German Microdata Lab

Der Einfluss der familiäreren Einbindung auf die sozialen Kontakte von Geflüchteten in Deutschland

Bearbeitung: Tobias Roth

Kooperationspartner: Manuel Siegert

Im Zuge des umfangreichen Zuzugs Schutzsuchender insbesondere ab dem Jahr 2015 gab es in Deutschland auch Diskussionen darüber, wie Familiennachzüge geregelt werden sollten und welche Auswirkungen die familiäre Einbindung auf die Integration der Betroffenen hat. Vor diesem Hintergrund analysieren wir anhand der Daten aus dem Projekt TransFAR wie die familiäre Einbindung der Geflüchteten die Zahl eigenethnischer und deutscher Personen im Netzwerk beeinflusst. Wir argumentieren, dass die Pflege familiärer Beziehungen Zeit kostet, wodurch die Möglichkeiten, intensivere außerfamiliäre Beziehungen aufzubauen, eingeschränkt sind. Entsprechend sollten familiär eingebundene Geflüchtete (etwas) kleinere außerfamiliäre Netzwerke haben als Alleinlebende. Vor dem Hintergrund des Modells der intergenerationalen Integration (Esser 2008) gehen wir aber auch davon aus, dass sich der Nutzen, der sich aus Beziehungen zu eigenethnischen oder deutschen Personen ergibt, jeweils unterscheidet: Kontakte zu Deutschen haben einen starken instrumentell-praktischen Nutzen, da Deutsche, im Gegensatz zu eigenethnischen Personen und Familienangehörigen, mit den Strukturen und Gepflogenheiten in Deutschland vertraut sind. Entsprechend können sie schwer durch familiäre (oder eigenethnische) Kontakte substituiert werden. Demgegenüber sollte bei eigenethnischen Kontakten stärker der emotionale Nutzen im Vordergrund stehen. Dieser ist jedoch bei familiären Kontakten noch höher, und auch leichter zugänglich, wodurch sich eigenethnische durch familiäre Kontakte substituieren lassen. Tatsächlich deuten unsere ersten empirische Analysen darauf hin, dass in Deutschland lebende enge Familienangehörige (Partner, Eltern, Geschwister) keinen Einfluss auf die Anzahl der Deutschen im Netzwerk haben, sie sich aber negativ auf die Zahl der außerfamiliären eigenethnischen Kontakte auswirken. In dieser noch eher frühen Phase der Integration scheint die familiäre Einbindung Geflüchteter somit nicht ihre soziale Integration zu behindern bzw. den Rückzug in die eigenethnische Gemeinschaft zu befördern.

Publikationen: