German Microdata Lab

Gender Typing of Occupational Aspirations: Comparing Young Women with Turkish and without Migration Background

Bearbeitung: Tobias Roth

Kooperationspartner/in: Manuel Siegert, Irena Kogan

Projektbeschreibung:

Erwerbstätige türkeistämmige Frauen sind häufig in gering qualifizierten Berufen tätig – und in Berufen, in denen überwiegend Frauen arbeiten. Dies ist problematisch, da die Bezahlung in diesen Berufen häufig schlecht und die Aufstiegsmöglichkeiten gering sind. Als mögliche Ursachen dafür, dass türkeistämmige Frauen häufiger als andere Frauen in frauendominierten Berufen beschäftigt sind, wurden ihre Präferenzen, ihre qualifikationsbedingten Chancen am Ausbildungs- und Arbeitsmarkt, Diskriminierung und die Einflussnahme der Eltern und des Freundeskreises bei der Berufswahl diskutiert. Bislang liegen keine belastbaren empirischen Ergebnisse vor, die eine der Möglichkeiten eindeutig stützen oder widerlegen. Anhand der Daten der NEPS-Startkohorte 4 untersuchen wir daher, welche beruflichen Präferenzen Neuntklässlerinnen mit türkischem Hintergrund haben bzw. inwieweit sie tatsächlich überwiegend frauendominierte Berufe bevorzugen. Dies ist insofern sinnvoll, als dass zu einem so frühen Zeitpunkt mögliche Restriktionen, denen die jungen Frauen im Bewerbungs- und später im Erwerbsprozess möglicherweise ausgesetzt sind noch eine untergeordnete Rolle spielen, wodurch sie ihre beruflichen Ziele noch nicht an diese Restriktionen anpassen konnten bzw. mussten. Entgegen unserer Erwartung zeigt sich, dass Neuntklässlerinnen mit türkischem Hintergrund signifikant seltener den Wunsch haben, einen weiblich dominierten Beruf zu ergreifen, als Neuntklässlerinnen ohne Migrationshintergrund. Stattdessen streben sie signifikant häufiger einen geschlechtsspezifisch gemischten Beruf an. Erklären lässt sich dieses Ergebnis durch die hohen Berufsaspirationen der jungen türkeistämmigen Frauen: der Status (ISEI) geschlechtsspezifisch gemischter Berufe ist im Durchschnitt höher als der Status von frauendominierten Berufen. Jedoch zeigt sich auch, dass sich türkeistämmige Neuntklässlerinnen zwar vergleichsweise selten wünschen, in einem frauendominierten Beruf zu arbeiten, sie dies aber häufig antizipieren. Somit manifestiert sich bereits hier die Diskrepanz zwischen Wunsch und (antizipierter) Wirklichkeit. Die Veröffentlichung der Ergebnisse als Buchkapitel in einem Sammelband wird im Laufe des Jahres 2023 erwartet.

Publikationen:

Siegert, Manuel, Tobias Roth und Irena Kogan (2023): "Gendered Occupational Aspirations: A Comparison of Young Native-Born and Turkish Minority Women." In Education, Competence Development and Career Trajectories: Analysing Data of the National Educational Panel Study (NEPS), edited by Sabine Weinert, Gwendolin Blossfeld, and Hans-Peter Blossfeld, Methodology of Educational Measurement and Assessment, 403-423. Cham: Springer. doi: https://doi.org/10.1007/978-3-031-27007-9.