Ausmaß, Entwicklung und Ursachen sozialer Ungleichheit beim Promotionszugang zwischen 1989–2009
Autor/in:
Jaksztat, Steffen; Lörz, Markus
Quelle: Zeitschrift für Soziologie, 47 (2018) 1, S 46–64
Inhalt: Der Beitrag beschäftigt sich mit der Frage, wie sich herkunftsspezifische Unterschiede beim Promotionszugang im Zeitverlauf entwickelt haben und welche Ursachen möglichen Veränderungen zugrunde liegen. Vor dem Hintergrund kultureller Reproduktions- und rationaler Entscheidungsprozesse werden verschiedene Erklärungsansätze skizziert und hinsichtlich ihrer empirischen Evidenz betrachtet. Als Datenbasis dienen Hochschulabsolventenstudien der Kohorten 1989 bis 2009. Die Ergebnisse zeigen, dass in allen Jahren bemerkenswerte Unterschiede nach sozialer Herkunft bestehen. Zudem finden sich Hinweise dafür, dass Ungleichheiten am Promotionsübergang im Zeitverlauf tendenziell zugenommen haben. Diese Zunahme ist offenbar vorwiegend auf ein verändertes Bildungsverhalten der weniger privilegierten Gruppen zurückzuführen. Insbesondere die Studienfachwahl, aber auch primäre Herkunftseffekte sowie eine stärkere Einbindung der privilegierten Gruppen in den Universitätsbetrieb in Form von Hilfskrafttätigkeiten scheinen zu zunehmenden Unterschieden geführt zu haben.
Bildungsherkunft und Promotion : Wie beeinflusst das elterliche Bildungsniveau den Übergang in die Promotionsphase?
Autor/in:
Jaksztat, Steffen
Quelle: Zeitschrift für Soziologie, 43 (2014) 4, S 286–301
Inhalt: Dieser Beitrag behandelt den Zusammenhang zwischen der Bildungsherkunft von Universitätsabsolvent(inn)en und der Wahrscheinlichkeit einer Promotionsaufnahme nach dem Studium. Auf der Basis einer bundesweit repräsentativen Absolvent(inn)enstudie wird erstens überprüft, inwieweit beim Übergang in die Promotionsphase herkunftsspezifische Unterschiede bestehen, und zweitens, welche Prozesse und Mechanismen zu diesen Unterschieden führen. Die Analysen zeigen, dass die Wahrscheinlichkeit der Aufnahme einer Promotion deutlich mit der Bildungsherkunft variiert. Dieser Herkunftseffekt lässt sich zu großen Teilen auf Unterschiede in der Fachrichtungswahl, Leistungsunterschiede sowie auf Unterschiede im Ausmaß der akademischen Integration während des Studiums zurückführen.
Wer ist tatsächlich benachteiligt? : Die Wirkung traditioneller Geschlechterrollen auf schulische Leistungen und elterliche Aspirationen in deutschen und türkischen Familien
Titelübersetzung:Who Is Indeed Disadvantaged? : The Effect of Traditional Gender Roles on Educational Achievement and Parental Aspirations in German and Turkish Families
Autor/in:
Salikutluk, Zerrin; Heyne, Stefanie
Quelle: Zeitschrift für Soziologie, Jg. 43 (2014) H. 6, S. 421-440
Inhalt: "Traditionelle Geschlechterrollen werden einerseits als Grund für die Benachteiligung von Mädchen gesehen, andererseits wird argumentiert, dass das schlechte Abschneiden von Jungen im Bildungssystem mit traditionellen Männlichkeitsvorstellungen zusammenhänge. Empirische Analysen der Daten aus den Projekten Junge Migranten im deutschen und israelischen Bildungssystem und Children of Immigrants Longitudinal Survey in Four European Countries zeigen, dass türkischstämmige Eltern dann niedrigere Bildungsaspirationen für ihre Töchter haben, wenn die Mütter in der Familie nicht erwerbstätig sind. Normative Einstellungen der Eltern zur geschlechtsspezifischen Arbeitsteilung hängen hingegen nicht mit den Bildungsaspirationen für ihre Kinder zusammen. Bei schulischen Leistungen im Fach Mathematik kristallisiert sich hingegen ein Nachteil für türkischstämmige Jungen heraus, wenn diese traditionelle Einstellungen haben. Für deutsche Eltern und Jugendliche finden sich keine derartigen Zusammenhänge." (Autorenreferat)
Inhalt: "This article investigates the effect of traditional gender roles on gender disparities in school. On the one hand, traditional gender roles are generally taken to put girls at a disadvantage. On the other hand, it is assumed that traditional masculinity norms lead to poorer school performance among boys. Using data from the projects 'Young Immigrants in the German and Israeli Educational System' and 'Children of Immigrants Longitudinal Survey in Four European Countries' we show that although parental attitudes in regard to gender roles do not affect their aspirations for the education of their children parents with a Turkish migrational background do have lower educational aspirations for their daughters if mothers are not participating in the Labor market. Furthermore, boys of Turkish background who have traditional attitudes achieve lower results in mathematics. No such gender difference was found with respect to German parents and students." (author's abstract)
Differenzierung des Bildungssystems und soziale Ungleichheit : haben sich mit dem Ausbau der beruflichen Bildungswege die Ungleichheitsmechanismen verändert?
Titelübersetzung:Differentiation in higher education and social inequality : have the mechnisms of social inequality changed with the expansion of vociational education?
Autor/in:
Lörz, Markus
Quelle: Zeitschrift für Soziologie, Jg. 42 (2013) H. 2, S. 118-137
Inhalt: "Trotz der Bildungsexpansion sind die unteren Sozialschichten in den Universitäten weiterhin stark unterrepräsentiert. Verschiedene Indizien sprechen dafür, dass sich mit der Bildungsexpansion die Ungleichheitsmechanismen verändert haben und sich mittlerweile auf einer horizontalen Ebene abspielen. Während mögliche Gründe dieser Veränderungen theoretisch breit diskutiert wurden, fehlen bislang entsprechende empirische Belege. Der vorliegende Beitrag richtet den Blick auf den Übergang ins Studium und beschäftigt sich sowohl in theoretischer als auch in empirischer Hinsicht mit der Frage, ob die gestiegene Bildungsbeteiligung der traditionell bildungsfernen Gruppen mit einer Ablenkung in die eher praxisorientierten Fachhochschulstudiengänge einhergegangen ist. Die Ergebnisse zeigen, dass mit dem Ausbau der beruflichen Schulen zunehmend Kinder aus bildungsfernen Familien eine Hochschulzugangsberechtigung erhalten haben und diese Entwicklung nicht folgenlos für die Wahl des weiteren Bildungsweges geblieben ist. Bei der Aufnahme eines universitären Studiums zeichnet sich in den vergangenen dreißig Jahren jedoch eine Zunahme herkunftsspezifischer Unterschiede ab. Die Ursache hierfür liegt weniger in Ablenkungs-, Distinktions- oder Heterogenisierungsprozessen, sondern in erster Linie in früheren bildungsbiografischen Entscheidungen und einer zunehmenden Kostensensibilität von Frauen aus bildungsfernen Familien." (Autorenreferat)
Inhalt: "Despite growing educational participation less privileged groups are still underrepresented at universities. Several studies indicate that patterns of social inequality have changed in the course of educational expansion. While these changes have been widely discussed from a theoretical point of view, empirical evidence for the described pattern of changing mechanisms is lacking. With respect to the transition to higher education this article focuses on the question whether increasing educational participation is associated with a diversion of less privileged groups into less prestigious colleges of applied sciences (Fachhochschulen). Results indicate that with the expansion of vocational pathways to higher education children of less privileged groups more often attain upper secondary education. These changes have consequences on subsequent educational opportunities in the transition to higher education. For this reason social differences in the decision to enter on academic studies at a university have increased in the past thirty years. However, the reason for these growing differences cannot be attributed to processes of diversion, distinction, or heterogenization of ability; rather, they can rather be found in biographical differences and an increasing cost-sensitivity on the part of women from less privileged groups." (author's abstract)
Gruppenvergleiche bei Regressionen mit binären abhängigen Variablen : Probleme und Fehleinschätzungen am Beispiel von Bildungschancen im Kohortenverlauf
Titelübersetzung:Group comparisons for regression models with binary dependent variables : problems and pitfalls illustrated by differences in educational opportunities between cohorts
Autor/in:
Auspurg, Katrin; Hinz, Thomas
Quelle: Zeitschrift für Soziologie, Jg. 40 (2011) H. 1, S. 62-73
Inhalt: "Die vorliegende Forschungsnotiz verweist auf eine bekannte, aber selten beachtete Problematik bei Vergleichen von Koeffizienten aus Regressionen mit binären abhängigen Variablen zwischen Gruppen. Damit Vergleiche von Logit- und Probit-Koeffizienten sowie Odds-Ratios (OR) über Gruppen oder Kohorten hinweg tragfähig sind, muss angenommen werden, dass die unbeobachtete Heterogenität in allen betrachteten Gruppen gleich ist. Dies ist zumindest bei Vergleichen von Kohorten oder Schätzungen, die Datensätze aus unterschiedlichen Ländern oder Erhebungsdesigns nutzen, eine sehr unrealistische Annahme. Wir schlagen daher vor, statt der OR die durchschnittlichen Marginaleffekte für Gruppenvergleiche heranzuziehen. Weiterhin verweisen wir auf eine Möglichkeit, Gruppenunterschiede in solchen Modellen auf statistische Signifikanz zu prüfen. Anhand des Beispiels von Bildungschancen im Kohortenvergleich lässt sich veranschaulichen, dass bei Beachtung der Problematik unbeobachteter Heterogenität wichtige Schlussfolgerungen anders ausfallen." (Autorenreferat)
Inhalt: "This research note refers to a known, but rarely noticed problem which arises when coefficients from regression models with binary dependent variables are compared over groups like cohorts or social classes. In order to attain valid and viable comparisons of coefficients and odds ratios (OR) from logit and probit models between groups, it has to be assumed that the unobserved heterogeneity is equal for all these groups. This is obviously an unrealistic assumption if data stem from different cohorts or if estimations are based on data from different countries and samples. Therefore, we propose for group comparisons the use of average marginal effects instead of OR. Moreover, we suggest a method of testing group differences in such models for statistical significance. Using the example of comparing educational opportunities over different birth cohorts, we illustrate that considering the problem of unobserved heterogeneity leads to significantly different conclusions." (author's abstract)
CEWS Kategorie:Bildung und Erziehung, Statistik und statistische Daten
Dokumenttyp:Zeitschriftenaufsatz
Bildungsexpansion und soziale Ungleichheit : Zunahme, Abnahme oder Persistenz ungleicher Chancenverhältnisse ; eine Frage der Perspektive?
Titelübersetzung:Educational expansion and social inequality : increase, decline or persistence of unequal opportunities ; a matter of perspective?
Autor/in:
Lörz, Markus; Schindler, Steffen
Quelle: Zeitschrift für Soziologie, Jg. 40 (2011) H. 6, S. 458-477
Inhalt: "Trotz Ausbau und Differenzierung des höheren Schul- und Hochschulsystems zeichnet sich das deutsche Bildungssystem im internationalen Vergleich durch eine vergleichsweise hohe soziale Selektivität aus. Zwar haben sich im Zuge der Bildungsexpansion neue Zugangswege zu höherer Bildung aufgetan, es ist allerdings offen, inwieweit dies zu einer höheren Bildungsbeteiligung der traditionell bildungsfernen Schichten geführt hat. Der vorliegende Beitrag beschäftigt sich dementsprechend mit der Frage, wie sich vor dem Hintergrund der veränderten institutionellen und bildungspolitischen Rahmenbedingungen die herkunftsspezifischen Unterschiede entwickelt haben. Hierbei wird sowohl in theoretischer als auch in methodischer Hinsicht differenziert auf die Entwicklung sozialer Ungleichheiten auf Schul- und Hochschulebene eingegangen und mit der Kombination zweier Datenreihen ein alternativer Weg der Analyse sozialer Ungleichheiten im Zeitverlauf aufgezeigt. Die Analyse macht deutlich, dass an den verschiedenen Bildungsübergängen unterschiedliche Entwicklungen stattfinden und es (auch) eine Frage der methodischen Vorgehensweise ist, zu welchem Ergebnis man hinsichtlich der Ungleichheitsentwicklung gelangt. Während die sozialen Ungleichheiten im Zeitverlauf beim Übergang in die Sekundarstufe II abnehmen, nehmen sie am Übergang ins Studium zu. Diese an beiden Übergängen vorzufindenden gegenläufigen Entwicklungen gleichen sich zum Teil aus, sodass insgesamt aus absoluter Perspektive teilweise von stabilen Ungleichheitsverhältnissen im deutschen Bildungssystem zu berichten ist, während sich aus einer relationalen Perspektive eher eine Abnahme abzeichnet." (Autorenreferat)
Inhalt: "Despite educational expansion and institutional differentiation, Germany shows rather high levels of social selectivity. Although new institutional pathways into higher education have emerged in the course of educational expansion, it is unclear whether this has contributed to an inclusion of more students from less privileged families. In the light of these changing opportunities this paper deals with the question of how social inequality in access to higher levels of education has developed over the last few decades. These developments are discussed from both a theoretical and a methodological perspective. Using a combination of two large-scale datasets, we present a novel approach to this issue. Our findings suggest different developments of inequality depending on the different transitions from primary to secondary education. While social selectivity in access to upper secondary education has declined, differences in the transition from upper secondary to tertiary education have increased. In sum, both developments counterbalance each other. The results also indicate that it is a methodological question whether one finds increasing or decreasing inequality: Our absolute measure of social inequality indicates persistent inequality, whereas our relative measure indicates decreasing inequality." (author's abstract)
Dauerhafte Bildungsungleichheiten in Westdeutschland, Ostdeutschland und der Schweiz : eine Kohortenbetrachtung der Ungleichheitsdimensionen soziale Herkunft und Geschlecht
Titelübersetzung:Persistent educational inequalities in West Germany, East Germany, and Switzerland : a cohort analysis with respect to social origin and gender
Autor/in:
Hadjar, Andreas; Berger, Joel
Quelle: Zeitschrift für Soziologie, Jg. 39 (2010) H. 3, S. 182-201
Inhalt: "Eine Kernfrage bildungssoziologischer Debatten ist, inwieweit über die Bildungsexpansion herkunfts- und geschlechtsspezifische Bildungsungleichheiten abgebaut werden konnten. Mit neueren Daten und im Rahmen eines Vergleichs der Entwicklungen in drei verschiedenen Untersuchungsgebieten - in Westdeutschland, Ostdeutschland und der Schweiz - wird der Beitrag dieser Problematik nachgehen. Betrachtet werden kohortenspezifische Unterschiede (Geburtskohorten 1925 bis 1974) in der Bildungsbeteiligung zwischen sozialen Herkunftsschichten und zwischen den Geschlechtern. Eine komparative Perspektive ermöglicht die Betrachtung bildungssystemspezifischer Merkmale, welche die gesellschaftliche Entwicklung des Bildungsniveaus und das Ausmaß an Bildungsungleichheiten beeinflussen. Als Datengrundlage dienen das Schweizer Haushalt-Panel (SHP) und das Sozioökonomische Panel (SOEP). Die Ergebnisse zeigen, dass in der Schweiz die stärkste Verbesserung der Bildungschancen der Arbeiterschicht stattgefunden hat, während in der ehemaligen DDR am frühesten Geschlechterunterschiede im Bildungserwerb eingeebnet werden konnten - wobei in den jüngeren Kohorten der ostdeutschen Teilstichprobe neue Bildungsungleichheiten zu Ungunsten von Männern auftreten." (Autorenreferat)
Inhalt: "A key question in current debates in the sociology of education is to what extent educational inequalities with regard to social origin and gender are being reduced by the expansion of educational systems. The authors explore this question by using a new set of data with which developments in Switzerland, West Germany, and East Germany can be comparatively analyzed. Using the birth cohorts 1925-1974 they look at cohort-specific differences in educational participation between social strata and between men and women. The authors focus comparatively on those characteristics of the educational system which influence the educational levels and educational inequalities across society. Their analyses are based on two equivalent samples: the Swiss Household Panel (SHP) and the German Socio-Economic Panel (SOEP). Results show that the strongest improvement in educational opportunities among working class children has been achieved in Switzerland, whereas East Germany has been most progressive in abolishing gender inequalities, but is seeing an increase in gender inequalities to the disadvantage of males among the youngest cohorts." (author's abstract)
Schlagwörter:Bildung; soziale Ungleichheit; neue Bundesländer; alte Bundesländer; Schweiz; internationaler Vergleich; soziale Herkunft; schichtspezifische Faktoren; Bildungsbeteiligung; Bildungschance; DDR
CEWS Kategorie:Bildung und Erziehung, Geschlechterverhältnis