"Nachhaltige Bevölkerungsentwicklung": politische Steuerung der Generativität in postnaturalen Zeiten
Titelübersetzung:"Sustainable population development": political control of generativity in post-natural times
Autor/in:
Kahlert, Heike
Quelle: Deutsche Gesellschaft für Soziologie (DGS); Rehberg, Karl-Siegbert; Kongress "Die Natur der Gesellschaft"; Frankfurt am Main, 2008. S 2288-2301
Inhalt: "Spätmoderne Wohlfahrtsgesellschaften sind 'postnaturale Gesellschaften' (Giddens 2001), in denen die 'Natur' menschlich kontrolliert wird und nur noch in Form von 'gestalteter Umwelt' bzw. 'vergesellschafteter Natur' existiert. Mit dem Ende der Natur geht auch das Ende der 'natürlichen' Geschlechterdifferenz einher und mit ihr die Ablösung der Sexualität von ihrer Fortpflanzungsfunktion. Damit sind Geschlechtlichkeit und Generativität zu durch und durch vergesellschafteten Fragen geworden. Eine momentan heiß diskutierte Folge dieser Entwicklung ist, dass in allen westlichen Wohlfahrtsgesellschaften die Geburtenraten sinken und die Bevölkerung zu schrumpfen beginnt. Inzwischen ist Allgemeinwissen, dass Deutschland weltweit zu den Ländern mit den niedrigsten Geburtenraten gehört. Die damit verbundene Sorge drückt sich im staatlichen Handeln u.a. im Abbau der Frauen- und Gleichstellungspolitik und im Erstarken der Familienpolitik aus: Die gezielte Geburtenförderung soll der aktiven und nachhaltigen Bevölkerungsentwicklung dienen. Familienpolitik scheint damit wesentlich zur Bevölkerungspolitik zu werden, auch wenn das derzeit in Deutschland (noch) niemand so offen behaupten mag. Besondere soziologische Aufmerksamkeit verdient, dass es dabei nicht nur um die Steigerung der Quantität des Nachwuchses geht, sondern auch um seine Qualität, denn der Nachwuchs von gebildeten Eltern ist von besonderem Interesse für die Zukunft des Wirtschaftsstandorts Deutschland. Frauen hingegen interessieren politisch derzeit wieder vor allem als (potenzielle) Mütter, während das auf Vielfalt von (weiblichen) Lebensentwürfen zielende (Frauen-)Leitbild der Frauen- und Gleichstellungspolitik nicht zur schrumpfenden Wohlfahrtsgesellschaft zu passen scheint. In dem Beitrag möchte die Verfasserin also vor dem Hintergrund der 'demographischen Wende' und dem 'PISA-Schock' einen (geschlechter)kritischen und institutionentheoretisch inspirierten Blick auf die aktuelle familienpolitische Diskussion zur Steuerung der Generativität in Deutschland richten. Dabei soll das Erstarken bevölkerungspolitischer Argumente herausgearbeitet werden." (Autorenreferat)
Schlagwörter:Bevölkerungsentwicklung; Geburtenrückgang; Familienpolitik; Bevölkerungspolitik; sustainability; demographic situation; birth; Förderung; reproductive behavior; demographische Lage; Federal Republic of Germany; political governance; declining birth rate; example; family policy; Mutterschaft; motherhood; Diskussion; generatives Verhalten; promotion; discussion; politische Steuerung; population development; population policy; Leitbild; Geburt; Nachhaltigkeit
SSOAR Kategorie:Familienpolitik, Jugendpolitik, Altenpolitik, Frauen- und Geschlechterforschung, Bevölkerung
Geburtenplanung, soziale Ungleichheit und Geschlecht: das Beispiel Stuttgart während der Industrialisierung
Titelübersetzung:Birth planning, social inequality and gender: the example of Stuttgart during industrialization
Autor/in:
Müller, Rita; Schraut, Sylvia
Quelle: Historical Social Research, 32 (2007) 2, S 111-136
Inhalt: 'Das Modell der Demographischen Transition und die demographische Forschung zum Geburtenrückgang im späten 19. und während des 20. Jahrhunderts beschäftigen sich zwar mit grundlegenden menschlichen Verhaltensweisen, das Geschlecht der Akteure spielt in den Analysen jedoch bestenfalls eine untergeordnete Rolle. Zumeist wird Familienplanung nicht als Ergebnis bewusster Entscheidungen von Paaren, von Männern und Frauen diskutiert. Der Beitrag kombiniert ausgewählte demographische Ergebnisse mit Überlegungen zu Genderaspekten des Modells der Demographischen Transition. Als Grundlage dient ein Datensatzes mit ca. 5000 Rekonstitutionen von Stuttgarter Familien (1830-1910). Er beinhaltet Informationen zum Heiratsverhalten, zu Gebürtigkeit und Sterblichkeit, aber auch zur beruflichen und sozialen Lage. Die Analyse der Stuttgarter Daten belegt die Vorreiterrolle der frühbürgerlichen gebildeten Angestellten- und Beamtenschaft, des Kerns des sich im Laufe des 19. Jahrhunderts ausformenden Bildungsbürgertums. Die Kombination des (männlichen) Berufs mit der geschlechtsspezifischen Aufgabenteilung in Erwerbsarbeit und Haushaltsorganisation, die diese soziale Gruppierung charakterisieren, lenkt den Blick auf den kulturellen Hintergrund individueller geburtenplanerischer Beweggründe und auf die demographischen Folgen der Durchsetzung des bürgerlichen Geschlechtermodells. Deutlich sichtbar wird auch die Rolle von Frauen bei innerfamiliären Entscheidungen in geburtenplanerischer Absicht.' (Autorenreferat)
Inhalt: 'The model of demographic transition and the research about fertility decline deals with elementary human behaviour but it seems to be 'without gender'. In general, family-planning is not treated as a question of conscious decisions of couples, women and men. Constructing a model of the demographic transition which takes into account gender, it is necessary to combine this model with findings from social history, gender history and cultural history with regard to the processes of the rise of a bourgeois middle class with special forms of organization work and family. This paper puts up some demographic results for discussion combined with questions of gender and demographic transition mentioned above. As source the authors can use a demographic database on 5,000 nineteenth-century families out of Stuttgart (1830-1910) containing data on marriage behaviour, births, and mortality, as well as numerous other data. The results demonstrate the importance and pioneering role of the early modern educated civil servants - the core of what was to become the modern educated middle class. Combining profession and the gender-specific division of work and family's household in this social group, they can show cultural patterns of motivation to reduce births and the demographic results of the inforcement of the bourgeois gender model. Above all, the authors can show the importance of women in decision making about birth control.' (author's abstract)
Schlagwörter:20. Jahrhundert; Industrialisierung; gender relations; Bevölkerungsentwicklung; Planung; Arbeitsteilung; birth; wedding; Familienplanung; Heirat; Demographie; demography; Hausarbeit; kulturelle Faktoren; housework; Stadt; large city; gainful work; Großstadt; family planning; Verhalten; 19. Jahrhundert; cultural factors; Erwerbsarbeit; behavior; planning; division of labor; mortality; Familie; industrialization; population development; Geburt; town; Geschlechterverhältnis; Sterblichkeit; German Empire; family; Deutsches Kaiserreich; twentieth century; bourgeois society; nineteenth century; bürgerliche Gesellschaft
SSOAR Kategorie:Familiensoziologie, Sexualsoziologie, Sozialgeschichte, historische Sozialforschung, Bevölkerung
Childless future? An insight from the analysis of childbearing preferences in Europe
Titelübersetzung:Kinderlose Zukunft? Ein Einblick aus der Analyse über Geburtenpräferenzen in Europa
Autor/in:
Testa, Maria Rita
Quelle: Sozialwissenschaftlicher Fachinformationsdienst soFid, (2007) Bevölkerungsforschung 2007/2, S 9-30
Inhalt: 'The relatively low levels of ideal and ultimately intended family size manifested in some European countries (Goldstein et al. 2003; Testa, 2006) inspired a careful analysis of the childless preference in Europe based on the Eurobarometer surveys in 2001 and 2006. The aim of the current paper is to investigate the childlessness ideal, or the intention to stay without children, and their contribution to the current levels of ideal and intended fertility in Europe. The analysis is complemented by a comparison between childless women and women with children in respect to two relevant aspects related to childbearing and childrearing: the circumstances perceived as most important in the fertility decisions and the opinion on gender roles in family life. Findings show that young Austrian women hold the record for the lowest fertility ideals and intentions, which are on average definitely below replacement levels. Austria is also the country with the largest diffusion of the childless preference. However, the childless option only plays a secondary role in explaining the cross-national differences and childlessness - although quite high in some countries - is still very rare as an enduring or a lifetime choice. Interestingly, childless women are not significantly different from women with children in their opinion on the relevant childbearing decision- making factors and do not show different views on issues related to gender roles in family life.' (author's abstract)|
Schlagwörter:desire for children; Bevölkerungsentwicklung; Familiengröße; fertility; Europe; international comparison; quantity; Kinderwunsch; Familienplanung; birth; number of children; population development; Geburt; Europa; Kind; internationaler Vergleich; child; family size; Kinderzahl; Quantität; family planning; Fruchtbarkeit
Frauenerwerbstätigkeit - ein Hemmnis für die Fertilität? Eine Analyse des Effekts der Erwerbstätigkeit auf den Übergang zur ersten Geburt in Deutschland
Titelübersetzung:Women's employment - an obstacle to fertility? An analysis of the effect of gainful employment on the transition to the first birth in Germany
Autor/in:
Schröder, Jette
Quelle: Universität Mannheim, Mannheimer Zentrum für Europäische Sozialforschung (MZES); Mannheim (Arbeitspapiere / Mannheimer Zentrum für Europäische Sozialforschung, 93), 2006. 37 S
Inhalt: "Im Fokus dieses Beitrags steht die Frage, ob in Westdeutschland die Erwerbsbeteiligung von Frauen einen Einfluss auf den Übergang zum ersten Kind hat. Datengrundlage für die Analysen ist der Familiensurvey 2000. Eine multivariate Ereignisdatenanalyse zeigt, dass erwerbstätige Frauen deutlich geringere Übergangsraten zum ersten Kind haben als nicht erwerbstätige Frauen. In weiteren Analysen wird untersucht, ob es sich bei diesem Effekt tatsächlich um einen kausalen Effekt handelt - ob also die Erwerbsbeteiligung die Ursache für die geringere Übergangsrate erwerbstätiger Frauen ist oder ob der Unterschied lediglich auf Selbstselektion zurückzuführen ist. Hierzu werden zwei indirekte Kausalitätstests durchgeführt. Die Analysen liefern starke Hinweise darauf, dass der Effekt nicht oder zumindest nur teilweise kausal ist." (Autorenreferat)
Quelle: Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung; Berlin, 2004. 18 S
Inhalt: "(...) Den stetigen Rückgang der Kinderzahlen in modernen Industriegesellschaften bezeichnen manche Bevölkerungswissenschaftler als 'ökonomisch-demografisches Paradoxon'. Je mehr Kinder sich Menschen in den immer wohlhabenderen Gesellschaften theoretisch leisten könnten, je mehr individuelle Freiheiten sich ihnen eröffnen, um so weniger Nachwuchs setzen sie in die Welt. Nach dieser Theorie müssten liberale, marktwirtschaftlich und kapitalistisch orientierte Gesellschaften langfristig aussterben. Das 'ökonomisch-demografische Paradoxon' ist auf den ersten Blick plausibel. Steigender Wohlstand und wirtschaftlicher Aufstieg führen überall auf der Welt zu einem Absinken der Geburtenraten. Doch die Ursache für die deutlichen Unterschiede zwischen den Nationen Westeuropas lässt sich so nicht erklären. (...)" (Textauszug)
Schlagwörter:Emanzipation; emancipation; Europa; Europe; woman; Familie; family; Geburtenrückgang; declining birth rate; Kindergeld; child benefit; Familienpolitik; family policy; Kinderzahl; number of children; Geburt; birth; Quantität; quantity; sozioökonomische Faktoren; socioeconomic factors; Wohlstand; prosperity; Familie-Beruf; work-family balance; Kinderbetreuung; child care; Federal Republic of Germany
SSOAR Kategorie:Bevölkerung, Frauen- und Geschlechterforschung
The Influence of Education on quantum, timing and spacing of births in Austria
Autor/in:
Spielauer, Martin; Städtner, Karin
Quelle: Österreichisches Institut für Familienforschung an der Universität Wien; Wien (Working Paper / Österreichisches Institut für Familienforschung, 29), 2002. 30 S
Inhalt: The aim of this paper is to study the quantum, timing and spacing of births in Austria and their changes over time by educational groups and school leaving age. Rather than taking the age as such, we take the school leaving age as reference point in our analysis, as - with the exception of university drop-outs that are partly caused by pregnancy - very few women give birth while being in education. As the analysis shows, the recent overall increase of age at first birth can be observed in all educational groups and is not (only) the result of staying in the education system for a longer time. As expected, parity progression rates vary considerably between different educational groups and follow different patterns of change. Changes of norms - i.e. to and from the two-child norm - seem to be more pronounced in urban areas, were drops in parity progression rates were biggest for higher educated women. As the educational composition of the population changes in the course of time, this will considerably influence overall fertility rates in future, even assuming unchanged individual fertility behavior of women of given educational groups. This paper is also understood as background paper in the context of the ongoing development of the FAMSIM+, family microsimulation model, that shows fertility decisions along with other life careers, such as education, partnership and job careers. Besides other applications, FAMSIM+ will serve to study the impact of various dynamics, like changes of timing and educational changes, on fertility changes.
Schlagwörter:Bildung; education; Geburt; birth; Geburtenentwicklung; birth trend; Geburtenhäufigkeit; fertility rate; Bildungsniveau; level of education; Alter; old age; Schulabschluss; school graduation; Fruchtbarkeit; fertility; Österreich; Austria
SSOAR Kategorie:Familiensoziologie, Sexualsoziologie, Bevölkerung