Wie deuten Wissenschaftlerinnen im Maschinenbau ihren Erfolg?
Titelübersetzung:How Do Female Academics Interpret Their Success?
Autor/in:
Barlösius, Eva; Fisser, Grit
Quelle: Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, 18 (2017) 1
Inhalt: Frauen, die ein Studium des Maschinenbaus beginnen, haben größere Chancen auf eine erfolgreiche akademische Karriere als in anderen Fächern. In diesem Artikel fragen wir, wie Maschinenbauerinnen ihren Erfolg selbst deuten. Die Rekonstruktion der Selbstdeutungen konzentriert sich auf "interne biographische Regulierungsmechanismen" (GIEGEL 1988). Das empirische Material besteht aus drei qualitativen Primärerhebungen mit Professorinnen, Doktorandinnen und Studentinnen des Maschinenbaus, mit denen narrative oder problemzentrierte Interviews geführt wurden. Diese drei Erhebungen wurden sekundäranalytisch mit der Methode des thematischen Kodierens ausgewertet. Die Analyse der Selbstdeutungen offenbart ein hohes Maß an Übereinstimmungen zwischen den drei Gruppen. Eine Gemeinsamkeit ergibt aus der familialen Erziehung, in der Wert darauf gelegt wurde, dass die Kinder lernen, eigene Entscheidungen zu treffen und umzusetzen. Weitere Übereinstimmungen bestehen: 1. bezüglich der eigenen biografischen Ressourcen: ein hohes Maß an Selbstgewissheit, die eigenen Ziele erfolgreich zu verwirklichen; 2. hinsichtlich des dominanten berufsbiografischen, nämlich naturwissenschaftlichen Technikinteresses; 3. in Bezug auf das Leistungsprinzip: Die Frauen begreifen einen großen Leistungswillen als essenzielle Voraussetzung dafür, ihre Interessen zu realisieren. Diese drei spezifizierten Dimensionen bestimmen ihren "internen biographischen Regulierungsmechanismus". Unsere Schlussfolgerung ist, dass sich vorwiegend Frauen mit einem ausgeprägten subjektiven Erfolgsstreben für den Maschinenbau entscheiden. Vermutlich würden sie auch in den meisten anderen Fächern erfolgreich sein.
Inhalt: Female students in mechanical engineering have better chances to achieve an academic career than women in other academic disciplines. In this article we reconstruct how female mechanical engineers interpret for themselves their success. Our reconstruction of the self-interpretations focusses on the "internal biographical mechanisms of regulation" (GIEGEL, 1988). The empirical material encompasses three qualitative primary data collections with female professors, female doctoral candidates, and female students of mechanical engineering. The methods used are narrative and problem-centered interviews. These primary data collections are then analyzed by applying the method of thematic coding. The analysis shows an extraordinarily high level of accordance between the three groups. The first accordance relates to family upbringing, which was aimed at enabling the children to make individual decisions Further agreements concern: 1. biographical resources: a high level of self-confidence of being successful by realizing their own objectives; 2. the dominant interest in technology, based in the natural sciences; 3. the relation to the performance principle: the female mechanical engineers embrace great determination for performance as an essential basis for realizing one’s own interests. These three dimensions specify their "internal biographical mechanism of regulation." It can be assumed that women who opt for mechanical engineering very often possess a distinct aspiration for success. Presumably they would be successful in most other disciplines.
Zwischen "Arzt spielen", "Work-Life-Balance" und "Highend-Medizin": wird "hegemoniale Männlichkeit" in der Medizin herausgefordert?
Titelübersetzung:Between "playing doctor", "work-life-balance", and "highend-medicine": do young doctors challenge "hegemonic masculinity" in the field of medicine?
Quelle: Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, 17 (2016) 1, 30 S
Inhalt: Wir diskutieren die Frage, ob eine sogenannte "Feminisierung" bestehende "maskuline" Machtstrukturen in der Medizin herausfordert. Die Rede von der "Feminisierung der Medizin" setzt sowohl die "Maskulinität" voraus als auch deren Veränderung durch die Erhöhung des Frauenanteils. Wir stellen die Kontrastanalyse zweier Gruppendiskussionen aus der Längsschnittstudie Karriereverläufe und Karrierebrüche bei Ärztinnen und Ärzten während der fachärztlichen Weiterbildung (KarMed) vor; eine Diskussion mit angehenden Ärztinnen und eine mit angehenden Ärzten. Als manifestes Thema wurde Geschlechtlichkeit in beiden Diskussionen im diskursiven Kontext der sogenannten "Feminisierung" eingeführt - bezeichnenderweise im Kontrast zur gleichsam mythisch aufgeladenen Maskulinität der Chirurgie. Das Material unserer Gruppendiskussionen verweist auf eine nach wie vor maskuline Norm im Selbstverständnis der angehenden Ärztinnen und Ärzte. Die Männerrunde konstituierte sich als Gruppe der Ärzteschaft bei allen Differenzen wie selbstverständlich als männliche Norm. Die Frauengruppe konstituierte sich über eine geteilte Identifikation als "Frauen in der Medizin". Das Material wurde mit Methoden der psychoanalytischen Sozialforschung interpretiert und wird in diesem Beitrag im Hinblick auf die Begriffe der Feminisierung und der hegemonialen Männlichkeit diskutiert. (Autorenreferat)
Inhalt: In this contribution we discuss the question of whether the so-called "feminization" of medicine challenges persisting power structures in the field. The notion of the "feminization of medicine" implies both the "masculinity" of the field and its change due to the increasing number of female medical doctors. We present the comparative analysis of two group discussions from the longitudinal study "Career Paths and Career Breaks of Medical Doctors During Residency" (KarMed). One discussion was held with women, one discussion with men, all of whom had just completed their medical studies. In both discussions the theme of gender came up manifestly in the discursive context of the so-called "feminization of medicine". The discussants contrasted this "feminization" with the mythologically laden "masculinity" of surgery. The material of our group discussions indicates a persistent masculine norm in the perception of both female and male doctors. Despite all differences between their members, the group of men constituted itself as a group of medical doctors representing the masculine norm. The group of women constituted itself through shared identifications as "women in medicine". We analyzed the material with psychoanalytic methods in social research and we discuss our interpretations in relation to the notions of "feminization" and of "hegemonic masculinity". (author's abstract)
Risky undertakings: the employment decision-making of women lawyers and accountants
Titelübersetzung:Riskante Unternehmungen: Arbeitsentscheidungen von Juristinnen und Wirtschaftsprüferinnen
Autor/in:
Narcisse, Denise Ann
Quelle: Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, 12 (2011) 2, 24 S
Inhalt: In dieser Studie wird, ausgehend von Interviews mit Juristinnen und Wirtschaftsprüferinnen, das Konzept der Risikovermeidung genutzt, um zu verstehen, warum und in welcher Weise einige der Frauen sich für eine Tätigkeit in einem staatlichen Arbeitsumfeld entschieden haben: Zusammengefasst spielten für diese Entscheidungen insbesondere wahrgenommene Konflikte zwischen Berufs- und Privatleben, ökonomische Unsicherheiten und der geringere Schutz vor willkürlichen Arbeitgeberentscheidungen im nicht-öffentlichen Sektor als potenzielle Risikofaktoren eine herausgehobene Rolle. Die Studie leistet einen Beitrag zum bisherigen Forschungsstand, indem sie das Konzept der Risikovermeidung bei Arbeitsentscheidungen vor dem Hintergrund des Konfliktes zwischen Berufs- und Privatleben und mit Blick auf spezifische Klassenlagen entfaltet und nachvollziehbar macht, wie Frauen eine solche Präferenz im Falle privilegierter White-Collar-Berufe vollziehen.
Inhalt: This study uses the concept of risk avoidance to analyze responses from in-depth interviews with a group of women lawyers and accountants about their employment decision-making in order to provide a deeper understanding of why and how some women come to choose government employment over private-sector employment. An analysis of interviews reveals that some women perceived work-family conflict, economic precariousness, and fewer protections against employers' arbitrary decision-making as potential risks associated with private-sector employment. To reduce these risks, some women "chose" to work in government rather than in the private sector. This study contributes to existing literature by identifying risk avoidance in employment decision-making as a response to work-family conflict and social class constraints and by illustrating why and how this risk avoidance occurs among some women in elite white-collar professions.
Vagheiten und Visionen. Biografische Professionalisierungsprozesse bei Frauen in Leitungspositionen in der ostdeutschen Wohlfahrtspflege
Titelübersetzung:Vagueness and Visions. Biographical Processes of Professionalization among Women in Leading Positions in Social Welfare in East Germany
Autor/in:
Schiebel, Martina
Quelle: Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, 9 (2008) 1, 25 S
Inhalt: Der Artikel handelt in theoretischer Perspektive von der Relation zwischen Biografie und Institution, basierend auf empirischen Ergebnissen einer biografischen Studie über Frauen in Führungspositionen der politischen Institution Wohlfahrtspflege. Nach dem Zusammenbruch der DDR und deren politischer Institutionenordnung wird mit der deutschen Vereinigung das bundesdeutsche Institutionensystem auf den Geltungsbereich der neuen Bundesländer ausgedehnt. Dabei kommt der freien und öffentlichen Wohlfahrtspflege bei allen Frauen die Bedeutung eines biografisch begründeten Handlungstableaus zu. Zugleich ist zum Verständnis des Handelns der Frauen als strategische Akteure des Institutionenbildungsprozesses die theoretische Perspektive von "professions in process" (STRAUSS 1991) hilfreich. Vier empirische Typen konnten herausgearbeitet werden. Jeder der vier Handlungstypen repräsentiert diejenige biografische Prozessstruktur, die durch den Institutionalisierungsprozess der öffentlichen/freien Wohlfahrtspflege unterstützt oder neu belebt wird. Langfristig gesehen kommt es jedoch lediglich in den Fällen zu einer sich wechselseitig stabilisierenden Verknüpfung von Biografie und zu institutionalisierendem Handlungsfeld, bei denen eine politische oder moralische Mission ein konstitutiver Bestandteil eines biografischen Emanzipationsprozesses ist und die Frauen infolgedessen einen professionellen Habitus ausbilden.
Inhalt: The theoretical focus of this article which is based on empirical findings of a biographical study about women in leadings positions in social welfare in East Germany is on the relationship between biography and institution. After the breakdown of the German Democratic Republic and its political institutional order, the West German institutional system was extended into the domain of the new federal states. All women experienced the field of private and public social welfare as a biographically grounded sphere of action. At the same time the theoretical perspective of "professions in process" (STRAUSS, 1991) is helpful to understand the women as strategic actors in the process of constructing new institutions. It was possible to discover four empirical types. All of these types represent distinct biographical process structures which are supported or stimulated by the processes of institutionalization in the field of private and independent social welfare. However, in the long run a mutually stabilizing nexus of biographies and institutionalized fields of action is only possible in those cases in which a political or moral mission is a constitutive part of a biographical process of emancipation and in which the women develop a professional habitus.
Schlagwörter:Führungskraft; institutional change; institution; Akteur; welfare organization; Professionalisierung; öffentlicher Sektor; Wohlfahrt; professionalization; public sector; Federal Republic of Germany; Handlungsorientierung; social actor; neue Bundesländer; freie Wohlfahrtspflege; habits; Biographie; institutioneller Wandel; New Federal States; Institution; executive position; social policy; Habitus; executive; Wohlfahrtsverband; Emanzipation; welfare; typology; woman; sozialer Wandel; emancipation; Führungsposition; Typologie; action orientation; social change; biography; Sozialpolitik; private welfare work; Biografie; Institutionenbildung; gesellschaftlicher Umbruch; Wohlfahrtspflege; Aushandlung; Professionalisierungsprozess; rekonstruktive Sozialforschung; Biografieforschung; biography; institutionalization; radical societal change; social welfare; negotiation; process of professionalization; reconstructive social research; biographical research
SSOAR Kategorie:Berufsforschung, Berufssoziologie, Frauen- und Geschlechterforschung, Sonstiges zur Sozialpolitik, Sonstiges zur Sozialarbeit und Sozialpädagogik