Die Fragmentierung digitaler Nachrichtenpublika als gesellschaftliche und wissenschaftliche Herausforderung (NewsFrag)
Projektbeschreibung
Die Komplexität von Onlinemedienumgebungen hat nie gekannte methodische
Herausforderungen bei der Analyse der Fragmentierung von
Nachrichtenpublika als eines der zentralsten und gesellschaftlich
dringendsten Themen der Kommunikationsforschung im digitalen Zeitalter
geschaffen. Daher ermöglicht das vorgeschlagene Projekt durch
methodische Innovationen substanzwissenschaftliche Fortschritte, um die
Muster, Prävalenz sowie individuellen und gesellschaftlichen Treiber und
Wirkungen der Publikumsfragmentierung umfassender und differenzierter
erfassen zu können als bislang möglich. Konkret adressieren wir
folgende, bisher unklare Kernfragen: (a) Inwieweit sind Publika nicht
nur hinsichtlich der von ihnen genutzten Nachrichtenquellen
fragmentiert, sondern auch hinsichtlich der genutzten Nachrichteninhalte
und genutzten politischen Nachrichteninhalte im Speziellen? (b) Wie
prägen Online-Intermediäre (wie soziale Medien, Suchmaschinen und
Nachrichtenportale) die Fragmentierung von Nachrichtenpublika? (c) Wie
vollzieht sich Publikumsfragmentierung im Sinne eines dynamischen
Prozessgeschehens? Inwieweit verstärkt und manifestiert dieses
Prozessgeschehen Individualisierung-, Segmentierungs- und
Polarisierungstendenzen in modernen demokratischen Gesellschaften? Um
diese konzeptionellen Fortschritte zu erzielen, nutzen wir eine
Kombination von Sekundäranalysen zweier einzigartiger bestehender,
vergleichender Datensätze mit einer innovativen Primärerhebung in
Deutschland. Wir bauen auf den neuesten Fortschritten bei der Erhebung
von Web-Tracking-Daten (zur Nachrichtennutzung) und deren Verknüpfung
mit Panel-Umfragen (zu den Interessen, Einstellungen der
Nachrichtennutzenden usw.) und Inhaltsanalysen auf. Um diese Potenziale
ausschöpfen zu können, kombinieren wir sie mit Fortschritten in der
Netzwerkanalyse (z. B. Two-Mode-Netzwerke) und Informatik (z. B.
Few-Shot-Learning unter Verwendung vorab trainierter Sprachmodelle), die
in der Medien- und Kommunikationsforschung bisher unerschlossen sind.
Zugleich stärken wir die Nachhaltigkeit von Medien- und
Kommunikationsforschung auf Basis digitaler Verhaltensdaten, sowohl
hinsichtlich Transparenz und Einhaltung der Open-Science-Prinzipien,
rechtlicher und ethischer Standards als auch der Möglichkeit, die
unsererseits erhobenen Daten öffentlich zu teilen und deren
Sekundärnutzung durch andere Forschende zu ermöglichen. Da ein valides
Verständnis der Publikumsfragmentierung ein äußerst multidimensionales
Unterfangen ist, stützt sich die Projektgruppe auf ein breites Spektrum
inhaltlicher und methodischer Kompetenzen. Darüber hinaus stärken wir
das Innovationspotenzial unseres Projektes, indem wir es in ein Netzwerk
aus führenden nationalen und internationalen Medien- und
Kommunikations- sowie Netzwerkforscher*innen einbetten.