Quelle: ZfE (Zeitschrift für Evaluation), 2023 (2023) 2, S 243–274
Inhalt: Angesichts der Kritik am Peer-Review-Verfahren haben einige Forschungsförderungsorganisationen ein Lotterie-Element in die Auswahlverfahren für ausgewählte Förderinitiativen eingeführt. Ziel dieses konzeptuellen Beitrags ist es, das Lotterie-Verfahren als Element eines Entscheidungsprozesses in der Forschungsförderung am Beispiel der Förderinitiative „Experiment!“ der VolkswagenStiftung (VWS) zu diskutieren. Dabei sollen zuerst die allgemeinen Grundlagen von Lotterien dargelegt werden, und zwar aus vier Perspektiven: des Verfahrens, der Statistik, der Ökonomie und der Sozialpsychologie. Diese generellen Überlegungen zu Lotterien sollen als Folie dienen, die Fachliteratur aufzuarbeiten. Beispielhaft sollen die Förderinitiative „Experiment!“ der VWS dargestellt und ein Design für die Ex-post-Evaluation der Wirkungen des Lotterieelements im Auswahlverfahren entwickelt werden. Abschließend werden Empfehlungen formuliert für die Wirkungsevaluation derart modifizierter Auswahlverfahren.
Führung in Teilzeit? Eine empirische Analyse zur Verbreitung von Teilzeitarbeit unter Führungskräften in Deutschland und Europa
Autor/in:
Hipp, Lena; Sauermann, Armin; Stuth, Stefan
Quelle: WZB Discussion Paper, 501 (2022)
Inhalt: Teilzeitarbeit in Führungsetagen ist eine Ausnahme, obwohl das Thema Arbeitszeit1reduzierung durch veränderte Familienarrangements und zunehmende berufliche Belas2tung wichtiger geworden ist. Daran hat weder der seit mehr als 20 Jahren bestehende
Rechtsanspruch auf einen Teilzeitarbeitsplatz noch das im Jahr 2019 eingeführte Rück3kehrrecht auf einen Vollzeitarbeitsplatz nach zeitlich begrenzten Arbeitszeitreduktionen
etwas geändert. Dieser Beitrag nutzt Daten der Europäischen Arbeitskräfteerhebung, um
Teilzeitarbeit von Führungskräften in Deutschland sowohl im zeitlichen als auch im inter4nationalen Vergleich einzuordnen und damit ein empirisches Fundament für die gesell5schaftliche Diskussion um Teilzeitführungskräfte zu legen. Die Auswertungen zeigen: In
Deutschland arbeiteten im Jahr 2019 laut eigener Aussage rund 14 Prozent der Führungs6kräfte in Teilzeit. Im europäischen Vergleich gehört Deutschland damit zu den Ländern mit
dem höchsten Anteil an teilzeitarbeitenden Führungskräften. Die Auswertungen zeigen
auch, dass in Deutschland der Anteil der weiblichen Führungskräfte in Teilzeit mit rund 32
Prozent deutlich über dem der männlichen Führungskräfte liegt (rund 3 Prozent) und es
große Unterschiede nach Altersgruppen gibt. Als Motiv für eine Arbeitszeitreduktion geben
Führungskräfte, insbesondere Frauen, zumeist Pflege- und Betreuungsverpflichtungen
Schlagwörter:familiäre Verpflichtung; family responsibilities; Teilzeitarbeit; Teilzeitbeschäftigung; Vereinbarkeit Beruf-Familie; work and family
CEWS Kategorie:Arbeitswelt und Arbeitsmarkt, Wissenschaftspolitik, Vereinbarkeit Familie-Beruf, Geschlechterverhältnis
Gender and innovation through an intersectional lens: Re‐imagining academic entrepreneurship in the United States
Autor/in:
Mickey, Ethel L.; Smith‐Doerr, Laurel
Quelle: Sociology Compass, 16 (2022) 3
Inhalt: How to study inequality in innovation? Often, the focus has been gender gaps in patenting. Yet much is missing from our understanding of gendered inequality in innovation with this focus. This review discusses how gender and innovation are intertwined in durable academic inequalities and have implications for who is served by innovation. It summarizes research on gender and race gaps in academic entrepreneurship (including patenting), reasons for those longstanding inequities, and concludes with discussing why innovation gaps matter, including the need to think critically about academic commercialization. And while literature exists on gender gaps in academic entrepreneurship and race gaps in patenting, intersectional analyses of innovation are missing. Black feminist theorists have taught us that gender and race are overlapping and inseparable systems of oppression. We cannot accurately understand inequality in innovation without intersectionality, so this is a serious gap in current research. Intersectional research on gender and innovation is needed across epistemic approaches and methods. From understanding discrimination in academic entrepreneurship to bringing together critical analyses of racial capitalism and academic capitalism, there is much work to do.
A gender study of principal investigator lead public R&D centres and funding
Autor/in:
Cunningham, James A.; Escribá-Esteve, Alejandro; Foncubierta-Rodríguez, María José; Martín-Alcázar, Fernando; Perea-Vicente, José Luis
Quelle: Economics of Innovation and New Technology, 31 (2022) 1, S 54–69
Inhalt: To survive and grow public Research and Development (R&D) centres need to raise competitive funds (Bazeley 1998; Lee and Om 1996; Muñoz 2007; Santamaría, Brage-Gil and Modrego 2010). The factors that can influence the capacity of national R&D teams within R&D centres to apply for and obtain competitive funding does not seem to have been studied in depth. The purpose of study is to firstly, to examine whether a consistent set of priorities defined by R&D centre lead principal investigators secures more competitive funding. Secondly, to examine whether the PI gender moderates the effect of the PI’s priorities on the amount of competitive public funds that the R&D team of the PI obtains. Our study focuses on R&D activities carried out in Spanish public centres in the areas of Health and Biomedicine. Our results found that there were no gender differences in relation to the acquisition of competitive funding which is contrary to findings of other studies (Mayer and Rathmann 2018; Lerchenmueller and Sorenson, 2018).
Schlagwörter:Gender; Innovation; leadership; public funding; R&D
Quelle: Nat Hum Behav (Nature Human Behaviour), (2022)
Inhalt: Zahlreiche aktuelle Förderprogramme der Wissenschaftslandschaft sind für die Beantragenden mit hohem Ressourcenaufwand bei geringen Erfolgsaussichten verbunden und haben dadurch einen oft überraschend geringen Nutzen für die Wissenschaft als Ganzes. Zu diesem Ergebnis kommen aktive und ehemalige Mitglieder der Jungen Akademie im Rahmen eines Projekts der Arbeitsgruppe Wissenschaftspolitik. Ihre Ergebnisse sind am 31.01.2022 im wissenschaftlichen Journal Nature Human Behaviour erschienen (https://www.nature.com/nathumbehav/).
Die Autor*innen zeigen in ihrer Publikation, dass viele Förderprogramme aufgrund einer Kombination aus hohem Aufwand und geringer Erfolgsquote oft ähnlich viele Ressourcen der wissenschaftlichen Gemeinschaft in Form von Arbeitsstunden abziehen wie sie durch die Vergabe von Fördergeldern wieder ausschütten. Der Aufwand für detaillierte Anträge und Begutachtungen wird dabei nur sehr eingeschränkt dem Anspruch gerecht, die vorgeschlagenen Forschungsprojekte zuverlässig in eine Rangfolge ihrer Forschungsqualität zu stellen.
„Das derzeitige Drittmittelsystem kommt in vielen Fällen einer Lotterie nahe – allerdings einer sehr ineffizienten Lotterie“, so Martin Dresler, Neurowissenschaftler am Radboud University Medical Center und Mitglied der Jungen Akademie.
In vielen Ländern werden Forschungsprojekte zunehmend durch einen Wettbewerb von Forschungsanträgen statt über die Grundausstattung der Universitäten finanziert. Die hohen Kosten dieser Form der Mittelvergabe in Form zahlreicher Arbeitsstunden entgehen häufig dem Blick sowohl der Mittelgeber wie der Forschenden. Neben dem Appell an die Forschungsförderer, die eigenen Förderinstrumente hinsichtlich ihrer Effizienz zu überprüfen, schlagen die aktiven und ehemaligen Mitglieder der Jungen Akademie einen transparenten Umgang mit dem durchschnittlichen Aufwand und den Erfolgsaussichten einzelner Förderprogramme vor. Mit dem im Rahmen des Projekts der Jungen Akademie entwickelten Online-Tool http://f.unding.com können potenzielle Antragstellende den Förderbetrag mit dem zu erwartenden Zeitaufwand abgleichen und abwägen, ob eine Antragstellung sinnvoll ist. Möglichkeiten der Optimierung des Drittmittelsystems sehen die Autor*innen außerdem in der Etablierung alternativer Antragsverfahren oder in der grundsätzlichen Verlagerung der Fördergeld-Verteilung weg von aufwändigen Wettbewerben hin zu einer verstärkten Basisfinanzierung der Universitäten.
‘The goal is not necessarily to sit at the table’—Resisting autocratic legalism in Hungarian academia
Autor/in:
Labanino, Rafael; Dobbins, Michael
Quelle: Higher Education Quarterly, 76 (2022) 3, S 521–536
Inhalt: The article analyses the strategies of Hungarian higher education interest organisations against the encroachments on academic freedom by Viktor Orbán's governments. We contrast the 2012–2013 and 2017–2019 protest waves and find that innovations in strategy came from new organisations in both periods, whereas established ones were rather passive or opted for the status quo. However, in the second period, new actors consciously declined to pursue wider systemic goals and aimed at building up formal organisations instead of loose, movement-like networks. The focus on keeping a unified front and interest representation on the workplace level did not change the overall outcome. Just like during the first period, the government was able to reach its goals without major concessions. Nevertheless, during the second protest wave the government was unable to divide and pacify its opponents, which stripped it of its legalistic strategy and revealed its authoritarianism
Schlagwörter:academia; academic freedom; Forschungsfreiheit; higher education and state; higher education governance; higher education policy; protest; Protestbewegung; Ungarn; Universität
Quelle: Aus Politik und Zeitgeschichte, (2021) 3-4
Inhalt: Ob Corona-Krise oder Klimawandel: Politik ist auf wissenschaftliche Beratung angewiesen. Welche allgemeinen Regeln und Prinzipien gelten dafür? Wer berät mit welchem Wissen? Wer findet warum Gehör? Und welchen Einfluss hat öffentliche Kommunikation?
The gender gap in highly prestigious international research awards, 2001–2020
Autor/in:
Meho, Lokman I.
Quelle: Quantitative Science Studies, 2 (2021) 3, S 976–989
Inhalt: This study examines gender disparities in the world’s 141 most prestigious international research awards. I find that (a) from 2001 to 2020 these awards were received 3,445 times by 2,011 men and 262 women; (b) women’s share increased from an annual average of 6% during 2001–2005 to an annual average of 19% during 2016–2020; (c) 49 of the 141 awards were not received by women during 2016–2020; and (d) when the numbers of female full professors are taken into consideration, the gender gap remains highly disproportionate in biological and life sciences, computer science, and mathematics. Overall, women would be expected to increase their share of awards by nearly 50% to achieve parity with men today. The study shows great similarities between men and women award recipients in journal articles per author, the average number of authors per article, the proportion of articles in top journals, citations per article, and participation in large research groups and international collaborations. I conclude that the gender gap in highly prestigious research awards is largely a result of demographic inertia and other factors that deserve further investigation.
Schlagwörter:Awards and Prizes; Forschung; Forschungsförderung; gender gap; Preis (Forschungs-/Lehr-); woman in science
Policy framing and resistance : Gender mainstreaming in Horizon 2020
Autor/in:
Vida, Bianka
Quelle: European Journal of Women's Studies, 28 (2021) 1, S 26–41
Inhalt: Scholarship on gender mainstreaming (GM) in the European Union (EU) consistently highlights the disappointing implementation of gender mainstreaming. This article contributes to that discussion through the analysis of the first policy frame on gender equality in the work programmes of the EU’s Framework Programme for Research and Development, Horizon 2020, from 2014 until 2016. This article analyses how GM as a transformative strategy is contextualised by advisory group experts, and what is being achieved within Horizon 2020 work programmes. In opposition to the Commission’s rhetorical commitment to GM, this article demonstrates that Horizon 2020 work programmes exemplify a failure of implementing GM, further depoliticising gender equality in the Commission’s neoliberal context.
Quelle: Gend Work Organ (Gender, Work and Organization), (2020)
Inhalt: Experiences from individualized gender equality funding programs, as the ones used in Denmark, demonstrate that one‐off policy interventions, although a small step in the right direction, cannot stand alone in the fight against gender imbalances in academia. Closing the gender gap is a complex, multi‐level undertaking that needs constant rethinking of policies and the dedication of adequate financial resources. The need of rethinking policy is in particular urgent during Covid‐19, which has further amplified imbalances due to a drop in the productivity of women researchers. Funding bodies should therefore reconsider traditional approaches heavily rewarding publications in the distribution of research funds. They ought to respond to the gendered impact of the pandemic by engaging institutions in structural and cultural change, setting up requirements for institutions to have achieved a certain level of gender equality outcomes, and thus link institutional progress to research funding.
Schlagwörter:COVID-19; cultural change; Forschungsförderung; gender gap; gender inequality; Geschlechterungleichheit; Gleichstellungspolitik; Kulturwandel; productivity; Produktivität; research funding; structural change