Männliche Erfahrungen und die Normen sozialwissenschaftlicher Erkenntnis
Titelübersetzung:Male experiences and the norms of social-science knowledge
Autor*in:
Harding, Sandra
Quelle: Männer, Mythos, Wissenschaft: Grundlagentexte zur feministischen Wissenschaftskritik. Barbara Schaeffer-Hegel (Hrsg.), Barbara Watson-Franke (Hrsg.). Pfaffenweiler: Centaurus-Verl.-Ges. (Feministische Theorie und Politik), 1989, S. 223-244
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Inhalt: In dem Beitrag geht es um die Kontroverse zwischen Naturalismus und Intentionalismus. Diskutiert wird die Frage, ob, und wenn ja, in welcher Weise, der spezifische Charakter der sozialwissenschaftlichen Forschungsgegenstände eine Abweichung von der naturwissenschaftlichen Logik erforderlich macht. Dazu werden drei Problembereiche aufgegriffen, auf die keine der streitenden Parteien eine Antwort geben kann: (1) In welcher Beziehung können und sollen die Beschreibung und die Erklärung sozialer Zusammenhänge zueinander stehen? (2) Welche Rollen soll die sozialwissenschaftliche Theorie hierbei spielen? (3) Wie sollen "irrationale" soziale Probleme erklärt werden? Ausgehend davon, daß beide Ansätze die Probleme entgegengesetzt betrachten, wird die feministische Kritik beschrieben, die einen tieferliegenden Zusammenhang aufzeigt, der den naturalistischen und den intentionalistischen Ansatz miteinander verbindet: Beide sind in der gleichen, unverkennbar männlichen Weise einseitig. Aus der Perspektive dieser Kritik wird deutlich, daß eine Umformulierung, die die beiden Positionen zusammenbringt, nicht notwendig ist, daß vielmehr eine ganz neue Erkenntnistheorie formuliert werden muß, in der die beiden Ansätze zugrundeliegenden dualistischen Annahmen überwunden werden. Die Rolle der besonderen Sozialerfahrungen von Frauen bei diesem Unternehmen wird betont. (KW)
Schlagwörter:Feminismus; Mann; Erfahrung; Sozialwissenschaften; Erkenntnistheorie; Philosophie; Arbeitsteilung; Erziehung; Sozialisation; soziale Faktoren; Interdependenz
CEWS Kategorie:Frauen- und Geschlechterforschung
Dokumenttyp:Sammelwerksbeitrag
"Die andere Technik der anderen Häfte"
Titelübersetzung:"The other technology of the other half"
Autor*in:
Schmutzer, Manfred E. A.
Quelle: Die andere Hälfte der Gesellschaft. Lilo Unterkircher (Hrsg.), Ina Wagner (Hrsg.). Österreichischer Soziologentag "Die andere Hälfte der Gesellschaft"; Wien: ÖGB-Verl. (Springer Series in Social Psychology), 1987, S. 422-436
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Inhalt: Der Verfasser geht der Frage nach, ob die Vorstellung einer weiblichen Technik ein reines Hirngespinst ist und die Behauptung, Technik sei neutral und jenseits aller Geschlechtsdiffernzierungen angesiedelt, daher richtig ist. Die Untersuchung stellt den Versuch dar, das spezifisch Männliche aus einer sozialwissenschaftlichen Situation zu bestimmen, um damit aus dem entwicklungshemmenden und in keine positive Diskussion mündenden, biologischen "Hick-Hack" einen Weg zu finden. Die Analyse ist historisch aufgebaut, da davon ausgegangen wird, daß Affekte, Triebsstrukturen und besonders Denkmodelle Resultate langfristiger historischer Prozesse und gesellschaftlicher Entwicklungen sind. Im Ergebnis wird festgestellt, daß männliche Technik die Technik des Vertrages, des Rechtshandels und auf der Basis dieses Rechtshandels des Unfreiwerdens beider Vertragspartner ist. Verträge sind inzwischen schon lange zu Machtverhältnissen geworden, da sie immer den Dritten als "arbiter" brauchen, und diese Art der Entwicklung hat sich auch im Umgang mit den nicht-menschlichen Welten durchgesetzt. Naturgestze sind heute Gesetze der Machtausübung. Technik ist Ergebnis eines Vertragsverhältnis mit neutraler Machtbefugnis, dem sich die Objekte zu unterwerfen haben. Hier liegt ein Grund warum "Wissenschaft als arbiter" neutral sein muß und soll. Wenn man bereit ist, diese Sicht der "Dinge" anzunehmen, dann scheint der Begriff männlicher Technik oder männliche Wissenschaft gerechtfertigt und aus einer sozial-wissenschaftlichen Sicht sinnvoll zu sein. (TR)
Schlagwörter:Mann; Technik; Emotionalität; Trieb; Struktur; Denken; Vertrag; historische Entwicklung; Modell
CEWS Kategorie:Frauen- und Geschlechterforschung, Naturwissenschaft und Technik
Dokumenttyp:Sammelwerksbeitrag
Intellectus erectus : zur geschlechtsspezifischen Konstitution technologischer Intelligenz
Titelübersetzung:Intellectus erectus : the gender-specific establishment of technological intelligence
Autor*in:
Janshen, Doris
Quelle: Ewig lockt das Weib?: Bestandsaufnahme und Perspektiven feministischer Theorie und Praxis. Nadia Bagdadi (Hrsg.), Irene Bazinger (Hrsg.). Veranstaltung "Stand-Punkte"; Weingarten: Drumlin Verl., 1986, S. 69-84
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Inhalt: Die Verfasserin beschäftigt sich mit der Frage, wie sexuelle Energien, vor allem des Mannes, die Ausformung der technischen Intelligenz vorantreiben. Ausgehend von der Erkenntnis, daß sich das Begehren des weiblichen und männlichen Körpers in unserer Gesellschaft unterschiedlich äußert, soll verständlich gemacht werden, weshalb Technik trotz aller Lernbemühungen der Frauen Männersache ist. Zur Klärung dieses Zusammenhangs werden diverse Geschichten, Mythen und Utopien wiedergegeben, die diese Thematik behandeln sowie Beispiele aus der Wirklichkeit geliefert. Es wird festgestellt, daß die männliche Lust viel zu oft in Dominanzlust pervertiert wurde und wird, in Lust, die sich als wirkliche nicht mehr spürt. Weibliche Lust war und ist viel zu oft nicht mehr als versunkenes Kulturgut. "Wer immer jedoch die Lust wirklich in sich spürt, ob Frauen oder Männer, wird wissen, wann sie geraubt wird. Sei es im Wald, im Bett, im Flugzeug, oder auch im Ingenieurbüro. Wer auf Beziehungslust verharrt, wird mächtig, mächtig zum Widerstand und zur Verteidigung der Existenz. Wir sind gefordert, uns zu sehen und auch die anderen und jene Technik zu entdecken, die uns darin unterstützt." (TR)
Schlagwörter:Technik; Mann; Männlichkeit; Körper; Technologie; Intelligenz; Natur
CEWS Kategorie:Frauen- und Geschlechterforschung, Naturwissenschaft und Technik
Dokumenttyp:Sammelwerksbeitrag
Images des genres en sciences sociales
Titelübersetzung:Images of gender in social sciences
Autor*in:
Ballmer-Cao, Thanh-Huyen
Quelle: Schweizerische Zeitschrift für Soziologie, Vol. 10 (1984) Nr. 3, S. 777-783
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Inhalt: Der Autor analysiert die Darstellungsweise bzw. die Art der Berücksichtigung der Geschlechter in der sozialwissenschaftlichen Literatur. Die Untersuchung basiert auf der Analyse der weltweiten sozialwissenschaftlichen Literatur, die zwischen 1970 und 1980 erschienen und der internationalen Bibliographie der Sozialwissenschaften der UNESCO entnommen ist. Die mit dem Thema Geschlechtsrollen befaßte Literatur hat sich im Untersuchungszeitraum mehr als verdoppelt. Sie ist, nach Forschungsgegenstand differenziert, in die Kategorien "Status der Frau" und "Mann und Frau" einzuteilen. Erstere überwiegt quantitativ, nimmt aber im Verlauf der Dekade ab, während die Untersuchungen der Beziehung zwischen den Geschlechtern zunimmt. Theorie und Empirie weisen eine zweifache Tendenz auf: einerseits eine größere Symmetrie in der Behandlung der Geschlechter mit starker Berücksichtigung von Interaktionen und interpersonellen Prozessen, andererseits eine neutralere, makrosoziologische Konzeption der Beziehungen zwischen den Geschlechtern mit abstrakterer Wahrnehmung des Individuums. (HD)
Schlagwörter:Sozialwissenschaften; Literatur; Forschungsgegenstand; Forschungsschwerpunkt; Forschungsansatz; Trend; Geschlechtsrolle; Mann; soziale Beziehungen; Abstraktion
CEWS Kategorie:Frauen- und Geschlechterforschung
Dokumenttyp:Zeitschriftenaufsatz
L'Impa-Science des Femmes : Contribution chiffree a l'etude des formes que prennent les rapports de domination entre hommes et femmes dans le champ scientifique et academique suisse
Titelübersetzung:Impatience of Women : encoded contribution to the study of forms of reports on the domination between men and women in the scientific and academic field in Switzerland
Autor*in:
Gillioz, Lucienne; Goerg, Danielle
Quelle: Schweizerische Zeitschrift für Soziologie, Vol. 8 (1982) Nr. 2, S. 373-396
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Inhalt: Aufgrund der Idee der alternativen Aneignung von Wissen durch die Frauen in der Schweiz versuchen die Autoren, die Formen der Herrschaftsverhältnisse zwischen Männern und Frauen in der Wissensproduktion und -vermittlung zu quantifizieren und zu beschreiben. Indem sie die Möglichkeiten der Erkenntnissoziologie in feministischer Perspektive aufnehmen, versuchen sie zu zeigen, daß die Quasimonopolisierung der Wissenschaftsproduktion durch die Männer nicht ohne Einfluß auf die Ergebnisse bleibt. Entgegen den hauptsächlich von den Sozialwissenschaften aufgeführten Beispielen werden die männerbezogenen Auswege hervorgehoben, die in verschiedenen Produktionsstadien in die Forschung einfließen. Die Erkennung dieser Verzerrungen bildet einen intellektuellen Einsatz von Bedeutung, der nicht nur die Frauen als diskriminierte Gruppe interessiert, sondern die gesamte wissenschaftliche Gemeinschaft, da er auf der Objektivität der Wissenschaft selbst beruht. (HD)
Schlagwörter:Einfluss; Forschungsergebnis; Feminismus; Forschungspraxis; Schweiz; Wissenschaftler; Mann
CEWS Kategorie:Frauen- und Geschlechterforschung, Geschlechterverhältnis
Dokumenttyp:Zeitschriftenaufsatz