Potenziale epigenetischer Forschung für das Konzept 'sex vs. gender'
Titelübersetzung:Epigenetic's potentials for the concept of 'sex vs. gender'
Autor/in:
Krall, Lisa; Schmitz, Sigrid
Quelle: GENDER - Zeitschrift für Geschlecht, Kultur und Gesellschaft, 8 (2016) 2, S 99-116
Inhalt: "Ausgehend von der These, dass die bipolaren Gegenüberstellungen von weiblich/ männlich, sex/gender und Natur/Kultur konstruiert und normativ aufgeladen sind und zur Aufrechterhaltung eines hierarchischen Zweigeschlechtersystems beitragen, werden Möglichkeiten nach Überschreitungen jener Dichotomien in der Geschlechterforschung begrüßt. Der Beitrag setzt daran an und beleuchtet diese Annahme anhand der Epigenetik, einem biomedizinischen Feld, in dem Grenzüberschreitungen zwischen Natur und Kultur debattiert und erforscht werden. Mit einer Analyse epigenetischer Forschung zu Genomic Imprinting wollen wir uns damit auseinandersetzen, inwiefern im Forschungsfeld der Epigenetik tatsächlich Grenzüberschreitungen stattfinden oder eben nicht, um schließlich einzuschätzen, wie sex und gender in der Epigenetik verhandelt werden und welche Einflüsse diese Konzeptionen auf gesellschaftliche Geschlechterverhältnisse haben können." (Autorenreferat)
Inhalt: "According to the assumption that the dichotomies of female/male, sex/gender and nature/ nurture are constructed and normative, and support a hierarchical model of a two-sex-system, the opportunities of crossing the line between these dichotomies is discussed in the field of Gender Studies and Feminist Science Studies. The following article takes this starting point and focuses on epigenetics, a biomedical research area in which the crossing between nature and nurture is discussed and investigated. With an analysis of the epigenetic field of genomic imprinting we want to tackle the question in how far the overcoming of the dichotomies really happens so that we can show how sex and gender are discussed in epigenetics and which influence these concepts have on social gender relations." (author's abstract)
"Leichtere Beschäftigungen": Geschlechterdifferenz als Leitbild der Forstlichen Arbeitswissenschaft
Titelübersetzung:'Lighter work': gender difference as a general principle in Forest Work Science
Autor/in:
Westermayer, Till
Quelle: GENDER - Zeitschrift für Geschlecht, Kultur und Gesellschaft, 4 (2012) 1, S 124-140
Inhalt: "Die forstliche Arbeitswelt präsentiert sich als Männerdomäne. Das Fach der Forstlichen Arbeitswissenschaft war seit den 1920er Jahren an der Gestaltung der forstlichen Arbeitswelt beteiligt. In einer Inhaltsanalyse 'klassischer' Texte dieser forstwissenschaftlichen Disziplin wird das in mehreren Dimensionen auf Differenz basierende Geschlechterbild rekonstruiert. Demnach werden Frauen und Männer hier fast wie zwei separate 'Arten' behandelt. Differenz wird vor allem durch den Bezug auf körperliche Leistungsfähigkeit und 'geschlechtsspezifische' Fähigkeiten hergestellt. Frauen werden als schutzbedürftig dargestellt. Damit wird die geschlechtsspezifische Arbeitsteilung in männlich besetzte Erwerbsarbeit und weiblich besetzte Familienarbeit für den Mann zur Selbstverständlichkeit. Abschließend fragt der Beitrag, inwiefern diese Differenzsetzung heute noch wirksam ist und worin die Vor- und Nachteile einer Umorientierung in Richtung Diversität als Leitkategorie der (forstlichen) Arbeitswissenschaft liegen könnten." (Autorenreferat)
Inhalt: "Forestry presents itself as a male domain. As a discipline, Forest Work Science (Forstliche Arbeitswissenschaft) has helped to shape this sphere of work since the 1920s. Content analysis of 'classic' texts from this sub-discipline of Forest Science allow the dominant gender image to be reconstructed as being based on differences in several dimensions. Women and men are described almost as different 'species'. That difference is in particular constructed in relation to physical ability and 'gender-specific' skills. Women are seen as being in need of protection. All these differences normalize the gendered division of work, assigning men the role of breadwinner and women that of being responsible for family work for the man. The article concludes by asking to what extent this differentiation still exists and wherein lie the advantages and disadvantages of switching from difference to diversity as the dominant mode of thinking in (Forestry) Work Science." (author's abstract)
Schlagwörter:Forstwirtschaft; forestry; Arbeitswelt; world of work; Arbeitswissenschaft; ergonomics; gender; Leitbild; example; woman; Federal Republic of Germany; Geschlechtsrolle; gender role; Mann; man; Leistungsfähigkeit; performance; körperliche Arbeit; physical labor; gender-specific factors; Erwerbsarbeit; gainful work; Familienarbeit; family work; Wald; forest; Arbeit; labor; Deutschland; Germany; historische Entwicklung; historical development; Arbeitsteilung; division of labor; Geschlechterforschung; gender studies; Diversität; diversity
Quelle: GENDER - Zeitschrift für Geschlecht, Kultur und Gesellschaft, 4 (2012) 2, S 28-47
Inhalt: "Die Studie geht der Frage nach, welche Bedeutung herkunftskulturelle kulinarische Praxen bei türkischen und deutschen Jugendlichen in ihrer Selbstdarstellung spielen. Darüber hinaus wird in den jeweiligen Gruppen gendersensibel auf differenzielle Ausformungen zwischen Jungen und Mädchen geachtet und herausgearbeitet, wie über kulinarische Praxen Geschlechterordnung hergestellt wird. Nicht zuletzt wird der Fokus auf die soziale Dimension des Essens gerichtet. Methodisch sind hierzu nach Geschlecht, Alter und kulturellem Hintergrund differenzierte Gruppendiskussionen mit einer Stichprobe von N=60 durchgeführt worden, um so geschlechts- und herkunftstypische Orientierungen der Jugendlichen eruieren zu können. Die Daten wurden mithilfe des Computerprogramms Atlas.ti in einem mehrstufigen Verfahren qualitativ inhaltsanalytisch ausgewertet. Die Ergebnisse zeigen, dass es Unterschiede gibt, inwieweit herkunftskulturelle Aspekte des Essens in den Narrationen eine Rolle spielen (hohe Bedeutung für Türkeistämmige) und dass Essenspräferenzen sich entlang der Geschlechterlinie abbilden: Jungen orientieren sich herkunftsübergreifend an Genuss und Geschmack, bei Mädchen stehen gesundheitliche Dimensionen des Essens im Vordergrund. Die Ergebnisse liefern wertvolle Hinweise für eine kultur- und gendersensible Ausrichtung von Adipositaspräventionsprogrammen für Jugendliche." (Autorenreferat)
Inhalt: "The study examines what significance Turkish and German adolescents attach to culinary practices associated with their native culture when forming their own sense of identity. At the same time the study picks up on gender-specific differences within the groups, pinpointing how culinary practices can serve to establish gender hierarchies. The social aspects of eating are also considered. Group discussions differentiated according to sex, age and cultural background were conducted using a sample of N=60 in order to elicit gender- and culturally specific orientations among adolescents. A qualitative content analysis was made of the data in a multi-level procedure using the Atlas.ti computer program. On the one hand, the results reveal that there are differences in the extent to which eating habits specific to native culture play a narrative role (major significance among ethnic Turks), while also depicting eating preferences along genderspecific lines: Adolescent males across the board focus on enjoyment and flavor, whereas adolescent girls attribute greater importance to the health aspects of eating. The results provide valuable information on ways in which to target juvenile obesity prevention programs according to culture and gender." (author's abstract)
Sex, Generativität, Leben: zu den Machteffekten des biologischen Geschlechts
Titelübersetzung:Sex, generativity, life: the power effects of the biological gender
Autor/in:
Gehring, Petra
Quelle: Deutsche Gesellschaft für Soziologie (DGS); Rehberg, Karl-Siegbert; Kongress "Die Natur der Gesellschaft"; Frankfurt am Main, 2008. S 513-523
Inhalt: "Geschlechterdifferenzen sind sozial konstruiert. Frauen- und Männerkörper sind nicht einfach Naturtatsachen. Vielmehr werden diejenigen Aspekte, die wie als Körpernatur erleben, als Natur geschaffen, gelernt, praktiziert. Es gibt nur kulturelle Konstruktionen von Geschlecht. Und: Es gibt nur eine 'kulturelle' Natur der zweigeschlechtlichen Körper. Mit dieser Blickwendung wird die Frage nach der Natur des Geschlechts nicht einfacher. Sie verwandelt sich in die Frage nach Machtverhältnissen. Für die Moderne stellt sich hier vor allem Frage nach der Macht der 'Biologie'. Welche Rolle spielt das Biologische der Geschlechter? Welches Gewicht haben Handlungsordnungen, die dasjenige, was ein (gesunder, normaler, erwachsener) Körper sein soll, gemäß einer - seit dem Neunzehnten Jahrhundert als 'sexuell' erkannten - Normalität von Fortpflanzung regulieren? Der Beitrag stellt Thesen vor, die 1. den 'Sex' (also das biologischen Geschlecht) als spezifisch moderne Errungenschaft fassen, 2. das biologische Geschlecht und seine natürliche 'Generativität' (also seine Bindung an eine organische Notwendigkeit von Fortpflanzung) in den Zusammenhang eines im Neunzehnten Jahrhundert entstandenen biologisch/ soziologischen Gattungsdenkens stellen, und die 3. die Sexualnatur als eine Art moderner Wissenschaft- und Technikfolge ansprechen. Der Wirklichkeitswert der biologischen Zweigeschlechtlichkeit korrespondiert direkt mit demjenigen von Lebenswissenschaften und Lebenstechnologien." (Autorenreferat)
Quelle: Deutsche Gesellschaft für Soziologie (DGS); Rehberg, Karl-Siegbert; Kongress "Die Natur der Gesellschaft"; Frankfurt am Main, 2008. S 4228-4243
Inhalt: "Aufbauend auf einem ersten Referat möchten die Verfasser in diesem Teil Tendenzen eines Primats zugeschriebener gegenüber erworbener Merkmale beschreiben. In Folge eines Kontingentwerdens individueller Lebensentwürfe und epidemisch um sich greifender Unsicherheit treten Konzepte einfacher Zuschreibung und Klassifikation des Fremden in unserer Gesellschaft verstärkt in den Vordergrund. Die Brisanz dieser, ihrer Ansicht nach im Aufstieg begriffenen, Konzepte von Zuschreibungen liegt in ihrer naturalistisch argumentierenden, (pseudo-)wissenschaftlichen Unterfütterung: Auf Basis eines normativen Naturbegriffes werden evolutionär-biologistische Konzepte auf die Gesellschaft übertragen und geben so Verachtung und Exklusion legitimierenden Dynamiken den Anstrich der Wissenschaftlichkeit. Der zugrunde liegende Naturbegriff lässt die vermeintlichen Erkenntnisse außerdem als unverrückbar, weil genetisch festgeschrieben erscheinen. Derartige Argumentationsmuster und ihre impliziten wie expliziten Folgeaussagen werden exemplarisch an den Themenfeldern Geschlecht, Rasse, Körper, Potential und Alter nachvollzogen." (Autorenreferat)
Schlagwörter:Lebensperspektive; sociology; Biologismus; life perspective; alter Mensch; contingency; Begriff; concept; security; Gesellschaft; society; Lebensplanung; individual; nature; Soziologie; body; genetics; Körper; human being; gender; Individuum; social science; Natur; Mensch; Rasse; Sozialwissenschaft; Genetik; biologism; life planning; exclusion; natural sciences; Exklusion; Konzeption; Sicherheit; elderly; Naturwissenschaft; conception; Kontingenz; race
SSOAR Kategorie:Naturwissenschaften, Technik(wissenschaften), angewandte Wissenschaften, Generelle Theorien der Sozialwissenschaften, Frauen- und Geschlechterforschung, Gerontologie, Alterssoziologie
Vom "(un-)heimlichen Inhalt der Naturwissenschaften" und dem "Geschlecht der Natur" - Feministische Naturwissenschaftsforschung in der Bundesrepublik Deutschland
Autor/in:
Götschel, Helene
Quelle: Freiburger FrauenStudien, (2001) 11, S 27-42