Threat to Democracy? Conspiracy Theories in the Context of Covid-19 (DemThreat)
Leitung
Dr. Ina BieberProjektbeschreibung
Pandemien können nicht nur die Gesundheit vieler Menschen
schwächen und zu hohen Sterblichkeitsraten führen, sondern auch einen
entscheidenden Einfluss auf die Destabilisierung und den Zusammenbruch
von Demokratien haben. Nach den Erkenntnissen verschiedener
Forscher*innen führte beispielsweise die Spanische Grippe Anfang der
1920er Jahre dazu, dass die Nationalsozialisten in Deutschland an die
Macht kamen, und es hat sich allgemein gezeigt, dass plötzliche negative
Schocks und extreme Ereignisse schwerwiegende negative Folgen für die
Demokratie haben können.
Während frühere Pandemien Demokratien in erster Linie mit negativen
wirtschaftlichen Auswirkungen im Nachgang der Krise bedrohten, gibt
COVID-19 bereits im Anfangsstadium Anlass zur Sorge bezüglich der
Stabilität politischer Systeme. Fast so schnell wie die Ausbreitung des
eigentlichen Virus, begannen sich in den (on- und offline) Netzwerken
Verschwörungstheorien zu verbreiten, die von der Leugnung der Existenz
der Pandemie bis hin zur Behauptung reichten, das Virus sei in
chinesischen Laboren entwickelt worden. Diese Überzeugungen scheinen so
ansteckend zu sein, dass sie in ständig wachsenden Protesten auf den
Straßen gedeihen, wo die Verschwörungstheoretiker von Impfgegner*innenn
und Rechtspopulist*innen sowie von einer wachsenden Zahl von Menschen
aus der Mitte der Gesellschaft begleitet werden. Bei allen Unterschieden
haben diese Gruppen eines gemeinsam: die Unzufriedenheit mit den
aktuellen Einschränkungen im Zusammenhang mit Corona und die damit
verbundene Kritik an der Machtausübung durch die Eliten. Vor diesem
Hintergrund ist derzeit nicht klar, ob die Verschwörungstheorien die
Elitenskepsis verursachen oder ob sie eher als Katalysator für bereits
vorhandene Elitenskepsis wirken und damit Öl ins Feuer gießen.
Im Projekt wird erforscht, wie Verschwörungstheorien um COVID-19 die
Demokratie gefährden. Das experimentelle Paneldesign mit Nullmessung vor
der massiven Verbreitung von COVID-19 untersucht, ob und inwieweit sich
bestimmte Bevölkerungsgruppen von Verschwörungstheorien anstecken
lassen und dadurch ihr Wahlverhalten durch Nicht- oder Extremwahlen
verändern. Da Verschwörungstheorien derzeit auf dem Vormarsch sind, ist
dieses Projekt ein wichtiger Beitrag, um die zugrundeliegenden
Mechanismen und die daraus resultierenden Bedrohungen für die Demokratie
zu beurteilen.