Die Macht zu gestalten - die Mutterschutzrichtlinie im legislativen Bermuda-Dreieck der Europäischen Union
Titelübersetzung:The power to (re-)design - the maternity leave directive in the legislative Bermuda triangle of the European Union
Autor/in:
Ahrens, Petra; Abels, Gabriele
Quelle: Femina Politica - Zeitschrift für feministische Politikwissenschaft, 26 (2017) 1, S 39-54
Detailansicht
Inhalt: 
"Zum Selbstbild der Europäischen Union (EU) gehört, dass sie sich als gleichstellungspolitisch progressive Polity sieht. Es wird allerdings vielfach bezweifelt, dass diese Selbsteinschätzung auch den Praxistest besteht. In der letzten Dekade sind die gleichstellungspolitischen Aktivitäten - zumindest in legislativer Hinsicht - marginal gewesen. Der Beitrag untersucht die Mutterschutzrichtlinie (Mutterschutz-RL) von 1992 und die Bemühungen der letzten Jahre, diese zu reformieren. Diese Reform scheiterte 2015 mit dem Rückzug des Richtlinienvorschlags durch die EU-Kommission. Mit Hilfe des Verfahrens der Prozessanalyse wird der legislative Vorschlag und der Gesetzgebungsprozess hinsichtlich der Gestaltungsoptionen durch die legislativen Institutionen Europäische Kommission, Rat der EU und Europäisches Parlament untersucht. Im Ergebnis zeigt sich, dass mehr Kompetenzen für eine zentrale Gleichstellungsakteur*in - hier das EP und insbesondere der FEMM-Ausschuss - nicht ausreichen, um Fortschritte in diesem Politikfeld durchzusetzen. Das Beispiel verweist auf die sich in der letzten Dekade veränderten politischen Opportunitäten für Gleichstellungspolitik. Auch für die Zukunft sind hier im Bereich 'hard law' keine Fortschritte zu erwarten." (Autorenreferat)
Inhalt: 
"The European Union identifies itself as a progressive gender equality polity. Many observers question if this self-image stands the test run. The last decade has hardly seen any legislative progress in the field of gender equality. The contribution focuses on the so-called maternity leave directive as of 1992 and the recent attempts to reform the directive. This reform came to an end when the European Commission withdrew its proposal for a directive in 2015. Employing process tracing, we investigate the legislative proposal and the 'ordinary legislative procedure' with regards to the question of the (re-)design options for the EU actors involved, i.e. the Commission, the Council of the EU and the European Parliament. Our analysis illustrates that the enhanced competencies for key equality actors - in this case, the European Parliament and its FEMM committee for women's rights and gender equality - were not sufficient to achieve real progress in this field. The case study exemplifies the changing opportunity structures for gender equality over the last decade. We assume that we will not see real 'hard law' progress in the near future." (author's abstract)
Schlagwörter:EU; EU; Gleichstellungspolitik; equal opportunity policy; Gesetzgebung; legislation; Geschlechterpolitik; gender policy; Macht; power; Mutterschutz; maternity protection; Richtlinie; directive; Reform; reform; Europarat; Council of Europe; Europäischer Ministerrat; European Council of Ministers; Europäische Kommission; European Commission; Legislative; legislative
SSOAR Kategorie:Europapolitik, Frauen- und Geschlechterforschung, Recht
Dokumenttyp:Zeitschriftenaufsatz
Twenty years of EU gender mainstreaming: rebirth out of the ashes?
Titelübersetzung:Zwanzig Jahre EU Gender Mainstreaming: Wiedergeburt aus der Asche?
Autor/in:
Hubert, Agnès; Stratigaki, Maria
Quelle: Femina Politica - Zeitschrift für feministische Politikwissenschaft, 25 (2016) 2, S 21-36
Detailansicht
Inhalt: 
Der Beitrag befasst sich mit der fortlaufenden Entwicklung von Gender Mainstreaming als gleichstellungspolitischer Strategie der EU und der Rolle die dabei politische Entscheidungsträger*innen haben, dieses neue Konzept zu implementieren und/oder zu instrumentalisieren. Von Beginn an wurde Gender Mainstreaming genutzt um den vorherigen Fokus auf Geschlecht auszudünnen und Ressourcen zu streichen, während zeitgleich die Entwicklung von GM sich in einem permanenten Machtkampf transformierte. Der Artikel fasst eingangs die zentralen Schritte und Forschungsergebnisse zur Einführung von Gender Mainstreaming in den frühen 1990er-Jahren zusammen und diskutiert entstehende Probleme durch verwandte Konzepte. Dann wird die Gegenreaktion zur EU Gleichstellungspolitik und die Herabstufung von Gender Mainstreaming bewertet, die sich im Zuge der 2004er Osterweiterung und der Finanz- und Staatsschuldenkrise seit 2008 entwickelte. Abschließend wird erläutert, warum Gender Mainstreaming dennoch die einzig effektive Strategie zum Abbau geschlechtsspezifischer Ungleichheiten in der EU bleibt – jedenfalls so lange die Strategie in ihrem ursprünglichen „transformativen Ideal“ verstanden und umgesetzt wird. Der Artikel basiert auf den Innenansichten der beiden Autorinnen als langjährige Gleichstellungsexpertinnen auf EU und nationaler Ebene. (Autorenreferat)
Inhalt: 
Twenty Years of EU Gender Mainstreaming: Rebirth out of the Ashes? The article looks at the progressive development of gender mainstreaming as a strategy to achieve gender equality in the EU and the role played by policy makers to implement and/or instrumentalise this new concept. From the outset, bureaucracies seized it as an opportunity to dilute the focus on gender and cut resources, transforming its development into a permanent power struggle. The article starts with a brief overview of the major steps and research findings on GM during its launch in the early 1990s and discusses problems arising from related concepts. It then assesses the backlash directed against gender equality, and the demotion of gender mainstreaming, precipitated by the 2004 Eastern enlargement, and the sovereign-debt turned Euro-crisis after 2008. The article concludes by highlighting issues that suggest gender mainstreaming remains the only effective strategy for tackling gender inequalities in the EU, as long as it is understood and implemented in the “policy transformative way”. The article is based on the authors’ insider view stemming from extensive experience in gender equality policies at the European and national level. (author's abstract)
Schlagwörter:Entscheidungsträger; EU; institutional factors; Gender Mainstreaming; institutionelle Faktoren; Gleichstellung; Interessenpolitik; pressure-group politics; politische Strategie; politischer Akteur; political actor; affirmative action; gender mainstreaming; equal opportunity policy; decision maker; EU; Gleichstellungspolitik; political strategy
SSOAR Kategorie:Frauen- und Geschlechterforschung, Europapolitik
Dokumenttyp:Zeitschriftenaufsatz
The Double Democratic Deficit in Climate Policy-making by the EU Commission
Autor/in:
Magnusdottir, Gunnhildur Lily; Kronsell, Annica
Quelle: Femina Politica - Zeitschrift für feministische Politikwissenschaft, 25 (2016) 2, S 64-77
Detailansicht
Inhalt: 
Abels und Mushaben (2012) argumentieren, dass in der Europäischen Union ein doppeltes Demokratiedefizit bezogen auf Geschlecht existiert: Frauen seien in den EU-Institutionen unterrepräsentiert und der EU-Politik fehle es insgesamt an einer Geschlechterperspektive. Dieser Beitrag trägt mit einem spezifischen Fokus auf Klimapolitik zu dieser Forschungsperspektive bei. Die EU ist eine wichtige Konstrukteurin des internationalen Klimaregimes und sie hat sich gleichzeitig verpflichtet, Gender Mainstreaming umzusetzen. Darüber hinaus sind in Europa geschlechtsspezifische Unterschiede bezogen auf das Verhalten zum und Ansichten über den Klimawandel dokumentiert. Dieser Artikel untersucht, wie relevant das doppelte Demokratiedefizit in der EU Klimapolitik ist. Wir stellen die Anteile der Expertinnen und Experten bei den zuständigen Referaten für Klimapolitik in der Europäischen Kommission dar und zeigen mit Dokumentenanalysen und Interviews mit politischen Entscheidungsträger*innen, dass geschlechtsspezifische Aspekte in den EU Klimadokumenten nicht enthalten sind. Mittels feministischem Institutionalismus kommen wir zu dem Ergebnis, dass die bestehenden geschlechtsspezifischen Machtverhältnisse innerhalb der Kommission die erforschten Klimaeinheiten beeinflussen und diese männlich konnotierte institutionelle Praktiken reproduzieren. (Autorenreferat)
Inhalt: 
Abels and Mushaben (2012) argue that there is a double democratic deficit in the European Union regarding gender: women are underrepresented within the EU institutions and gender awareness is lacking in EU policymaking. This article contributes to this scholarship with a specific focus on the climate domain. The EU is an important constructor of the international climate regime and the Union is committed to gender mainstream all its policies and processes. Furthermore, there are documented gender differences in Europe regarding behaviour and views on climate change. This article investigates the relevance of the double democratic deficit for the EU´s climate policymaking. We map the representation of female and male experts at the European Commission´s climate units and search for gender recognition in the EU´s climate documents. There we discover silence regarding gender, confirmed through interviews with policy-makers. Using feminist institutionalism we conclude that existing gender power relations within the Commission affect the explored climate units, which reproduce masculine institutional practices. (author's abstract)
Schlagwörter:EU; Gender Mainstreaming; Klimawandel; European Commission; political decision; Europäische Kommission; politische Entscheidung; Klimapolitik; climate policy; climate change; gender-specific factors; gender mainstreaming; Entscheidungsfindung; decision making; EU
SSOAR Kategorie:Frauen- und Geschlechterforschung, Europapolitik
Dokumenttyp:Zeitschriftenaufsatz
"This Module is not only about Women and Gay People" - Gender Mainstreaming in der europäischen Asylpolitik: von einem essentialisierenden zu einem intersektionalen Genderverständnis?
Autor/in:
Welfens, Natalie
Quelle: Femina Politica - Zeitschrift für feministische Politikwissenschaft, 25 (2016) 2, S 77-92
Detailansicht
Inhalt: 
Entgegen des eigentlichen Anspruchs von Gender Mainstreaming, Eingang in alle Politikbereiche zu finden, spielten Fragen rund um Geschlechtergerechtigkeit in der europäischen Asylpolitik lange Zeit lediglich eine marginale Rolle. Vereinzelt existierende nationale Gender Mainstreaming Ansätze weisen erhebliche Diskrepanzen auf und internationale Ansätze reduzierten Gender faktisch auf homogen betrachtete Gruppen besonders Schutzbedürftiger, insbesondere Frauen. Trotz einer zweifelsohne guten Absicht ist die damit einhergehende Essentialisierung dieser Gruppen problematisch. Ein reduktionistisches Verständnis von Gender (Mainstreaming) kann den komplexen Identitäten Schutzsuchender und sich daraus ergebenden Diskriminierungen kaum gerecht werden. Ziel dieses Beitrags ist es, festzustellen, welches Verständnis von Gender dem aktuellen Gender Mainstreaming Ansatz auf EU-Ebene zugrunde liegt: in den erneuerten Richtlinien des Gemeinsamen Europäischen Asylsystems (GEAS) und den flankierenden Schulungsmaterialien des European Asylum Support Office (EASO). Der Artikel liefert erste Erkenntnisse darüber inwiefern sich darin ein (potentieller) Wandel von einem essentialisierenden zu einem intersektionalen Genderverständnis abzeichnet. (Autorenreferat)
Inhalt: 
Contrary to gender mainstreaming’s initial objective to be implemented in all policy areas, questions of gender equality only played a marginal role in the field of European asylum policy for a long time. The few existing national gender mainstreaming approaches show significant discrepancies and international approaches reduce gender de facto to particularly vulnerable groups that are considered homogeneous – mostly women. Despite indubitably good intentions the underlying essentialism of this approach is problematic. A reductionist conception of gender (mainstreaming) cannot do justice to the complex identities and resulting discriminations of asylum seekers. The objective of this article is to analyse which gender conception is displayed in the current gender mainstreaming approach on the EU-level: in the recast directives of the Common European Asylum System (CEAS) and the accompanying training materials of the European Asylum Support Office (EASO). The article provides first findings of a (potential) shift from an essentialist to an intersectional gender conception. (author's abstract)
Schlagwörter:EU; Gender Mainstreaming; Asylpolitik; gender; EU policy; asylum policy; gender-specific factors; gender mainstreaming; Gender; EU-Politik; EU; Gemeinsamen Europäischen Asylsystems; GEAS; European Asylum Support Office; EASO
SSOAR Kategorie:Frauen- und Geschlechterforschung, Europapolitik
Dokumenttyp:Zeitschriftenaufsatz
Rezension: Jacquot, Sophie: Transformations in EU Gender Equality: From Emergence to Dismantling
Autor/in:
Ahrens, Petra
Quelle: Femina Politica - Zeitschrift für feministische Politikwissenschaft, 25 (2016) 2, S 179-180
Detailansicht
SSOAR Kategorie:Europapolitik, Frauen- und Geschlechterforschung
Dokumenttyp:Rezension
20 Jahre Vertrag von Amsterdam - reelle Vision oder reale Desillusion europäischer Gleichstellungspolitik?
Titelübersetzung:The Treaty of Amsterdam celebrating its 20th anniversary - visionary or disappointing EU equality politics?
Autor/in:
Ahrens, Petra; Scheele, Alexandra; Vleuten, Anna van der
Quelle: Femina Politica - Zeitschrift für feministische Politikwissenschaft, 25 (2016) 2, S 9-21
Detailansicht
Inhalt: 
Im Jahr 1997 wurden die Prinzipien Gender Mainstreaming und Antidiskriminierung auf Grund von Geschlecht, 'Rasse', ethnischer Herkunft, Religion/Weltanschauung, Behinderung/Beeinträchtigung, Alter und sexueller Orientierung im Amsterdamer Vertrag verankert. Die Einleitung zum Schwerpunktheft bilanziert zwanzig Jahre nach der Verabschiedung die Wirkungen dieser vertraglichen Verankerung und kommt dabei zu einem gemischten Fazit. Einerseits hat sich das supranationale EU Gender- und Antidiskriminierungs-Regime dank wachsender Aufmerksamkeit für Gleichstellung in den verschiedenen Politikfeldern und neuer rechtlicher Grundlagen für vielfältige Diskriminierungsgründe deutlich über die damaligen Grenzen der Beschäftigungs- und Sozialpolitik hinaus entwickelt. Andererseits haben sich die Erwartungen an Gender Mainstreaming als transformative Strategie trotz feministischem Aktivismus und gleichstellungsorientierter Forschung nicht erfüllt, und die Mitgliedsstaaten haben die Entwicklung eines Antidiskriminierungs-Regimes auf 'softe' Politikinstrumente und lediglich zwei bindende Richtlinien begrenzt. Darüber hinaus blieben die beiden Politikprozesse - Gender Mainstreaming und Antidiskriminierung - institutionell und strategisch unverbunden. Anstatt Intersektionalität zu 'mainstreamen', werden Diskriminierungsgründe separat behandelt und Geschlechtergleichstellung scheint in die reaktive Politiklogik von Antidiskriminierung absorbiert zu werden, während Gender Mainstreaming oft darauf begrenzt bleibt, Männer und Frauen als zwei feststehende Kategorien einzufügen. Die Osterweiterung und die Finanz- und Legitimitätskrise der EU haben zudem eine soziale und politische Konstellation hervorgebracht, die der Entwicklung einer alternativen Gleichstellungsstrategie nicht gerade förderlich ist. (Autorenreferat)
Inhalt: 
In 1997 the principles of gender mainstreaming and anti-discrimination based on sex, racial or ethnic origin, religion or belief, disability, age or sexual orientation were enshrined in the Treaty of Amsterdam. The introduction to this special issue takes stock of the results twenty years after and finds mixed results. It argues that a supranational EU gender and antidiscrimination regime has developed beyond the original limitations to discrimination between women and men in employment and social security, thanks to the attention to gender equality in other policy domains and the adoption of legal and political instruments dealing with other grounds for discrimination. However, in spite of feminist activism and research, gender mainstreaming has not fulfilled the expectations as a transformative strategy, and member states have limited the development of an antidiscrimination regime to a set of ever softer policy instruments and two binding legal instruments. Importantly, the processes of gender mainstreaming and antidiscrimination remain disconnected institutionally and strategically. Instead of mainstreaming the concept of intersectionality, antidiscrimination policies continue to treat grounds for discrimination separately, gender equality seems to be absorbed by the logic of antidiscrimination as a reactive policy approach, and gender mainstreaming is reduced to inserting woman and man as two fixed categories. Unfortunately, the eastern enlargement, the financial crisis and the legitimacy crisis faced by the EU have created a social and political constellation, which is not propitious for the development of an alternative equality strategy. (author's abstract)
Schlagwörter:EU; Gender Mainstreaming; politisches Regime; Gleichstellung; politische Strategie; EU policy; Menschenrechte; women's policy; human rights; EU-Politik; political regime; woman; Frauenpolitik; EU-Vertrag; affirmative action; gender mainstreaming; equal opportunity policy; EU Treaty; Gleichstellungspolitik; EU; political strategy
SSOAR Kategorie:Frauen- und Geschlechterforschung, Europapolitik
Dokumenttyp:Zeitschriftenaufsatz
Gender Mainstreaming oder Mainstream ohne Gender? Wirtschaftspolitische Steuerung in der Europäischen Union: geschlechterblind und gleichstellungsriskant
Titelübersetzung:Gender Mainstreaming or Mainstream without Gender? Economic policies in the European Union: gender blind and an adventure for equal opportunities
Autor/in:
Klatzer, Elisabeth; Schlager, Christa
Quelle: Femina Politica - Zeitschrift für feministische Politikwissenschaft, 25 (2016) 2, S 37-49
Detailansicht
Inhalt: 
Gender Mainstreaming oder Mainstream ohne Gender? Wirtschaftspolitische Steuerung in der Europäischen Union: geschlechterblind und gleichstellungsriskant Der Artikel leistet einen Beitrag zur Bilanz 20 Jahre nach Amsterdam mit einer kritischen Bestandsaufnahme des Stellenwerts von Gleichstellungspolitik im Bereich der Budget- und Wirtschaftspolitik. Im Mittelpunkt steht dabei die Frage, welchen Einfluss der gleichstellungspolitische Ansatz des Gender Mainstreaming (GM) in der budget- und wirtschaftspolitischen Steuerung innerhalb der EU innehat und gleichzeitig umgekehrt, welchen Einfluss die Budget- und Wirtschaftspolitik der EU, mit besonderem Fokus auf die wirtschaftspolitische Steuerung (Economic Governance), auf Gleichstellung hat. Die Analyse zeigt, dass Gleichstellungspolitik in der EU und gleichstellungspolitische Errungenschaften in der Krise sind. Das ist nicht nur auf die Wirtschafts- und Finanzkrise zurückzuführen, sondern ist vielmehr auch in den zu kurz greifenden gleichstellungspolitischen Konzepten und in der weiterbestehenden „strategic silence“ in Bezug auf Gleichstellungsaspekte in der EU-Wirtschaftspolitik im Rahmen der Economic Governance angelegt. Gleichstellungspolitische Errungenschaften sind durch geschlechterblinde Politiken und die zunehmende Macht männlich dominierter und maskulin strukturierter Institutionen gefährdet. Im Artikel werden aufbauend auf die Einsichten in die Defizite der bisherigen GM- und Gleichstellungspolitik Ansatzpunkte für die theoretische Weiterentwicklung und praktische Geschlechterpolitik vorgestellt, die die Schwachstellen und blinden Flecken überwinden sollen. Eine vom Alltag der Lebensrealitäten her gedachten Transformation muss auf drei Ebenen erfolgen, eine Neukonzeptualisierung von Ökonomie und der Wirtschaftspolitik in Richtung Ver- und Vorsorgende Wirtschaft (Care Ökonomie), eine emanzipatorische Transformation von Staatlichkeit in Richtung Geschlechterdemokratie und ein Ausbau geschlechtergerechter partizipatorischer Institutionen und Entscheidungsprozesse. Nur wenn diese drei Ebenen gleichzeitig im Blick sind, können gleichstellungspolitische und emanzipatorische Konzepte und Strategien wirksam werden. (Autorenreferat)
Inhalt: 
The article contributes to the stock-taking of 20 years after Amsterdam by critically focusing on the role of gender equality in budgetary and economic policies at the EU level. It analyses not only the influence of Gender Mainstreaming on budgetary and economic policies but also vice versa, the influence of economic and budgetary policies – in particular the EU economic governance – on gender equality. The analysis shows that EU gender equality policies and gender equality achievements are experiencing a crisis. This is not only due to the current economic and financial crisis, but rather due to limited gender equality concepts as well as the continued “strategic silence” and absence of gender equality aspects in EU economic policies and economic governance. Progress in gender equality is threatened by the increasing power of male dominated and masculine structured institutions. Based on the insights on the deficits of gender mainstreaming and gender equality policies so far, the article presents key starting points for a theoretical development and practical gender equality policies to overcome the weak points and blind spots. A transformation – based on the realities of everyday life – needs to focus on three levels simultaneously, namely a new conceptualization of economics and economic policies in the direction of a care economy, the emancipatory transformation of the state towards gender equality democracy and the development of gender-just, participatory institutions and decision making processes. Gender equality and emancipatory concepts and strategies can only become effective if transformations at these three levels are taken into account simultaneously. (author's abstract)
Schlagwörter:EU; EU; Gender Mainstreaming; gender mainstreaming; Gleichstellungspolitik; equal opportunity policy; politische Steuerung; political governance; Wirtschaftspolitik; economic policy; Haushaltspolitik; budgetary policy; Gleichstellung; affirmative action; gender-specific factors
SSOAR Kategorie:Europapolitik, Frauen- und Geschlechterforschung
Dokumenttyp:Zeitschriftenaufsatz
"This Module is not only about Women and Gay People" - Gender Mainstreaming in der europäischen Asylpolitik: von einem essentialisierenden zu einem intersektionalen Genderverständnis?
Autor/in:
Welfens, Natalie
Quelle: Femina Politica - Zeitschrift für feministische Politikwissenschaft, 25 (2016) 2, S 77-92
Detailansicht
Inhalt: 
Entgegen des eigentlichen Anspruchs von Gender Mainstreaming, Eingang in alle Politikbereiche zu finden, spielten Fragen rund um Geschlechtergerechtigkeit in der europäischen Asylpolitik lange Zeit lediglich eine marginale Rolle. Vereinzelt existierende nationale Gender Mainstreaming Ansätze weisen erhebliche Diskrepanzen auf und internationale Ansätze reduzierten Gender faktisch auf homogen betrachtete Gruppen besonders Schutzbedürftiger, insbesondere Frauen. Trotz einer zweifelsohne guten Absicht ist die damit einhergehende Essentialisierung dieser Gruppen problematisch. Ein reduktionistisches Verständnis von Gender (Mainstreaming) kann den komplexen Identitäten Schutzsuchender und sich daraus ergebenden Diskriminierungen kaum gerecht werden. Ziel dieses Beitrags ist es, festzustellen, welches Verständnis von Gender dem aktuellen Gender Mainstreaming Ansatz auf EU-Ebene zugrunde liegt: in den erneuerten Richtlinien des Gemeinsamen Europäischen Asylsystems (GEAS) und den flankierenden Schulungsmaterialien des European Asylum Support Office (EASO). Der Artikel liefert erste Erkenntnisse darüber inwiefern sich darin ein (potentieller) Wandel von einem essentialisierenden zu einem intersektionalen Genderverständnis abzeichnet. (Autorenreferat)
Inhalt: 
Contrary to gender mainstreaming’s initial objective to be implemented in all policy areas, questions of gender equality only played a marginal role in the field of European asylum policy for a long time. The few existing national gender mainstreaming approaches show significant discrepancies and international approaches reduce gender de facto to particularly vulnerable groups that are considered homogeneous – mostly women. Despite indubitably good intentions the underlying essentialism of this approach is problematic. A reductionist conception of gender (mainstreaming) cannot do justice to the complex identities and resulting discriminations of asylum seekers. The objective of this article is to analyse which gender conception is displayed in the current gender mainstreaming approach on the EU-level: in the recast directives of the Common European Asylum System (CEAS) and the accompanying training materials of the European Asylum Support Office (EASO). The article provides first findings of a (potential) shift from an essentialist to an intersectional gender conception. (author's abstract)
Schlagwörter:EU; Gender Mainstreaming; Asylpolitik; gender; EU policy; asylum policy; gender-specific factors; gender mainstreaming; Gender; EU-Politik; EU; Gemeinsamen Europäischen Asylsystems; GEAS; European Asylum Support Office; EASO
SSOAR Kategorie:Frauen- und Geschlechterforschung, Europapolitik
Dokumenttyp:Zeitschriftenaufsatz
Gender Mainstreaming oder Mainstream ohne Gender? Wirtschaftspolitische Steuerung in der Europäischen Union: geschlechterblind und gleichstellungsriskant
Titelübersetzung:Gender Mainstreaming or Mainstream without Gender? Economic policies in the European Union: gender blind and an adventure for equal opportunities
Autor/in:
Klatzer, Elisabeth; Schlager, Christa
Quelle: Femina Politica - Zeitschrift für feministische Politikwissenschaft, 25 (2016) 2, S 37-49
Detailansicht
Inhalt: 
Gender Mainstreaming oder Mainstream ohne Gender? Wirtschaftspolitische Steuerung in der Europäischen Union: geschlechterblind und gleichstellungsriskant Der Artikel leistet einen Beitrag zur Bilanz 20 Jahre nach Amsterdam mit einer kritischen Bestandsaufnahme des Stellenwerts von Gleichstellungspolitik im Bereich der Budget- und Wirtschaftspolitik. Im Mittelpunkt steht dabei die Frage, welchen Einfluss der gleichstellungspolitische Ansatz des Gender Mainstreaming (GM) in der budget- und wirtschaftspolitischen Steuerung innerhalb der EU innehat und gleichzeitig umgekehrt, welchen Einfluss die Budget- und Wirtschaftspolitik der EU, mit besonderem Fokus auf die wirtschaftspolitische Steuerung (Economic Governance), auf Gleichstellung hat. Die Analyse zeigt, dass Gleichstellungspolitik in der EU und gleichstellungspolitische Errungenschaften in der Krise sind. Das ist nicht nur auf die Wirtschafts- und Finanzkrise zurückzuführen, sondern ist vielmehr auch in den zu kurz greifenden gleichstellungspolitischen Konzepten und in der weiterbestehenden „strategic silence“ in Bezug auf Gleichstellungsaspekte in der EU-Wirtschaftspolitik im Rahmen der Economic Governance angelegt. Gleichstellungspolitische Errungenschaften sind durch geschlechterblinde Politiken und die zunehmende Macht männlich dominierter und maskulin strukturierter Institutionen gefährdet. Im Artikel werden aufbauend auf die Einsichten in die Defizite der bisherigen GM- und Gleichstellungspolitik Ansatzpunkte für die theoretische Weiterentwicklung und praktische Geschlechterpolitik vorgestellt, die die Schwachstellen und blinden Flecken überwinden sollen. Eine vom Alltag der Lebensrealitäten her gedachten Transformation muss auf drei Ebenen erfolgen, eine Neukonzeptualisierung von Ökonomie und der Wirtschaftspolitik in Richtung Ver- und Vorsorgende Wirtschaft (Care Ökonomie), eine emanzipatorische Transformation von Staatlichkeit in Richtung Geschlechterdemokratie und ein Ausbau geschlechtergerechter partizipatorischer Institutionen und Entscheidungsprozesse. Nur wenn diese drei Ebenen gleichzeitig im Blick sind, können gleichstellungspolitische und emanzipatorische Konzepte und Strategien wirksam werden. (Autorenreferat)
Inhalt: 
The article contributes to the stock-taking of 20 years after Amsterdam by critically focusing on the role of gender equality in budgetary and economic policies at the EU level. It analyses not only the influence of Gender Mainstreaming on budgetary and economic policies but also vice versa, the influence of economic and budgetary policies – in particular the EU economic governance – on gender equality. The analysis shows that EU gender equality policies and gender equality achievements are experiencing a crisis. This is not only due to the current economic and financial crisis, but rather due to limited gender equality concepts as well as the continued “strategic silence” and absence of gender equality aspects in EU economic policies and economic governance. Progress in gender equality is threatened by the increasing power of male dominated and masculine structured institutions. Based on the insights on the deficits of gender mainstreaming and gender equality policies so far, the article presents key starting points for a theoretical development and practical gender equality policies to overcome the weak points and blind spots. A transformation – based on the realities of everyday life – needs to focus on three levels simultaneously, namely a new conceptualization of economics and economic policies in the direction of a care economy, the emancipatory transformation of the state towards gender equality democracy and the development of gender-just, participatory institutions and decision making processes. Gender equality and emancipatory concepts and strategies can only become effective if transformations at these three levels are taken into account simultaneously. (author's abstract)
Schlagwörter:EU; EU; Gender Mainstreaming; gender mainstreaming; Gleichstellungspolitik; equal opportunity policy; politische Steuerung; political governance; Wirtschaftspolitik; economic policy; Haushaltspolitik; budgetary policy; Gleichstellung; affirmative action; gender-specific factors
SSOAR Kategorie:Europapolitik, Frauen- und Geschlechterforschung
Dokumenttyp:Zeitschriftenaufsatz
Twenty years of EU gender mainstreaming: rebirth out of the ashes?
Titelübersetzung:Zwanzig Jahre EU Gender Mainstreaming: Wiedergeburt aus der Asche?
Autor/in:
Hubert, Agnès; Stratigaki, Maria
Quelle: Femina Politica - Zeitschrift für feministische Politikwissenschaft, 25 (2016) 2, S 21-36
Detailansicht
Inhalt: 
Der Beitrag befasst sich mit der fortlaufenden Entwicklung von Gender Mainstreaming als gleichstellungspolitischer Strategie der EU und der Rolle die dabei politische Entscheidungsträger*innen haben, dieses neue Konzept zu implementieren und/oder zu instrumentalisieren. Von Beginn an wurde Gender Mainstreaming genutzt um den vorherigen Fokus auf Geschlecht auszudünnen und Ressourcen zu streichen, während zeitgleich die Entwicklung von GM sich in einem permanenten Machtkampf transformierte. Der Artikel fasst eingangs die zentralen Schritte und Forschungsergebnisse zur Einführung von Gender Mainstreaming in den frühen 1990er-Jahren zusammen und diskutiert entstehende Probleme durch verwandte Konzepte. Dann wird die Gegenreaktion zur EU Gleichstellungspolitik und die Herabstufung von Gender Mainstreaming bewertet, die sich im Zuge der 2004er Osterweiterung und der Finanz- und Staatsschuldenkrise seit 2008 entwickelte. Abschließend wird erläutert, warum Gender Mainstreaming dennoch die einzig effektive Strategie zum Abbau geschlechtsspezifischer Ungleichheiten in der EU bleibt – jedenfalls so lange die Strategie in ihrem ursprünglichen „transformativen Ideal“ verstanden und umgesetzt wird. Der Artikel basiert auf den Innenansichten der beiden Autorinnen als langjährige Gleichstellungsexpertinnen auf EU und nationaler Ebene. (Autorenreferat)
Inhalt: 
Twenty Years of EU Gender Mainstreaming: Rebirth out of the Ashes? The article looks at the progressive development of gender mainstreaming as a strategy to achieve gender equality in the EU and the role played by policy makers to implement and/or instrumentalise this new concept. From the outset, bureaucracies seized it as an opportunity to dilute the focus on gender and cut resources, transforming its development into a permanent power struggle. The article starts with a brief overview of the major steps and research findings on GM during its launch in the early 1990s and discusses problems arising from related concepts. It then assesses the backlash directed against gender equality, and the demotion of gender mainstreaming, precipitated by the 2004 Eastern enlargement, and the sovereign-debt turned Euro-crisis after 2008. The article concludes by highlighting issues that suggest gender mainstreaming remains the only effective strategy for tackling gender inequalities in the EU, as long as it is understood and implemented in the “policy transformative way”. The article is based on the authors’ insider view stemming from extensive experience in gender equality policies at the European and national level. (author's abstract)
Schlagwörter:Entscheidungsträger; EU; institutional factors; Gender Mainstreaming; institutionelle Faktoren; Gleichstellung; Interessenpolitik; pressure-group politics; politische Strategie; politischer Akteur; political actor; affirmative action; gender mainstreaming; equal opportunity policy; decision maker; EU; Gleichstellungspolitik; political strategy
SSOAR Kategorie:Frauen- und Geschlechterforschung, Europapolitik
Dokumenttyp:Zeitschriftenaufsatz