
Quelle: Beiträge zur Hochschulforschung, Jg. 36 (2015) H. 3, S. 60-78
Inhalt: "Im Mittelpunkt des Beitrags stehen aktuelle fächer- und geschlechtervergleichende Forschungsergebnisse zum 'akademischen Frauensterben' (Hassauer 1994), das insbesondere mit bzw. nach dem Promotionsabschluss einsetzt. Aus den Perspektiven von Promovierenden und Postdocs sowie Hochschullehrenden wird die Betreuung und Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses im Hinblick auf die Karriereplanung am Übergang in die Postdocphase beleuchtet. Die Autorin vertritt dabei die These, dass das 'akademische Frauensterben' im bestehenden wissenschaftlichen Karrieresystem konstitutiv angelegt ist und in den durch Geschlechterungleichheit geprägten Wissenschaftsorganisationen weiterlebt. Es wird in sozialen Praktiken der Wissenschaft, etwa der Betreuung und Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses, produziert und reproduziert, könnte darin aber auch verändert werden." (Autorenreferat)
Inhalt: "The paper deals with the 'death of academic women' (Hassauer 1994) which is particularly at work in the postdoctoral phase of scientific careers. The author analyses the supervision and promotion of the next generation of academics, focusing on the career planning in the transition from the doctoral to the postdoctoral phase. Based on current comparative research results with a focus on gender and disciplines, the author argues that the "death of academic women" is constitutive for the existing academic career systems and that it is still alive within the gendered subtext of scientific organisations. The dropping-out of women from the academic career is still produced and reproduced in social practices of science, for example supervision and promotion. However, the dropping-out also could be changed within these social practices." (author's abstract)
CEWS Kategorie:Wissenschaft als Beruf, Geschlechterverhältnis
Welche Gesellschaftstheorien braucht die Hochschulforschung?
Titelübersetzung:Which theoretical perspectives are required by higher education research?
Autor/in:
Schimank, Uwe
Quelle: Beiträge zur Hochschulforschung, Jg. 36 (2015) H. 4, S. 80-99
Inhalt: "Der Beitrag schlägt vor, dass sich die Hochschulforschung damit auseinandersetzt, ungleichheits-, differenzierungs- und kulturtheoretische Perspektiven auf die moderne Gesellschaft als instruktive Rahmung spezifischer Fragestellungen in Betracht zu ziehen - und zwar nicht als eklektizistisches Nebeneinander, sondern als integrativen Bezugsrahmen. Zu vier Haupttendenzen der Dynamik zeitgenössischer Hochschulsysteme wird skizziert, wie ein solches Zusammenwirken der Theorieperspektiven fruchtbar gemacht werden kann." (Autorenreferat)
Inhalt: "The article proposes that higher education research should consider using theories of social inequality, theories of societal differentiation, and theories of the culture of modernity as an instructive framing of specific research questions - not as an eclectic mixture but as an integrated analytical framework. With regard to four main tendencies of contemporary dynamics of higher education systems, it is sketched how such a combination of theoretical perspectives might be fruitful." (author's abstract)
Die akademische Laufbahn in der Mathematik und Physik : Eine Analyse fach- und geschlechterbezogener Unterschiede bei der Umsetzung von Karrierewissen
Titelübersetzung:Academic careers in Mathematics and Physics : An analysis of discipline- and gender-related discrepancies in the practical execution of career knowledge
Autor/in:
Langfeld, Bettina; Mischau, Anina
Quelle: Beiträge zur Hochschulforschung, Jg. 36 (2015) H. 3, S. 80-99
Inhalt: "Der Beitrag geht, basierend auf quantitativen Daten einer Online-Befragung studierter Mathematiker und Mathematikerinnen sowie Physiker und Physikerinnen, den Fragen nach, ob und inwieweit sich Geschlechterdisparitäten in der Mathematik und Physik hinsichtlich der Umsetzung des für eine erfolgreiche akademische Laufbahn relevanten Karrierewissens sowie der durch Kinderbetreuung bedingten beruflichen Einschränkungen aufzeigen lassen. Neben einer geschlechtervergleichenden Perspektive werden dabei auch mögliche Unterschiede innerhalb der jeweiligen Genusgruppen und zwischen den Fächern in den Blick genommen. Darüber hinaus wird untersucht, inwiefern die Umsetzung von Karrierewissen und durch Kinderbetreuung bedingte berufliche Einschränkungen einen Einfluss auf die subjektive Einschätzung des beruflichen Erfolgs ausüben." (Autorenreferat)
Inhalt: "This paper raises the question whether gender disparities exist within Mathematics and Physics with respect to the practical execution of career knowledge and family-related limitations. To answer this question, the authors use data collected via a structured online survey addressing graduates in both academic fields. Besides gender differences, they also investigate possible discrepancies between the two disciplines. In a final step, they estimate the impact of career knowledge and limitations due to childcare responsibilities on the respondents' subjective perception of success." (author's abstract)
CEWS Kategorie:Berufsbiographie und Karriere, Naturwissenschaft und Technik
Thema: Geschlechterverhältnisse in der Wissenschaft
Herausgeber/in:
Bayerisches Staatsinstitut für Hochschulforschung und Hochschulplanung (IHF); Rusconi, Alessandra; Kunze, Caren; Bayerisches Staatsinstitut für Hochschulforschung und Hochschulplanung (IHF)
Quelle: Beiträge zur Hochschulforschung, 3 (2015)
Inhalt: Der vorliegende Band enthält mehrere der zu Artikeln ausgearbeiteten Vorträge der Vorlesungsreihe „Hat die Wissenschaft ein Geschlecht? Analysen und Reflexionen zu Geschlechterverhältnissen in der Wissenschaft“, die im Sommersemester 2014 an der Freien Universität Berlin stattfand. Sie wurde von Prof. Dr. Heike Solga (Professur Soziologie der Freien Universität Berlin und Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung WZB) und Dr. Alessandra Rusconi (WZB) sowie Mechthild Koreuber und Caren Kunze (Freie Universität Berlin) konzipiert und vom Büro der Zentralen Frauenbeauftragten der Freien Universität Berlin organisiert. Die beiden Gastherausgeberinnen Alessandra Rusconi und Caren Kunze verfassten auch eine Einführung in das Themenheft, in der zusammenfassend ein Überblick über die quantitativen Verhältnisse und den Stand der Forschung gegeben wird. Alle Artikel durchliefen wie üblich ein anonymes Begutachtungsverfahren durch zwei unabhängige Sachverständige. Für die erfolgreiche Kooperation bei der Erarbeitung dieses Themenhefts danken die „Beiträge“ allen daran Beteiligten.
Schlagwörter:Frauen in der Wissenschaft; Geschlechterverhältnis; Karrierebedingungen; Karriereentwicklung
CEWS Kategorie:Berufsbiographie und Karriere, Naturwissenschaft und Technik, Wissenschaft als Beruf, Geschlechterverhältnis