Fraueninteressen in der Gesundheitspolitikforschung
Autor/in:
Rodenstein, Marianne
Quelle: Deutsche Gesellschaft für Soziologie (DGS); Mackensen, Rainer; Sagebiel, Felizitas; Deutscher Soziologentag "Sozialer Wandel in Westeuropa"; Berlin, 1979. S 843-850
Inhalt: Auf der Grundlage der Feststellung, daß Lebenslagen und Lebenschancen von Frauen durch sozial- und gesundheitspolitische Maßnahmen entscheidend beeinflußt werden, wird in dem Beitrag gezeigt, daß sich Frauenforschung in drei Schritten vollziehen sollte: als Defizitanalyse, als Ursachenanalyse und als lebenslagenorientierte frauenspezifische Forschung. Als ein Beispiel staatlicher Gesundheitspolitik wird das Programm der Bundesregierung zur Förderung von Forschung und Entwicklung im Dienste der Gesundheit 1978 - 1981 daraufhin untersucht, wo Defizite der Politik liegen, wo die Ursachen dafür zu suchen sind, daß Fraueninteressen kaum Beachtung finden, und welche Themen eine frauenspezifische Forschung in diesem Bereich aufzunehmen hat. Als Defizit wird aufgezeigt, daß in der Gesundheitspolitik die weibliche Lebenslage als beliebig manipulierbar gilt und die Frauen die Lasten der Senkung der gesellschaftlichen Kosten im Gesundheitswesen zu tragen haben. In der Ursachenanalyse wird herausgearbeitet, daß die Gesundheitspolitik aus den bekannten Differenzen im Krankheitsgeschehen zwischen Männern und Frauen keine Konsequenzen gezogen hat. Als angemessener Ausgangspunkt für eine geschlechtsdifferenzierende Krankheits- bzw. Gesundheitsforschung wird die Frage nach dem Zusammenwirken der biologischen, psychischen und sozialen Differenzen zwischen den Geschlechtern betrachtet. Abschließend werden auf der Grundlage der Überlegungen Thesen formuliert, die die Themen einer frauenspezifisachen Gesundheitsforschung aufweisen: Frauenzentrierte Forschung muß lebenslagenspezifisch ausgerichtet sein und sich mit den spezifischen gesundheitsrelevanten Belastungen des weiblichen Lebenszusammenhangs befassen. (RW)
Schlagwörter:research; Gesundheit; interest; Interesse; Frauenforschung; women's studies; life situation; Gesundheitspolitik; Federal Republic of Germany; woman; Lebenssituation; gender-specific factors; health policy; health
Quelle: Deutsche Gesellschaft für Soziologie (DGS); Mackensen, Rainer; Sagebiel, Felizitas; Deutscher Soziologentag "Sozialer Wandel in Westeuropa"; Berlin, 1979. S 832-842
Inhalt: In dem Beitrag wird die These diskutiert, daß die Verwissenschaftlichung der Familie heute vielleicht der letzte Versuch ist, so etwas wie Naturwüchsigkeit in der Familie zu rekonstruieren. Es werden zwei Strategien - die Babyschule von Painter und die sanfte Geburt von Leboyer - vorgestellt, die trotz ihrer Gegensätzlichkeit beide zur Verwissenschaftlichung der Familie beitragen, indem sie den Familienmitgliedern, besonders den Müttern, ein Wissen vermitteln, das sie aus sich selbst heraus nicht schaffen können, ein Wissen um den eigenen Körper, seine Bedingungen und um einen Umgang mit ihm, der diesen Bedingungen entgegenkommt. Beide Strategien vermitteln den Eindruck einer Professionalisierung der Mutterrolle. Ihr Kern liegt im Versuch der Aufhebung von Entfremdung im familialen Umgang. Insgesamt werden mit dem Begriff Verwissenschaftlichung aktuelle Entwicklungen angesprochen, die teils von den Frauen selbst, teils staatlich initiiert und weitergegeben wurden und werden. Es wird gezeigt, daß das öffentliche Aufgreifen der berechtigten Forderungen der Frauen nach Selbstbestimmung und -verwirklichung und einer frauen- und damit kinderfreundlichen Umwelt nur dazu dient, diese zu domestizieren, an das Haus zu binden und damit systemfunktional zu integrieren. Damit wird herausgearbeitet, daß mit dem Begriff Verwissenschaftlichung der Familie neue Formen der Kolonisation von Frauen und Frauenarbeit in der Familie, d.h. ein neues Stadium der Entfremdung von Frauen sich selbst, ihrer Arbeit und anderen gegenüber beschrieben werden. (RW)
Schlagwörter:interest; scientification; Interesse; Entfremdung; self-determination; mother; Verwissenschaftlichung; Familie; Rollenwandel; alienation; Selbstbestimmung; soziale Umwelt; Mutter; woman; social environment; family; role change
Psychosexuelle Disposition und weibliche Lebensgeschichte
Autor/in:
Pagenstecher, Lising
Quelle: Deutsche Gesellschaft für Soziologie (DGS); Mackensen, Rainer; Sagebiel, Felizitas; Deutscher Soziologentag "Sozialer Wandel in Westeuropa"; Berlin, 1979. S 884-891
Inhalt: Grundlage des Beitrags ist die Erkenntnis, daß die Veränderungsmöglichkeiten menschlicher Objektwahl und Sexualbedürfnisse größer sind als dies gemeinhin angenommen wird, d.h. daß die heterosexuelle oder homosexuelle Disposition letztlich doch veränderbar ist. Davon ausgehend wird die Tragfähigkeit des psychoanalytischen Dispositionsbegriffs im Hinblick auf sogenannte heterosexuell disponierte Frauen in Frage gestellt und ein an der weiblichen Lebensgeschichte orientiertes Erklärungsmodell für psychosexuellen Identitätswandel entwickelt. Anhand der Spezifik der psychosexuellen Entwicklungsprozesse von Frauen im lebensgeschichtlichen Kontext wird die These erklärt, daß die heterosexuelle Disposition von Frauen nicht in jedem Fall eine lebenslange Determination darstellt, sondern unter bestimmten sozialen Bedingungen in ausschließlich homosexuelle Bedürfnisse und Beziehungen umschlägt, also ein psychosexueller Identitätswandel erfolgt. Für die Erklärung wird im Unterschied zum statischen psychoanalytischen Phasenmodell von der Dynamik der gesamten weiblichen Lebensgeschichte ausgegangen und diese als Versuch der Selbstfindung oder als psychosozialer Prozeß der Subjektwerdung verstanden. Zusammenfassen wird behauptet, daß die bisher noch seltenen Beziehungen zwischen Frauen weit weniger eine Frage der psychosexuellen Disposition sind als eine Frage der gesellschaftlichen Stützung von heterosexuellen Beziehungen und der gesellschaftlichen Diskriminierung von Frauenbeziehungen. (RW)
Zur Entwicklung der Frauenbewegung an den Hochschulen
Autor/in:
Zipfel, Gaby; Soden, Kristine von
Quelle: Blätter für deutsche und internationale Politik, Jg. 23 (1978) H. 3, S. 344-353
Inhalt: Die Entwicklung der Frauenbewegung an den Hochschulen in den vergangenen Jahren stellt das Problem der Entwicklung einer theoretischen und politischen Konzeption, in der die Frau als Subjekt und Objekt der Wissenschaft richtig erfaßt wird. Ein Konzept "feministischer Wissenschaft" geht an objektiven Faktoren vorbei. Die Autorinnen untersuchen die Repräsentanz von Frauen an den Hochschulen, sowohl im Bereich der Lehre, wie im Bereich der Ausbildung und stellen die Themenbereiche vor, in denen in den letzten Jahren frauenspezifische Probleme bearbeitet wurden. Gerade der Bereich der wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit Frauenproblemen wird durch die Hochschulformierung wieder bedroht. Desgleichen wirken die Hochschulformierungsmaßnahmen auch auf die Studienmöglichkeiten von Frauen, insbesondere auf Studentinnen mit Kindern, deren Studium durch Regelstudienzeiten bedroht ist. Perspektivisch müssen die Frauen ihre besonderen Interessen stärker im Verein mit den übrigen demokratischen Kräften artikulieren. (BG)
Schlagwörter:Reform; Studium; Drop out; Frauenbewegung; Hochschulzugang; Studentin
CEWS Kategorie:Frauen- und Geschlechterforschung, Hochschulen
Dokumenttyp:Zeitschriftenaufsatz
Beruf und Hausarbeit : die Arbeit der Frau in unserer Gesellschaft
Autor/in:
Ostner, Ilona
Quelle: Frankfurt am Main: Campus Verl. (Arbeiten aus dem Sonderforschungsbereich 101 der Universität München), 1978. 289 S.
Inhalt: In dem Band werden die Eigenheiten und die wechselseitige Verschränkung von Hausarbeit und Berufsarbeit der Frauen herausgearbeitet. Es wird das Verhältnis von Beruf und Hausarbeit, von Arbeit im Wertbildungsprozeß und scheinbar unproduktiver Hausarbeit neu bestimmt. Die zentrale These lautet: In der Hausarbeit werden überhaupt erst die Grundlagen für das Funktionieren beruflicher, d.h. primär an Wertvergrößerung, nicht an Bedarf orientierter Produktionsprozesse geschaffen. Um die aktuelle Situation einordnen zu können, wird der Entstehung von Frauenberufstätigkeit und dem unterschiedlichen Stellenwert weiblicher Arbeit in der Geschichte nachgegangen. Die Untersuchung führt zu folgendem Ergebnis: Die aktuelle Form der Frauenerwerbstätigkeit legt die Frau nicht nur auf eine Doppelrolle in Beruf und Familie fest. Zu allen Zeiten wird ihr Beitrag zur gesellschaftlichen Reproduktion in Form von Hausarbeit erwartet. Ihre Berufstätigkeit ist relativ schutzlos den Wechselfällen des Arbeitsmarktes ausgesetzt, der sie zwingt zu arbeiten, wenn sie etwa im Rahmen von Kriegsproduktion oder während prosperierender Absatzzyklen gebraucht wird, der sie jedoch bedenkenlos in Heim und Familie zurückdrängt, sobald Wirtschaft und Absatz stagnieren. (KW)
Quelle: Frankfurt am Main: Campus Verl., 1978. 168 S.
Inhalt: Ziel der Studie ist es, die Berufs- und Karrierewege von Frauen aufzuzeigen, die von Männern beherrschte Berufe erfolgreich ausüben. Einleitend wird die Situation erwerbstätiger Frauen in hochqualifizierten Berufen beschrieben. Vor diesem Hintergrund werden insbesondere Karrieremuster, Arbeitssituation und Selbstverständnis sowie die politischen Orientierungen analysiert. Zwischen diesen Ausführungen stehen exemplarisch die Interviews mit fünf Frauen, die Karriere gemacht haben. (RW)
Schlagwörter:Karriere; Arbeitskraft; Qualifikation; Erwerbstätigkeit; Arbeitsbedingungen; Selbstverständnis; politische Einstellung; Beruf
CEWS Kategorie:Berufsbiographie und Karriere, Arbeitswelt und Arbeitsmarkt
Dokumenttyp:Monographie
Frau und Karriere : der Weg zur Spitze in einer männerbestimmten Arbeitswelt
Autor/in:
Hennig, Margaret; Jardim, Anne
Quelle: Reinbek: Rowohlt (rororo-Sachbuch, 7152), 1978, dt. Erstausg.. 183 S.