Inhalt: In dem Beitrag geht es um die Kontroverse zwischen Naturalismus und Intentionalismus. Diskutiert wird die Frage, ob, und wenn ja, in welcher Weise, der spezifische Charakter der sozialwissenschaftlichen Forschungsgegenstände eine Abweichung von der naturwissenschaftlichen Logik erforderlich macht. Dazu werden drei Problembereiche aufgegriffen, auf die keine der streitenden Parteien eine Antwort geben kann: (1) In welcher Beziehung können und sollen die Beschreibung und die Erklärung sozialer Zusammenhänge zueinander stehen? (2) Welche Rollen soll die sozialwissenschaftliche Theorie hierbei spielen? (3) Wie sollen "irrationale" soziale Probleme erklärt werden? Ausgehend davon, daß beide Ansätze die Probleme entgegengesetzt betrachten, wird die feministische Kritik beschrieben, die einen tieferliegenden Zusammenhang aufzeigt, der den naturalistischen und den intentionalistischen Ansatz miteinander verbindet: Beide sind in der gleichen, unverkennbar männlichen Weise einseitig. Aus der Perspektive dieser Kritik wird deutlich, daß eine Umformulierung, die die beiden Positionen zusammenbringt, nicht notwendig ist, daß vielmehr eine ganz neue Erkenntnistheorie formuliert werden muß, in der die beiden Ansätze zugrundeliegenden dualistischen Annahmen überwunden werden. Die Rolle der besonderen Sozialerfahrungen von Frauen bei diesem Unternehmen wird betont. (KW)