Ein Blick in die „Aktenschublade“: Messung und Erklärung von Publikationsverzerrungen in den Sozial-, Wirtschafts- und Verhaltenswissenschaften durch die Nutzung zweier deutscher probabilistischer Panels ("PubBias")
Leitung
Dr. Jessica DaikelerPD Dr. Henning Silber
Dr. Bernd Weiß
Team
Dr. Désirée NießenCaroline Poppa
Prof. Dr. David Richter
Projektbeschreibung
Was ist Publikationsverzerrung?
Unter Publikationsverzerrung versteht man die priorisierte und selektive Berichterstattung statistisch signifikanter wissenschaftlicher Ergebnisse. Sie beruht auf der Annahme, dass statistisch signifikante Forschungsergebnisse allgemein als „besser“, „wertvoller“ oder „veröffentlichungswürdig“ eingestuft werden als nichtsignifikante Ergebnisse. Diese Prämisse kann Forscher dazu veranlassen, entweder a) nur ihre signifikanten Ergebnisse zu veröffentlichen, ohne andere Effekte unterhalb der statistischen Standardschwellen zu erwähnen, b) ihre Hypothesen (oder Forschungsfragen) nachträglich zu verändern oder c) ihre Ergebnisse überhaupt nicht zu veröffentlichen. Dies kann problematisch sein, da wiederholt Zeit und Ressourcen in die Durchführung bereits ausgeführter, aber nicht veröffentlichter Forschung fließen können. Darüber hinaus gehen die Erkenntnisse aus nichtsignifikanten Ergebnissen (durch Annahme der Nullhypothese) für die Wissenschaft und die Allgemeinheit verloren. In der Psychologie wurden die Auswirkungen dieses Selektionsdrucks in der „Replikationskrise“ des letzten Jahrzehnts deutlich.
Forschungsschwerpunkt
Das Forschungsprojekt „PubBias“ (DFG 512014619) zielt darauf ab, die Prävalenz und Determinanten von Publikationsverzerrungen in den Sozial-, Wirtschafts- und Verhaltenswissenschaften in Deutschland auf der Grundlage von zwei probabilistischen, akademischen, längsschnittlichen Befragungen zu erfassen und so den Entscheidungsprozess von Forschern bei der Veröffentlichung ihrer wissenschaftlichen Ergebnisse näher zu beleuchten. Zu diesem Zweck vergleichen wir erfolgreiche Studienanträge (2012–2021) des GESIS Panels und der Innovationsstichprobe des Sozio- ökonomischen Panels (SOEP-IS) mit deren späteren Publikationen und führen eine Autorenbefragung durch, die sich mit dem Entscheidungsprozess bei der Veröffentlichung dieser Publikationen und hypothetischer Arbeiten befasst.
Wer wir sind – Das Projektteam
Das Projekt „PubBias“ entstand aus der Kooperation des GESIS Panels und des SOEP-IS und wird seit 2023 von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Unser Team besteht aus sechs Wissenschaftlern verschiedener Disziplinen (u. a. Psychologie, Soziologie und Umfragemethodik), die in Mannheim (GESIS – Leibniz Institut für Sozialwissenschaften), Berlin (SHARE BERLIN Institute) und Ann Arbor (University of Michigan) ansässig sind.
Projektlaufzeit
2023-08-01 – 2026-07-31Partner
- SOEP – The Socio-Economic Panel, DIW – German Institute of Economic Research
- SHARE BERLIN Institute