Preprint: Rammstedt, Roth et al.: Revisiting the Links between Personality and Cognitive Ability


Kategorien: GESIS-News

Rammstedt, Beatrice and Roth, Matthias and Roemer, Lena and Lechner, Clemens M., Revisiting the Links between Personality and Cognitive Ability: A Generalization Study in 26 Countries.

Available at SSRN: https://ssrn.com/abstract=5239330 or http://dx.doi.org/10.2139/ssrn.5239330

Sind offenere Menschen klüger – oder nur neugieriger? In einer internationalen Vergleichsstudie mit über 130.000 Teilnehmenden konnten Forschende herausfinden: Der Zusammenhang zwischen Persönlichkeit und kognitiver Fähigkeit variiert stark von Land zu Land – und ist oft kleiner, als gedacht.

Seit Jahrzehnten diskutieren Wissenschaftler*innen die Rolle der Persönlichkeit für unsere kognitive Leistungsfähigkeit. Doch bislang basierten viele Studien auf eingeschränkten Stichproben, etwa Studierenden. Ein Forschungsteam von GESIS in Mannheim hat nun gemeinsam mit einer Kollegin von der Michigan State University diese Frage auf ein neues Fundament gestellt – mit Daten von über 137.000 Erwachsenen aus 26 Ländern.

Im Zentrum der Analyse stand das weltweit etablierte Big-Five-Modell mit seinen fünf Persönlichkeitsmerkmalen: Offenheit, Gewissenhaftigkeit, Extraversion, Verträglichkeit und emotionale Stabilität. Hinzu kamen international vergleichbare Tests zu Leseverständnis, Rechnen und Problemlösen aus dem OECD-Programm PIAAC. Das Ergebnis: Persönlichkeitsmerkmale erklären im Durchschnitt gerade einmal 4 % der Unterschiede in kognitiver Fähigkeit – mit großen Schwankungen zwischen den Ländern.

Von allen Persönlichkeitsfaktoren war Offenheit – also Neugier, Fantasie und intellektuelles Interesse – am stärksten mit kognitiver Fähigkeit verbunden. Auch emotionale Stabilität, also geringe Ängstlichkeit, zeigte einen durchweg positiven Zusammenhang. Überraschend hingegen: Gewissenhaftigkeit war teils negativ mit kognitiver Leistung verknüpft – vor allem in Ländern mit generell hohen kognitiven Durchschnittswerten wie Deutschland oder Österreich. Hier könnten besonders gewissenhafte Menschen versuchen, durch Fleiß kognitive Defizite auszugleichen.

Die Forschenden konnten zudem zeigen, dass der Zusammenhang zwischen Persönlichkeit und kognitiver Fähigkeit stark von soziodemografischen Merkmalen wie Geschlecht, Bildungsgrad oder Migrationshintergrund beeinflusst wird.