Pronat(ion)alismus statt Multikulturalismus : über politische Präferenzen in der Bewältigung des Geburtenrückgangs
Titelübersetzung:Pro-nat(ion)alism instead of multiculturalism : political preferences in coping with the declining birth rate
Autor/in:
Kahlert, Heike
Quelle: Grenzregime: Geschlechterkonstellationen zwischen Kulturen und Räumen der Globalisierung. Waltraud Ernst (Hrsg.). Berlin: Lit Verl., 2010, S. 87-106
Inhalt: Vor dem Hintergrund des aktuellen demographischen Diskurses werden die politischen Präferenzen in der Bewältigung des Geburtenrückgangs als Teil der Maßnahmen der deutschen Familienpolitik diskutiert. Dabei werden in Thesenform die pronatalistische Ausrichtung der gegenwärtigen Familienpolitik in Deutschland, ihr Geschlechtergerechtigkeitsdefizit und ihr soziales Gerechtigkeitsdefizit erörtert. Für die Arbeitsdefinition von Geschlechtergerechtigkeit wird der Ansatz der US-amerikanischen Gesellschaftstheoretikin Nancy Fraser zu Grunde gelegt: Sie behandelt die drei Gerechtigkeitsdimensionen "Umverteilung", "Anerkennung" und "Repräsentation". Die Untersuchung kommt zu dem Ergebnis, dass die Geschlechtergerechtigkeit und die soziale Gerechtigkeit bei der staatlichen Förderung der Gebär- und Zeugungsbereitschaft in Deutschland hauptsächlich hoch qualifizierte Frauen und Männer betreffen soll, die in Deutschland bislang häufig kinderlos bleiben. Nach Fraser jedoch liegt der Schlüssel zur Verwirklichung der vollen Gleichheit der Geschlechter darin, die gegenwärtigen Lebensmuster von Frauen zum Standard und zur Norm für alle zu machen. Dies bedeutet, dass die Vereinbarkeit von Einkommenserwerb und Betreuungsarbeit bei der geschlechtlichen Arbeitsteilung im Privaten umgesetzt wird. Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass die deutsche Familienpolitik auf innerstaatliche Lösungen des demographischen Problems setzt und die Möglichkeit einer erweiterten Einwanderungspolitik bisher nicht ernsthaft in Betracht zieht. (ICH)
Quelle: Constructions of women's age at the workplace. Margret Beisheim (Hrsg.), Florentine Maier (Hrsg.), Linda Kreil (Hrsg.), Bianca Gusenbauer (Hrsg.). Frankfurt am Main: P. Lang (Frauen, Forschung und Wirtschaft), 2009, S. 15-30
Inhalt: Die Verfasser setzen sich mit der theoretischen Diskussion über Geschlecht und Alter auseinander. Dabei werden vor allem sozialkonstruktivistische und lebenslauftheoretische Ansätze thematisiert. Um zu erläutern, wie spätmoderne Gesellschaften mit dem Geschlecht und mit dem Alter umgehen, wird die Rolle der Stereotypen und der Intersektionalität analysiert. Vor diesem Hintergrund werden Verbindungen zwischen diesem theoretischen Rahmen, den praktischen Erfahrungen der Autoren mit AGEpowerment und die möglichen organisatorischen Lösungen untersucht. Die Ergebnisse der Studie werden unter dem Ausdruck "Das Altern managen" zusammengefasst. (ICF2)
CEWS Kategorie:Arbeitswelt und Arbeitsmarkt, Demographie und Bevölkerungsfragen, Geschlechterverhältnis
Dokumenttyp:Sammelwerksbeitrag
"Reproduktionsstreik" - Mediale (Re)Präsentationen zum Geburtenrückgang
Titelübersetzung:"Reproduction strike" - medial (re)presentations of the declining birth rate
Autor/in:
Kahlert, Heike
Quelle: Mütter - Väter: Diskurse, Medien, Praxen. Paula-Irene Villa (Hrsg.), Barbara Thiessen (Hrsg.). Münster: Verl. Westfäl. Dampfboot (Forum Frauen- und Geschlechterforschung), 2009, S. 41-62
Inhalt: Thema des Beitrags ist die zeitgenössische mediale Verarbeitung des Geburtenrückgangs in Deutschland. Alle analysierten Bücher tragen erkennbar den Bezug auf derzeit in den Sozialwissenschaften und in der medialen Öffentlichkeit als problematisch thematisierte Teilaspekte des demographischen Wandels im Titel: "Die Emanzipationsfalle. Erfolgreich, einsam, kinderlos" von Susanne Gaschke, "Das Methusalem-Komplott" und "Minimum. Vom Vergehen und Neuentstehen unserer Gemeinschaft" von Frank Schirrmacher, "Das Eva-Prinzip. Für eine neue Weiblichkeit" von Eva Herman, "Die Helden der Familie" von Norbert Bolz und "Die Schule der Frauen. Wie wir die Familie neu erfinden" von Iris Radisch. Im Zentrum der Analyse steht die Frage, wie in den ausgewählten Texten die Verknüpfung von demographischem Wandel und Wandel der Geschlechterverhältnisse konstruiert wird und welche Bilder von Frauen und Männern, von Weiblichkeit und Männlichkeit sowie von Mütterlichkeit und Väterlichkeit bzw. Elternschaft dabei entworfen werden. Dabei zeigt sich eine Gleichzeitigkeit bezüglich der diskursiven Reproduktion und der diskursiven Dynamisierung der Geschlechterdifferenz. Die diskursive Reproduktion der "natürlichen" Geschlechterdifferenz findet sich insbesondere hinsichtlich der Thematisierung von Mutterschaft, die diskursive Dynamisierung der "sozialen" Geschlechterdifferenz hinsichtlich der in Auflösung begriffenen geschlechtlichen Arbeitsteilung und der an diese gebundenen Geschlechterrollen. (ICE2)
CEWS Kategorie:Demographie und Bevölkerungsfragen, Geschlechterverhältnis
Dokumenttyp:Sammelwerksbeitrag
Der Kinderwunsch als Kampf zwischen Realität und Idealen - Analysen und Überlegungen anhand der Daten des DJI-Familiensurvey
Titelübersetzung:The desire for children as a struggle between reality and ideals - analyses and considerations based on data from the DJI Family Survey
Autor/in:
Onnen-Isemann, Corinna
Quelle: Familiale Beziehungen, Familienalltag und soziale Netzwerke: Ergebnisse der drei Wellen des Familiensurvey. Walter Bien (Hrsg.), Jan H. Marbach (Hrsg.). Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss. (Schriften des Deutschen Jugendinstituts: Familien-Survey), 2008, S. 119-145
Inhalt: Die Studie nimmt eine Retrospektive ein, d.h. sie geht in der Analyse entweder von Personen aus, die bereits eine Familie gegründet haben, oder von denen, die dafür zu alt (geworden) sind, und schließen auf Familienverhinderungsfaktoren bzw. Familiengründungsfaktoren in der Vergangenheit. Die eingenommene Perspektive beschreibt - vom gegenwärtigen Standpunkt der Befragten ausgehend - deren Zukunftsperspektive. Der Familiengründung geht der Kinderwunsch voraus - wenig ist bekannt über die unterschiedlichen Vorstellungen von Männern und Frauen. Um eine Antwort zu geben darauf, werden die bekannten Strukturvariablen Lebensform und -alter, geplantes Timing im Lebensverlauf, Bildung, Berufs- und Einkommenssituation beschrieben und analysiert. Anschließend findet ein Vergleich zwischen tatsächlicher Erwerbssituation und den Vorstellungen von einer Vereinbarkeit zwischen Beruf und Familie statt. Es wird argumentiert, dass mehr Männer mit steigendem Alter einen Kinderwunsch formulieren, während dieses bei Frauen in jüngerem Alter der Fall ist. Wenn man ferner berücksichtigt, dass sowohl Männer wie auch Frauen eine Aufgabe der Berufstätigkeit der Frau wünschen, bis das Kind den Kindergarten besuchen kann, wird diese Beobachtung plausibel: Männer sind mit zunehmendem Alter ökonomisch und beruflich etablierter und können sich somit die erhöhten Kosten, die der Unterhalt einer nicht-erwerbstätigen Frau und der Kinder bedeutet, leisten. Und umgekehrt gilt: Frauen haben zwar einen Kinderwunsch, möchten aber auf die Erwerbstätigkeit nicht verzichten und sich ebenfalls im Beruf etablieren. Gemäß ihrer Vorstellungen ist das aber mit einem Kleinkind nicht möglich, andere Modelle der elterlichen Arbeitsteilung als die bekannten traditionellen erscheinen ihnen nicht ent-scheidungsrelevant. (ICF2)
Vereinbarkeit von Beruf und Familie - ein Problem für Männer? : Familien und Lebensverlaufsplanung bei Männern
Titelübersetzung:Compatibility between an occupation and a family - a problem for men? : families and life course planning among men
Autor/in:
Meuser, Michael
Quelle: Demographisierung des Gesellschaftlichen: Analysen und Debatten zur demographischen Zukunft Deutschlands. Eva Barlösius (Hrsg.), Daniela Schiek (Hrsg.). Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2007, S. 135-150
Inhalt: Der Verfasser geht von der Annahme der Abwesenheit des Vaters in der Familienforschung aus und analysiert die Vaterschaft zwischen tradierten Mustern und neuen Ansprüchen, die Verankerung von Vaterschaft in der Berufsrolle und das neue Leitbild einer familienorientierten 'involvierten' Vaterschaft. Er setzt sich mit dem Stellenwert auseinander, den die Familie in der Lebensplanung von Männern und für die Konstruktion von Männlichkeit hat, und geht vor diesem Hintergrund der Frage nach, ob und inwieweit Vereinbarkeit von Beruf und Familie auch ein Thema der Männer und Väter ist. Es wird argumentiert, dass parallel zu der Erhöhung der an Vaterschaft gestellten Anforderungen die traditionelle Basis männlicher Selbstidentifikation, eine kontinuierliche, ununterbrochene Erwerbstätigkeit im Rahmen des sogenannten Normalitätsarbeitsverhältnisses, im wachsenden Maße von Auflösung bedroht ist. Mit der Anspruchssteigerung und der De-Institutionalisierung des Lebenslaufs entsteht ein negativer Druck auf die Bereitschaft von Männern, das ihnen Mögliche zu tun, um vorhandene Kinderwünsche zu realisieren. (ICG2)
CEWS Kategorie:Demographie und Bevölkerungsfragen, Vereinbarkeit Familie-Beruf
Dokumenttyp:Sammelwerksbeitrag
Geburtenrückgang : die wissenschaftliche Karriere eines politischen Themas
Titelübersetzung:Falling birth rate : the scientific career of a political theme
Autor/in:
Beck-Gernsheim, Elisabeth
Quelle: Soziologie und Praxis: Erfahrungen, Konflikte, Perspektiven. Ulrich Beck (Hrsg.). Göttingen: Schwartz (Soziale Welt , Sonderband), 1982, S. 243-274
Inhalt: Der Geburtenrückgang ist ein "problematisches Problem": sein Problemcharakter ist umstritten. Die Autorin zeigt, wie verschiedene Forschungstraditionen, die Bevölkerungswissenschaft auf Makroebene und die Frauenforschung auf Mikroebene, das Thema Geburtenrückgang bearbeiten. Während die Bevölkerungsforschung das Problem an die Experten anderer Bereiche, z.B. Rentenversicherung, Arbeitsmarktbedarf, weiterreicht und Frauenrolle und -erwerbstätigkeit lediglich als Instrumente bevölkerungspolitischen Handelns ansehen, liefert die Familien- und Frauenforschung nur indirekt Beiträge zu dem Thema, da hier der Geburtenrückgang nicht als "Problem" behandelt wird. Auf praktisch-politischer Ebene werden die bevölkerungspolitischen Perspektiven als weitgehend wirkungslos eingeschätzt; der Einfluß der Familien- und Frauenforschung liegt eher bei der "Basis". (CK)