Opening the File Drawer: Assessing and Understanding Publication Bias in the Economic, Behavioral and Social Sciences by Utilizing two German Academic Access Panels (PubBias)
Projektbeschreibung
Eine Publikationsverzerrung kann als die
(Nicht-)Veröffentlichung von Studienergebnissen angesehen werden, die auf deren
Richtung oder Stärke zurückzuführen ist, d. h. statistisch signifikante
Ergebnisse werden zum Beispiel mit größerer Wahrscheinlichkeit veröffentlicht
als statistisch nicht signifikante Ergebnisse. Folglich behindern Publikationsverzerrungen
die Beurteilung des wahren Wissensstandes zu einer bestimmten Forschungsfrage,
was zu wissenschaftlichen Debatten und politischen Entscheidungen führen kann,
die auf falschen oder unzureichenden Ergebnissen beruhen. Mehrere Faktoren
beeinflussen das Auftreten von Publikationsverzerrungen, vor allem die direkt beteiligten
Akteure: Autoren, Herausgeber und Gutachter. Darüber hinaus wirkt sich auch der
disziplinäre, nationale und kulturelle Hintergrund auf die Wahrscheinlichkeit und
das Ausmaß von Publikationsverzerrungen aus. Das vorgeschlagene
Forschungsprojekt konzentriert sich auf die verschiedenen Schritte der
Entscheidungsprozesse von Forschenden, die zur selektiven Veröffentlichung von Ergebnissen
führen können, während andere Ergebnisse in der "Aktenschublade"
zurückbleiben. Das Projekt hat zwei Ziele: (I) Erstens soll das Ausmaß der Publikationsverzerrung für
die Wirtschafts-, Verhaltens- und Sozialwissenschaften im deutschen Kontext bestimmt
werden. Dies kann durch die Gegenüberstellung von publizierten und nicht
publizierten Studieneinreichungen des SOEP-Innovation Sample (IS) und des GESIS
Panels erreicht werden. (II) Zweitens werden wir, theoretisch abgeleitete
Hypothesen zu den Ursachen von Publikationsverzerrungen empirisch überprüfen
und, falls erforderlich, die zugrundeliegenden theoretischen Modelle anpassen
und/oder erweitern.
Um die Entscheidungsprozesse von Forschenden zu untersuchen,
bietet dieses Projekt die Möglichkeit, den gesamten Forschungszyklus zu
beobachten. Es zielt darauf ab, die Forschungspraktiken auf dem Weg vom Studienentwurf
bis zur Veröffentlichung nachzuvollziehen, indem Informationen der Studieneinreichungen
externer Forschender beim GESIS-Panel und SOEP-IS verwendet werden. In diesen
beiden deutschen Access-Panel-Infrastrukturen können externe Forschende aller
Fachrichtungen ihre eigenen Studien einreichen. In diesem Zusammenhang können
wir anhand von 184 erfolgreichen Studieneinreichungen untersuchen, welche
Studienmerkmale (z. B.
Seniorität der Forschenden, Anzahl der Autoren, oder experimentelles vs.
nicht-experimentelles Forschungsdesign) mit einer höheren Veröffentlichungswahrscheinlichkeit
verbunden sind. Darüber hinaus werden wir eine Autorenbefragung durchführen, um akteursbezogene Motive, Einstellungen
und Werte zum Publikationsprozess zu erheben. Zudem planen wir eigene
Datenanalysen auf der Grundlage von zufällig ausgewählten Studieneinreichungen
ohne entsprechende Publikationen durchzuführen, um zu untersuchen, ob diese
systematisch, statistisch nicht signifikante Ergebnisse liefern, was das
Ausbleiben entsprechender Publikationen erklären könnte.
Projektlaufzeit
2023-07-01 – 2026-06-30Förderung
Partner
- SOEP – The Socio-Economic Panel, DIW – German Institute of Economic Research