Biografieforschung: Theoretische Perspektiven und methodologische Konzepte für eine re-konstruktive Geschlechterforschung
Titelübersetzung:Biography research: theoretical perspectives and methodological concepts for reconstructive gender studies
Autor/in:
Dausien, Bettina
Quelle: Handbuch Frauen- und Geschlechterforschung: Theorie, Methoden, Empirie. Ruth Becker (Hrsg.), Beate Kortendiek (Hrsg.), Barbara Budrich (Mitarb.), Ilse Lenz (Mitarb.), Sigrid Metz-Göckel (Mitarb.), Ursula Müller (Mitarb.), Sabine Schäfer (Mitarb.). Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss. (Geschlecht und Gesellschaft), 2008, S. 354-367
Inhalt: Die Biografieforschung bezeichnet einen komplexen Forschungsansatz, der auf eine lange Geschichte des wissenschaftlichen Interesses an "persönlichen Dokumenten" verweisen kann. Sie ist eine voraussetzungsvolle Forschungsperspektive, die sich in zentralen Aspekten ihres Vorgehens auf Biografien als theoretisches Konzept, als historisch-empirischen Gegenstand und als komplexe methodologische Strategie bezieht. Andere Begriffe, welche oftmals synonym gebraucht, in der Biografieforschung aber systematisch unterschieden werden, sind "Lebensgeschichte" und "Lebenslauf". Die Autorin skizziert die Perspektiven einer rekonstruktiven Geschlechterforschung innerhalb der Biografieforschung, wozu sie auf die Differenzierungen empirischer Forschung, die methodologischen Prinzipien sowie auf Datenerhebung und Datenanalyse eingeht. Sie hebt insbesondere drei Kontextrelationen bei der Interpretation eines biografischen Textes hervor: Biografie, Interaktion, kulturelle Muster und soziale Regeln. Das skizzierte Konzept von Biografieforschung begreift sie als ein offenes Programm, das vielfältige Anknüpfungspunkte zu aktuellen theoretischen Diskussionen in der Geschlechterforschung aufweist. (ICI2)
Junge Frauen: Vom doppelten Lebensentwurf zum biografischen Projekt
Titelübersetzung:Young women: from a dual life plan to a biographical project
Autor/in:
Keddi, Barbara
Quelle: Handbuch Frauen- und Geschlechterforschung: Theorie, Methoden, Empirie. Ruth Becker (Hrsg.), Beate Kortendiek (Hrsg.), Barbara Budrich (Mitarb.), Ilse Lenz (Mitarb.), Sigrid Metz-Göckel (Mitarb.), Ursula Müller (Mitarb.), Sabine Schäfer (Mitarb.). Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss. (Geschlecht und Gesellschaft), 2008, S. 428-433
Inhalt: Die Lebenszusammenhänge und Lebensentwürfe junger Frauen werden in der Frauen- und Geschlechterforschung seit Ende der 1970er Jahre systematisch untersucht. Vor dem Hintergrund der doppelten weiblichen Vergesellschaftung und der frauenspezifischen Individualisierungsprozesse wird auf die Vielfalt und Verschiedenheit von weiblichem Leben und den erweiterten Möglichkeitsraum weiblicher Lebensführung hingewiesen. Als junge Frauen gelten Frauen zwischen 18 und 35 Jahren, für die in dieser Lebensphase grundlegende Weichenstellungen für ihr Leben anstehen. Die vorliegenden Ausführungen beziehen sich auf die Lebenszusammenhänge junger Frauen in Deutschland ohne Migrationshintergrund. Skizziert werden Eindeutigkeiten und Uneindeutigkeiten im Leben junger Frauen, die Lebensentwürfe junger Frauen als mehrdimensionale und widersprüchliche Konstruktionen zwischen Beruf und Familie sowie die Rolle weiblicher Biographien als Verflechtung und Abfolge von unterschiedlichen Projekten. (ICI2)
Lebenslauf: Dynamiken zwischen Biografie und Geschlechterverhältnis
Titelübersetzung:Life career: dynamism between biography and gender relations
Autor/in:
Krüger, Helga
Quelle: Handbuch Frauen- und Geschlechterforschung: Theorie, Methoden, Empirie. Ruth Becker (Hrsg.), Beate Kortendiek (Hrsg.), Barbara Budrich (Mitarb.), Ilse Lenz (Mitarb.), Sigrid Metz-Göckel (Mitarb.), Ursula Müller (Mitarb.), Sabine Schäfer (Mitarb.). Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss. (Geschlecht und Gesellschaft), 2008, S. 212-220
Inhalt: Die Verfasserin vertritt die These, dass Institutionen weibliche und männliche Lebensläufe als differente strukturieren und zugleich die Geschlechter über Zuständigkeitsmodalitäten untereinander in Beziehung zueinander setzen. Insofern führt der Lebenslaufansatz eine Sonde in Gefilde ein, die Geschlechterdifferenz hinter der alltäglichen Beziehung, der Aushandlung von Lösungen und subjektiven Entscheidungen strukturiert. Der Versuch des individuellen oder auch gemeinsamen Festhaltens an Gleichheit konfligiert mit Sachzwängen von Arbeitsmarkt und Supportinstitutionen, die sich unter der Hand durchaus auch ungewollt und nicht intendiert einschleichen und Ungleichheit, und zwar Ungleichheit in persönlicher Abhängigkeit, einfordern. Die hieraus erzeugten Ambivalenzen werden als Auslöser 'rhetorischer Modernisierung' bezeichnet. Hiernach versinken Ungleichheiten im Ort des 'Schweigens', genauer: Sie fallen der De-Thematisierung aus nicht zugelassenem Unmut über sich langsam verändernde Beziehungen anheim - und machen der schrittweise legitimierten Aussöhnung mit dem/der Partner/in zuliebe gefundenen Lösungen Platz. Der Wandel im Bildungsprofil junger Frauen und die Unsicherheiten im Arbeitsmarkt auch in männlich stereotypisierten Berufen legen es allerdings nahe, auf die Familiengründung ganz zu verzichten. (ICF2)
Geplante Kinderlosigkeit? : ein lebensverlaufstheoretisches Entscheidungsmodell
Titelübersetzung:Planned childlessness? : a decision model based on life course theory
Autor/in:
Schröder, Torsten
Quelle: Ein Leben ohne Kinder: Kinderlosigkeit in Deutschland. Dirk Konietzka (Hrsg.), Michaela Kreyenfeld (Hrsg.). Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2007, S. 401-423
Inhalt: Eines der zentralen theoretischen Probleme der Analyse der Entscheidung für oder gegen Kinder betrifft die Frage nach der Bewertung des Lebensziels Elternschaft bzw. Familie gegenüber anderen Lebensbereichen. Der Autor stellt in seinem Beitrag einen entscheidungstheoretischen Ansatz vor, der davon ausgeht, dass Individuen ihre Lebensplanungen und die Bewertung von Lebenszielen oftmals an äußere, nicht beeinflussbare Rahmenbedingungen anpassen. Die Lebensziele eines Menschen und ihre subjektive Wichtigkeit sind im Lebenslauf nicht stabil, sondern sie ändern sich mit den erfahrenen äußeren Bedingungen und können zugunsten anderer Ziele zurückgestellt werden. Ferner sind unterschiedliche Mechanismen der Anpassung der Lebensplanung an ungünstige Rahmenbedingungen wählbar - z.B. kann das Anspruchsniveau zur Verwirklichung des Ziels verringert oder das Lebensziel neu bewertet werden. Der Autor zeigt auf der Grundlage aktueller Forschungsergebnisse und der Daten des Sozio-ökonomischen Panels, dass sich diese Anpassungsprozesse empirisch beobachten lassen. Da subjektive Präferenzen, Wünsche und Nutzeneinschätzungen keine konstanten Persönlichkeitsmerkmale darstellen, ist daher auch der Nutzen von Konstrukten wie dem Kinderwunsch gering, wenn nicht der Lebenslaufkontext, widerstrebende Lebensziele sowie äußere Umstände und innere Dispositionen explizit berücksichtigt werden. (ICI2)
CEWS Kategorie:Berufsbiographie und Karriere, Vereinbarkeit Familie-Beruf
Dokumenttyp:Sammelwerksbeitrag
Ungleichheit und Lebenslauf : Wege aus den Sackgassen empirischer Traditionen
Titelübersetzung:Inequality and the life course : ways out of dead ends in empirical traditions
Autor/in:
Krüger, Helga
Quelle: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, Sonderheft, (2001) H. 41, S. 512-537
Inhalt: "Die schichtspezifische Ungleichheitsforschung hat die Ungleichheitsproduktion zwischen den Geschlechtern relativ wenig aufgegriffen. Diese ist, so die hier entwickelte These, nicht nur eine der Normen, sondern ebenso eine jener Institutionen, die Thema der schichtspezifischen Ungleichheitsforschung sind. Um deren Effekte empirisch angemessen zu erfassen, gilt es, sowohl das biographische Betrachtungsfenster der Ungleichheitsforschung zu erweitern als auch kategorial eingeschliffene Denkmuster zu verabschieden. Aufgedeckt wird der geringe lebenslauf-prognostische Wert der Ungleichheits-Kategorien 'Bildungsniveau' und 'Arbeitsmarktniveau', da sich in Bildung und Berufsstruktur bereits jeweils Schicht- und Geschlechterungleichheit miteinander kombinieren und in ihren Effekten vergrößern. Empirisch tragfähiger hingegen erweist sich a) die Erfassung der (niveau- und berufsdifferenten) Ressourcen-Ausstattung und b) der arbeitsmarktlichen Amortisierungschancen. Hinzu tritt die Kategorie des Ressourcenverlustrisikos, die schicht- und geschlechter-ungleichen Chancen der Verknüpfung von Bildung, Arbeitsmarkt, Familie im Lebensverlauf ihren sozialstrukturell angemessenen Platz in der Ungleichheitsforschung einräumt. Alle drei Kategorien zusammen zeigen, wie sich in der Tat lagenspezifische Ungleichheiten alter und neuer Art sozialstrukturell kombinieren mit De- und Re-Institutionalisierungen von Ungleichheit im männlichen und weiblichen Lebenslauf." (Autorenreferat)
Inhalt: "Research on the reproduction of class inequality usually takes little notice of research on gender inequality, although both deal with effects of the same social institutions (family, educational system, labor market). The combination of both types of research requires to give up the male bias in stratification research as well as to extend the life span under scrutiny. In German realities, gender and social class in education and occupational stratification are intervoven. The usual categories of 'educational level' and 'labor market entrance level' prove to be inadequate: they doubly mask inequality, ignoring both gendered transitions from school to work and gendered career tracks between occupations. Empirical findings suggest a replacement of the foreshortened categories of levels by class-gendered vocational resources and class-gendered depreciation rates in the labor market. In order to capture additional inequality, caused by gendered constraints and opportunities of combining education, occupational career and family, a third category is needed, referring to risks of resource loss. Together, the three categories help decipher more realistically how the reproduction of old and new class-specific inequalities in turn conditions inequalities in male and female life course pattern." (author's abstract)
CEWS Kategorie:Berufsbiographie und Karriere, Frauen- und Geschlechterforschung
Dokumenttyp:Zeitschriftenaufsatz
Vom Fall zum Typus: die Sehnsucht nach dem "Ganzen" und dem "Eigentlichen" : "Idealisierung" als biographische Konstruktion
Titelübersetzung:From a case to a type: the longing for "unity" and "reality" : "idealization" as a biographical construction
Autor/in:
Wohlrab-Sahr, Monika
Quelle: Erfahrung mit Methode: Wege sozialwissenschaftlicher Frauenforschung. Angelika Diezinger (Hrsg.), Hedwig Kitzer (Hrsg.), Ingrid Anker (Hrsg.), Irma Bingel (Hrsg.), Erika Haas (Hrsg.), Simone Odierna (Hrsg.). Freiburg im Breisgau: Kore (Forum Frauenforschung : Schriftenreihe der Sektion Frauenforschung in der Deutschen Gesellschaft für Soziologie), 1994, S. 269-299
Inhalt: Die Verfasserin setzt sich zunächst auf methodischer Ebene mit Problemen des Typisierens auf der Basis von Fallrekonstruktionen auseinander. Der Weg vom "Fall" zum Typus wird im folgenden anhand eines Beispiels aus einem Sample von Zeitarbeitern dargestellt, das im Rahmen eines Forschungsprojekts über die Vermittlung sozialer Zeitstrukturen und biographischer Zeitperspektiven erhoben wurde. Bei der Beschreibung von "Idealisierung" als Typus biographischer Konstruktion bilden die Kategorien Umweltbezug, Bewältigungsform, Handlungssteuerung, Selbstbezug und biographische Zeitperspektive das analytische Gerüst. Hier stehen Verfahren der objektiven Hermeneutik im Vordergrund. Qualitative Verallgemeinerungen werden möglich durch anschließende interne Vergleiche mit ähnlich strukturierten Fällen und externe Vergleiche mit anderen Typen. (ICE2)
Diskontinuität und Nachträglichkeit : theoretische und methodische Überlegungen zur Erforschung weiblicher Lebensläufe
Titelübersetzung:Discontinuity and subsequentness : theoretical and methodical reflections concerning research on life careers of women
Autor/in:
Becker-Schmidt, Regina
Quelle: Erfahrung mit Methode: Wege sozialwissenschaftlicher Frauenforschung. Angelika Diezinger (Hrsg.), Hedwig Kitzer (Hrsg.), Ingrid Anker (Hrsg.), Irma Bingel (Hrsg.), Erika Haas (Hrsg.), Simone Odierna (Hrsg.). Freiburg im Breisgau: Kore (Forum Frauenforschung : Schriftenreihe der Sektion Frauenforschung in der Deutschen Gesellschaft für Soziologie), 1994, S. 155-182
Inhalt: Die Verfasserin legt einen Beitrag zu theoretischen und methodischen Grundlagen feministischer Biographieforschung vor, der Probleme der Debatte um Traditionsentbindung und Flexibilisierung der Lebensführung, Formen der Deregulierung von Normalbiographien sowie die wechselseitige Verwiesenheit von mikrosoziologischen und subjektbezogenen Ansätzen in Lebenslaufanalysen aufgreift. Die Grundlage der Überlegungen bilden biographische Intensivinterviews mit lohnabhängig arbeitenden Müttern, mit ehemaligen Akkordarbeiterinnen, die die Fabrikarbeit nach der Geburt von Kindern aufgegeben haben, und mit Wissenschaftlerinnen. Anhand eines Fallbeispiels werden zwei Modalitäten im Umgang mit Umorientierungen, Unterbrechungen und Verdrängungen deutlich gemacht: die Nachträglichkeit in Entscheidungsprozessen und die Umschrift von Erinnerungen und Wünschen. Anknüpfend an dieses Fallbeispiel diskutiert die Verfasserin, wie sich nichtlineare Zeitstrukturen in Lebensläufen subjekttheoretisch fassen lassen, welche methodischen Konsequenzen daraus folgen und wie das biographische Zeitkonzept gesellschaftstheoretisch zu begründen ist. (ICE2)
CEWS Kategorie:Berufsbiographie und Karriere, Frauen- und Geschlechterforschung
Dokumenttyp:Sammelwerksbeitrag
Career opportunities in the Federal Repbulic of Germany : a dynamic approach to study life course, cohort and period effects
Titelübersetzung:Karriereprozesse in der Bundesrepublik Deutschland : ein dynamischer Ansatz zur Untersuchung von Lebenslauf-, Kohorten- und Periodeneffekten
Autor/in:
Blossfeld, Hans-Peter
Quelle: Applications of event history analysis in life course research. Karl Ulrich Mayer (Hrsg.), Nancy Brandon Tuma (Hrsg.). Berlin (Materialien aus der Bildungsforschung), 1987, S. 7-43
Inhalt: Ziel der vorliegenden Studie ist es, den kausalen Einfluss von Kohorten-, Perioden- und Lebenslaufeffekten auf die Karrierechancen von Männern zu untersuchen. Es wird insbesondere der Frage nachgegangen, wie unterschiedliche Kohorten unter verschiedenen strukturellen Konstellationen in den Arbeitsmarkt eintreten und wie diese spezifischen Eintrittsbedingungen den späteren Karriereverlauf, bei gleichzeitigem Wandel der Arbeitsmarktstruktur, beeinflussen. Dazu wird zum einen auf die Lebensverlaufsstudie des DFG-Sonderforschungsbereichs 3 ("Mikroanalytische Grundlagen der Gesellschaftspolitik") zurück gegriffen, in welcher die bisherigen Berufsverläufe der Geburtskohorten von 1929-31, 1939-41 und 1949-51 kontinuierlich erfasst wurden. Diese Informationen werden zum anderen mit Zeitreihen aus der amtlichen Statistik kombiniert, mit denen die soziale und ökonomische Entwicklung in der Bundesrepublik Deutschland beschrieben werden kann. Die Ergebnisse zeigen, dass der Karriereprozess in einem dreifachen Sinne zeitabhängig ist: er hängt erstens von der Zeitspanne ab, die bereits im Beschäftigungssystem verbracht wurde, er hängt zweitens vom Zeitpunkt des Eintritts in den Arbeitsmarkt ab und er hängt drittens vom jeweils aktuellen Zeitpunkt ab, zu dem die Karriereprozesse betrachtet werden. Auf der Basis dieser Ergebnisse wird argumentiert, dass die Analysen von Mobilitätstabellen, in denen diese drei verschiedenen Dimensionen der Zeitabhängigkeit ignoriert werden, notwendigerweise ein falsches Bild über die Mechanismen von Karriereprozessen liefern müssen. (ICI2)