Bildungsforschung und Bildungsungleichheit
Die Bildungsmerkmale einer Person werden standardmäßig in sozialwissenschaftlichen Umfragen und von der amtlichen Statistik erfasst und als erklärende bzw. intervenierende Variable für eine Vielzahl von Phänomenen betrachtet. Die Konstruktion von nationalen Bildungsskalen wird jedoch nur selten inhaltlich diskutiert, da der Forscher oft über Primärerfahrungen verfügt und traditionelle Bildungsskalen der statistischen Ämter existieren. Es stehen somit gute Messinstrumente zur Verfügung (vgl. z.B. die ZUMA-Standarddemographie), und der Forscher kann auf nationaler Ebene oft auf eigene Erhebungen zurückgreifen und damit „Bildung" dem Untersuchungsziel entsprechend optimal erfassen. Das Konstrukt „Bildungssystem" wird mehr oder weniger durch das eigene System repräsentiert. Die Probleme gestalten sich jedoch schwieriger beim internationalen Vergleich. Hier sind kompatible Messinstrumente und Konzepte entscheidend für eine sinnvolle Forschungstätigkeit und daher besondere Sorgfalt bei der Erstellung einer Klassifikation angebracht. Der Beitrag beschreibt die Entwicklung einer international vergleichbaren Bildungsklassifikation im CASMIN-Projekt (Comparative Analysis of Social Mobility in Industrial Nations) der Universität Mannheim, die von Prof. Dr. Walter Müller, Wolfgang König und Paul Lüttinger (ZUMA) erfolgte.
Publikationen:
Lüttinger, P./König, W., 1988: Die Entwicklung einer international vergleichbaren Klassifikation für Bildungssysteme. ZUMA-Nachrichten 22: 1-14.
Müller, W./Lüttinger, P./König, W./Karle, W., 1990: Class and Education in Industrial Nations. S.61-91 in: Haller, M. (Hrsg.), Class Structure in Europe. Armonk, New York, London, England: Sharpe.
Lüttinger, P. & Schimpl-Neimanns, B., 1993: Amtliche Bildungsstatistik und empirische Sozialforschung. Zeitschrift für internationale erziehungs- und sozialwissenschaftliche Forschung 10 (1): 103-152.
Schimpl-Neimanns, B. & Lüttinger, P., 1993: Die Entwicklung bildungsspezifischer Ungleichheit: Bildungsforschung mit Daten der amtlichen Statistik. ZUMA-Nachrichten 32: 76-115.
Oppenheimer, V.K., Blossfeld, H.-P. & Wackerow, J., 1995: Country-specific Studies on the Trends in Family Formation and the New Role of Women: United States. In Blossfeld, H.-P. (Ed.), Family Formation in Modern Societies and the New Role of Women (pp. 150-173). Boulder, Colorado: Westview Press.
Lüttinger, P., 1994: Studentenberge und Lehrlingstäler: droht die Akademisierung der Gesellschaft? Informationsdienst Soziale Indikatoren (ISI) 12: 1-4.
Schimpl-Neimanns, B., 2000: Hat die Bildungsexpansion zum Abbau der sozialen Ungleichheit in der Bildungsbeteiligung geführt? Methodische Überlegungen zum Analyseverfahren und Ergebnisse multinomialer Logit-Modelle für den Zeitraum 1950-1989. ZUMA-Arbeitsbericht Nr.2000/02.
Schimpl-Neimanns, B., 2000: Soziale Herkunft und Bildungsbeteiligung. Empirische Analysen zu herkunftsspezifischen Bildungsungleichheiten zwischen 1950 und 1989. In: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie 52 (4): 636-669. https://link.springer.com/article/10.1007/s11577-000-0102-y
Schimpl-Neimanns, B., 2013: Methodische Herausforderungen bei der Erfassung von Bildung und Ausbildung im Mikrozensus. RatSWD Working Paper 2013/221. [.pdf]