Neue Publikation erschienen: Ethnic and Social Class Discrimination in Education


Kategorien: GESIS-News

Wenz, S. E., & Hoenig, K. (2020). Ethnic and Social Class Discrimination in Education: Experimental Evidence from Germany. Research in Social Stratification and Mobility, Online first. https://doi.org/10.1016/j.rssm.2019.100461

Experimentelle Forschung zu Diskriminierung im Bildungswesen hat bisher vor allem ethnische Diskriminierung in den Blick genommen, obwohl die soziale Herkunft der Schüler*innen für den Bildungserfolg in den meisten Ländern ausschlaggebender ist. Die Autor*innen untersuchen sowohl ethnische als auch soziale Diskriminierung durch Grundschullehrkräfte in Deutschland. Sie konzeptionalisieren Diskriminierung als kausalen Effekt von Signalen und zeigen mittels Directed Acyclic Graphs (DAGs) wie soziale und ethnische Diskriminierung konfundiert sind und wie sie in Experimenten getrennt werden können. Die Autor*innen untersuchen ethnische und soziale Diskriminierung im deutschen Bildungssystem anhand einer Zufallsstichprobe von Grundschullehrkäften, die einen kurzen Aufsatz eines Viertklässlers lesen und bewerten. In einem mehrfaktoriellen 2x2x3 Design variieren sie die Qualität des Aufsatzes, das Geschlecht des Kindes sowie dessen ethnischen und sozialen Hintergrund mittels unterschiedlicher Vornamen. Während die Benotungen der Aufsätze keine Hinweise auf Diskriminierung liefern, zeigen sich bei den Erwartungen zukünftiger Leistungen am Gymnasium Unterschiede, die auf Diskriminierung sowohl aufgrund der Ethnie als auch der sozialen Klasse hindeuten. Diese Unterschiede beobachten sie nur für den besseren der beiden Aufsätze. Die Befunde interpretieren die Autor*innen als Evidenz für Modelle, die situationale Moderatoren wie Grad der Informiertheit oder Unklarheit der Situation berücksichtigen, insbesondere formale Modelle statistischer Diskriminierung. Die Ergebnisse sprechen eher gegen einfachere Modelle vorurteilsbasierter Diskriminierung wie in der Theorie der sozialen Identität oder dem Modell der Taste Discrimination.

Ein offen zugänglicher Postprint des Artikels ist verfügbar unter https://osf.io/preprints/socarxiv/3g4hb/