Celibate women, the construction of identity, Karama (dignity), and the "Arab Spring"
Titelübersetzung:Zölibatär lebende Frauen, die Konstruktion von Identität, Karama (Würde) und der "Arabische Frühling"
Autor/in:
Labidi, Lilia
Quelle: GENDER - Zeitschrift für Geschlecht, Kultur und Gesellschaft, 9 (2017) 1, S 11-29
Inhalt: "Untersuchungen über den 'Arabischen Frühling“ tendieren dazu, die wirtschaftlichen und politischen Bedürfnisse Jugendlicher zu fokussieren, adressieren jedoch nicht ihre sozialpsychologischen Bedürfnisse, wie etwa den unerfüllten Heiratswunsch und dessen soziale Konsequenzen. Der Beitrag diskutiert den Fall zölibatär lebender Frauen in Tunesien, für die es aufgrund der hohen Jugendarbeitslosigkeit und daraus folgender Probleme schwierig ist, Übergangsrituale zu durchlaufen, die sie von der Kindheit ins Erwachsenendasein geleiten und ihnen die vollständige Integration in die Gemeinschaft ermöglichen würden. Um in ihrer durch den diktatorischen Staat dominierten Lebenswelt dennoch Selbstkontrolle zu erlangen, haben sie für sich eine Form der asketischen Lebensführung gewählt, indem sie den hijab tragen, den Koran lesen, das tägliche Fasten praktizieren und die hudud neu verhandeln - also die moralischen und rechtlichen Grenzen, die schon lang Gegenstand breiter Debatten und sozialer Reformen sind; gleichzeitig unterstützen sie die Frauenrechte, so wie sie in Tunesiens Familienrecht verankert sind. Der Beitrag widmet sich besonders dem hierauf bezogenen politischen Diskurs im ‚Arabischen Frühling‘ seit 2011 und dem Bemühen, eine 'moralische Persönlichkeit' zu entwickeln." (Autorenreferat)
Inhalt: "Studies of the 'Arab Spring' have tended to focus on the economic and political needs of youth, but have not addressed socio-psychological needs such as an unfulfilled desire for marriage and its social consequences. This article discusses the case of celibate women in Tunisia who, because of the high rate of youth unemployment and its social consequences, find it difficult to accomplish the rites of passage that would take them from childhood to adulthood and allow full integration into the community. In order to gain control over the self in a social context that was dominated by a dictatorial state, they have chosen a form of asceticism, wearing the hijab, reading the Qur'an, practicing daily fasting, and re-negotiating hudud - that is moral boundaries and legal limits that have long been a subject of wide debate and of social reforms; at the same time, they support women's rights as expressed in Tunisia's Personal Status Code. Particular attention is paid in this article to the political discourse after 2011 and efforts to construct a 'moral personality.'" (author's abstract)
Schlagwörter:Tunesien; Tunisia; woman; Ritual; ritual; Askese; asceticism; Lebensstil; life style; Religiosität; religiousness; Menschenrechte; human rights; Feminismus; feminism; Gleichheit; equality; Identität; identity; Emanzipation; emancipation; Geschlechterverhältnis; gender relations; arabische Länder; Arab countries; Nordafrika; North Africa; Transformation; transformation; enthaltsame Frauen; Arabischer Frühling; Nahdha
SSOAR Kategorie:Frauen- und Geschlechterforschung, Ethnologie, Kulturanthropologie, Ethnosoziologie
Geschlechter- und Beziehungsnormen im Kontext professioneller Hochzeitsplanung am Beispiel Österreichs
Titelübersetzung:Professional wedding planning in Austria: gender norms, roles and the division of wedding work
Autor/in:
Schäffler, Hildegard
Quelle: GENDER - Zeitschrift für Geschlecht, Kultur und Gesellschaft, 6 (2014) 2, S 24-38
Inhalt: "In den USA, Japan und einigen anderen Industrienationen ist professionelle Hochzeitsplanung seit Jahrzehnten eine etablierte Dienstleistung und 'big business'. Auch im deutschsprachigen Raum werden Hochzeiten zunehmend kommerzialisiert und in einen Waren- und Dienstleistungsmarkt im Rahmen von TV-Shows, Magazinen, 'Events' wie Hochzeitsbällen, Verkaufsabenden für Hochzeitskleider und -accessoires oder Hochzeitsmessen integriert. Aufbauend auf einer ethnographischen Forschung zur 'Hochzeits-Industrie' und professioneller Hochzeitsplanung in Österreich untersucht dieser Artikel den Einfluss professioneller Hochzeitsplanung auf die Verfestigung bzw. Neugestaltung von Beziehungsmodellen und Gender-Normen sowie die geschlechtsspezifische Aufteilung von 'Familienarbeit'." (Autorenreferat)
Inhalt: "Professional wedding planning has been commonplace and big business in the United States, Japan and other countries for centuries. In German-speaking countries professional wedding planning is a relatively new service, thriving on the ongoing commercialization of weddings through TV shows, magazines, events like balls for bridal couples, brides' nights for the promotion of wedding dresses and accessories, and wedding fairs. Based on ethnographic fieldwork on the wedding industry and professional wedding planning in Austria, this article investigates the influence of wedding planners on the stabilization or reorganization of gender norms, roles and the gender-specific division of home making." (author's abstract)
Was bedeutet Heirat, wenn nur noch wenige heiraten? Zum Wandel von Heirats- und Konsumpraktiken in Namibia
Titelübersetzung:On the meaning of marriage when only few marry: transformations of marriage and consumption practices in Namibia
Autor/in:
Pauli, Julia
Quelle: GENDER - Zeitschrift für Geschlecht, Kultur und Gesellschaft, 6 (2014) 2, S 70-84
Inhalt: "Zu heiraten war in vielen Regionen Afrikas lange Zeit weit verbreitet und üblich. Wie ethnologische Arbeiten der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts zeigen, war Heirat vor der Kolonialzeit eines der wichtigsten Übergangsrituale und strukturierte alle Bereiche des Lebens. Seit einigen Jahrzehnten sind die Heiratsraten allerdings in vielen afrikanischen Ländern dramatisch gesunken. Anhand einer ethnographischen Fallstudie aus dem ländlichen Namibia untersucht der Beitrag, welche Bedeutung Heirat heute in einer Region hat, in der kaum noch geheiratet wird. Dabei zeigt sich, dass Hochzeiten trotz geringer Heiratsraten nicht an Wert verloren haben. Vielmehr scheint die neu entstandene Exklusivität von Hochzeiten, die das Resultat eines kostspieligen Aneignungsprozesses lokaler und globaler Konsumgüter ist, den Wert des Heiratens noch zu steigern. Damit kann auch erklärt werden, warum das jahrzehntelange Warten auf eine Hochzeit für viele unverheiratete Frauen wie Männer akzeptabel wird." (Autorenreferat)
Inhalt: "As anthropological research from the first half of the twentieth century indicates, in pre-colonial Africa marriage was a universal and widespread rite of transition that structured all areas of life. For several decades now, however, marriage rates have been declining in various African regions. Based on an ethnographic case study from rural Namibia, this article scrutinizes the meaning of marriage when only few marry. Although marriage rates have dropped sharply, the value of weddings and marriages has not. Quite the opposite: because of the contemporary exclusivity of weddings, resulting from appropriations of local and global consumption goods, the value of marriage has increased. This also explains why many unmarried women and men endure years of waiting for marriage." (author's abstract)
Schlagwörter:südliches Afrika; Ritual; Elite; Namibia; wedding; Afrika südlich der Sahara; Heirat; identity; ritual; elite; Africa; Identität; Entwicklungsland; Southern Africa; gender-specific factors; Africa South of the Sahara; Afrika; Namibia; developing country
Rezension: Michi Knecht, Anna Frederike Heinitz, Scout Burghardt, Sebastian Mohr, 2010: Samenbanken - Samenspender. Ethnographische und historische Perspektiven auf Männlichkeiten in der Reproduktionsmedizin
Autor/in:
Sontowski, Claudia
Quelle: GENDER - Zeitschrift für Geschlecht, Kultur und Gesellschaft, 4 (2012) 1, S 166-168
Problematisierte Patrilinearität bei den ParsInnen in Mumbai
Titelübersetzung:Challenged patrilineality of Parsis in Mumbai
Autor/in:
Walthert, Rafael
Quelle: GENDER - Zeitschrift für Geschlecht, Kultur und Gesellschaft, 2 (2010) 1, S 9-27
Inhalt: Die zivilrechtliche Autonomie von Religionsgemeinschaften in Indien erlaubt den direkten Einfluss religiöser Regelungen auf das Verhältnis der Geschlechter. Dies trifft auch auf die ParsInnen, Anhänger des Zoroastrismus und Teil der wirtschaftlichen Elite Mumbais, zu. Über religiöse Tradition legitimierte bestehende Ordnungen wie die patrilineare Konzeption von Gemeinschaft werden dabei von liberalen Gemeinschaftsmitgliedern kritisiert und Gleichberechtigung gefordert. Der Artikel rekonstruiert den Verlauf und die zentralen Positionen des Diskurses um Patrilinearität bei den ParsInnen, der seit einigen Jahren zwischen Liberalen und Orthodoxen geführt wird, und charakterisiert davon ausgehend die gemeinschaftlichen Konfigurationen von Geschlecht und Religion sowie ihre Bezüge zu Wandel und Tradition.
Inhalt: "The autonomy of religious communities in India concerning the realm of personal law allows the direct influence of religion on the configuration of gender relations. This is also the case for the community of Parsi Zoroastrians, an economic elite within Mumbai, whose patrilineal concept of community is legitimated with reference to religious tradition. Liberal Parsis criticize patrilineality and call for gender equity. This article offers a reconstruction of the discursive process and the main arguments therein, which allows a characterization of the communal configurations between gender and religion, and their relation to tradition and change." (author's abstract)