May, A. C. (2025). Ready or not. National identity, vote choice, and mass media: Evidence from Germany. Political Psychology, 00, 1–23. https://doi.org/10.1111/pops.70005
Die zunehmende Bedeutung von Einwanderungsdebatten machen sich rechte Parteien zunutze, indem sie Migration häufig als Bedrohung für die nationalen Gesellschaften darstellen und dagegen ankämpfen. Untersuchungen zur nationalen Identität haben gezeigt, dass diese Parteien bei Wähler*innen mit einer ethnisch aufgeladenen, ausgrenzenden Vorstellung von Nation besonders erfolgreich sind. Die nationale Identität ist jedoch eher latent und stabil, während die rechtsextreme Wählerschaft sehr viel volatiler ist.
Zur Erklärung eines zeitlichen Einflusses der nationalen Identität auf das politische Verhalten wird in sozialpsychologischen Theorien argumentiert, dass Identitäten aktiviert werden müssen, um verhaltensrelevant zu werden. Das Hauptargument dieses Artikels ist, dass das Vorhandensein von einwanderungsbezogenen Nachrichten in den Massenmedien als ein solcher situativer Faktor für das Denken über die Nation dienen kann und somit ihre Bedeutung für das Wahlverhalten erhöht. Durch die Kombination von Paneldaten auf Individualebene aus dem Kurzzeit-Kampagnen-Panel der German Longitudinal Election Study (GLES, 2019) mit der medialen Bedeutung von einwanderungsbezogenen Nachrichten in Nachrichtenartikeln wird in dieser Studie erstmals anhand von Paneldaten untersucht, ob nationale Identität durch die Bedeutung einwanderungsbezogener Themen in den Massenmedien für politisches Verhalten aktiviert werden kann.