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Erfolgsbias in Datenbeständen der empirischen Bildungsforschung? Eine Analyse auf Basis der NEPS-Daten
April 11, 2018, 1pm
GESIS, Mannheim, B2,8
Uta Liebeskind
Abstract
Selektive Teilnahme an querschnittlichen und Panel-Surveys ist nach wie vor ein wichtiges Problem in der Survey Methodologie. Eine zentrale Einflussgröße ist Bildung: Höher Gebildete haben eine größere Teilnahmeneigung. Wie kommt aber die größere Teilnahmeneigung von höher Gebildeten zustande? Wir gehen (zunächst nur) für die Studierenden- und die Erwachsenen-Kohorten im Nationalen Bildungspanel (NEPS) der Frage nach: Gibt es im Panelverlauf einen Teilnahmebias 1) im Blick auf Erfolg im Bildungssystem oder 2) im Blick auf die persönliche Nähe zum Thema der Studie, hier also: Bildung? Bislang liegen nur wenig empirische Arbeiten vor, die die Rolle von (Bildungs-) Erfolg und Interesse am Thema der Studie, hier: Bildung, als für Unit-Non-Response im Panelverlauf analysieren. Für das Thema der Studie zeigt die Non-Response-Forschung für Befragungen im Querschnitt ganz klar, dass fehlendes Interesse am Thema ein wichtiger Verweigerungsgrund ist (Durrant & Steele, 2009; Loosveldt & Joye, 2016). Für Erfolg ist die empirische Befundlage karg und in ihren Ergebnissen uneinheitlich (Birkelbach, 1998; Windzio & Grotheer, 2002). Wir nutzen einen theoretischen Erklärungsansatz, der auf der Frame-Selection-Theorie (FSM) (Esser, 1990; Kroneberg, 2007, 2011) gründet. Andere theoretische Anschlüsse kommen allerdings ebenfalls in Betracht, um Teilnahmeselektion durch persönlichen Erfolg oder Interesse am Thema zu erklären, etwa die Bedeutung persönlicher Merkmale (Hox, Leeuw, & Vorst, 1995) oder die Bedeutung des survey climate (Loosveldt & Joye, 2016). Im Vortrag sollen der gewählte FSM-Ansatz für die Non-Response-Analyse im NEPS und die empirischen Ergebnisse vorgestellt und zur Diskussion gestellt werden.
Die vorgestellte Arbeit ist eine Kooperation der Autorin mit Marie Kühn (Gesis) und Dr. Klaus Pforr (Gesis).
Literatur:
Birkelbach, K. (1998). Befragungsthema und Panelmortalität: Ausfälle in einer Lebenslauferhebung. ZA-Information/Zentralarchiv für Empirische Sozialforschung. (42), 128–147.
Durrant, G. B., & Steele, F. (2009). Multilevel modelling of refusal and non-contact in household surveys: Evidence from six UK Government surveys. Journal of the Royal Statistical Society: Series A (Statistics in Society), 172(2), 361–381. doi.org/10.1111/j.1467-985X.2008.00565.x
Esser, H. (1990). „Habits“, „Frames“ und „Rational Choice“: Die Reichweite von Theorien der rationalen Wahl (am Beispiel der Erklärung des Befragtenverhaltens). Zeitschrift für Soziologie, 19(4), 231–247.
Hox, J. J., Leeuw, E. de, & Vorst, H. (1995). Survey Participation as Reasoned Action: A Behavioural Paradigm for Survey Nonresponse? Bulletin de Méthodologie Sociologique. (48), 52–66.
Kroneberg, C. (2007). Wertrationalität und das Modell der Frame-Selektion. Kölner Zeitschrift für Soziologie & Sozialpsychologie, 59, 215–239.
Kroneberg, C. (2011). Die Erklärung sozialen Handelns: Grundlagen und Anwendung einer integrativen Theorie (1. Aufl.). Neue Bibliothek der Sozialwissenschaften. Wiesbaden: VS Verlag fur Sozialwissenschaften.
About the Speaker
Uta Liebeskind, Dr. phil., Studium der Soziologie und Volkswirtschaftslehre an der Universität Leipzig (1997 bis 2003). Promotion 2010 an der Universität Siegen mit einer Arbeit zur universitären Lehre in Deutschland und Frankreich. Seit 2013 am Deutschen Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung in Hannover Projektleiterin im Teilprojekt „Hochschulstudium und Übergang in den Beruf“ des Nationalen Bildungspanels (NEPS). Zuvor Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Siegen (am Lehrstuhl von Prof. Dr. Wolfgang Ludwig-Mayerhofer) und an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg (am Lehrstuhl von Prof. Dr. Johannes Giesecke).
Forschungsschwerpunkte: Bildungs- und Arbeitsmarktforschung, Hochschulforschung und Sozialwissenschaftliche Forschungsmethoden.