German Microdata Lab

DDR-Datenbestand: Kulturelle und soziale Leistungen in Arbeiter- und Angestelltenhaushalten

Erhebung zur Inanspruchnahme kultureller und sozialer Leistungen in Arbeiter- und Angestelltenhaushalten 1988

Erhebung zur Inanspruchnahme kultureller und sozialer Leistungen in Arbeiter- und Angestelltenhaushalten 1988

Die Staatliche Zentralverwaltung für Statistik der DDR führte 1987/88 eine repräsentative Befragung zu den kulturell- sozialen Lebensbedingungen in privaten Arbeiter- und Angestelltenhaushalten durch. Ziel dieser Erhebung war es, ausgewählte Mengenkennziffern zur Häufigkeit der Inanspruchnahme von Leistungen der kulturell-sozialen Bereiche über den Zeitraum eines Jahres sowie demographische Merkmale zur Charakterisierung der Personen und Haushalte zu erfassen. Zu diesem Zweck wurden Informationen zu folgenden Merkmalsgruppen erfasst:

  1. Angaben zum Haushalt (z. B. Bezirk, Bevölkerungsgruppe, Zahl der Personen im Haushalt, Haushaltsnettoeinkommensgruppe, Gemeindegröße)
  2. allgemeine Angaben zur Person (z. B. Geburtsjahr, Geschlecht, soziale Stellung, Schul- und Ausbildungsmerkmale, Schulbesuch, Kinderbetreuung, etc.)
  3. Komplex 'gesundheitliche Betreuung' (sechs Leistungsarten, Arzt- , Zahnarztkonsultationen, diagnostische Untersuchungen, Rezepte, stationäre Behandlung und Kuren)
  4. Kultur & Sport (Hauptleistungsarten: Anzahl der Besuche von Kino, Theater, Konzert, Museen, Kultur- und Klubhäuser, Zoo, Tiergärten, Zirkus, sonstige Kulturveranstaltungen, Sportveranstaltungen, eigene sportliche Betätigung, Anzahl der ausgeliehenen Bücher in Bibliotheken)
  5. Urlaub & Erholung: Urlaubsanspruch, Ausflüge bzw. Kurzreisen, Inlands- und Auslandsreisen (Art und Häufigkeit der Reisen wurden erfasst)
  6. Gemeinschaftsverpflegung (z. B. Werkküchenessen, Schulessen, Trinkmilch etc.)

Eine detaillierte Auflistung der erhobenen Merkmale befindet sich im Anhang, die wichtigsten Erhebungseigenschaften sind in Übersicht 1 dargestellt.

Die Sondererhebung erfolgte in Verbindung mit der Statistik des Haushaltsbudgets 1987/88 (vgl. Schimpl-Neimanns/Wirth 1994:9ff). Allerdings wurden in der Sondererhebung nur Arbeiter- und Angestelltenhaushalte berücksichtigt, d.h. die Daten erlauben auch nur Aussagen für diese Bevölkerungsgruppen. Wie schon beim Haushaltsbudget wurden auch bei der Sondererhebung Arbeiter und Angestellte des sogenannten X-Bereichs (a.a.O:5) und ihre Haushaltsmitglieder aus der Erhebung ausgeklammert. Zu den Einrichtungen des X- Bereiche wurden u.a. gezählt: Nationale Volksarmee; Polizei mit Strafvollzug und Feuerwehr; Zoll; Grenztruppen; Staatssicherheit; Parteien; Massenorganisationen inkl. Verlage und Druckereien dieser Einrichtungen; Wismut-AG. Der X-Bereich gehörte nicht zum geplanten Bereich und unterlag deshalb nicht Abrechnung durch amtliche Statistik, d.h. Betriebe des X- Bereichs, Beschäftigte im X-Bereich (sowie deren Haushaltsangehörigen) durften in Bevölkerungserhebungen mit Ausnahme der Volkszählungen nicht erfasst werden.

Wie Übersicht 1 entnommen werden kann betrug der Erhebungszeitraum wie beim Haushaltsbudget ein Jahr und erstreckte sich vom 1.11.1987 bis zum 31.10.1988. Die Inanspruchnahme der jeweiligen Leistungen wurde dabei auf Monatsbasis ermittelt. Befragt wurden jeweils alle im Haushalt lebenden Personen. Die Daten erlauben daher sowohl eine personen- als auch eine haushaltsbezogene Auswertung. Im Schnitt beteiligten sich pro Monat 2.574 Haushalts mit 7.385 Personen an der Erhebung. Das Rohdatenfile wurde 1995 vom ehemaligen ZUMA erworben und in ein SPSS-Systemfile (personenorientiert) aufbereitet.

Land:

Deutsche Demokratische Republik (DDR)

Institution:

Staatliche Zentralverwaltung für Statistik (SZS)

Erhebungszeitraum:

1.11.1987 - 31.10.1988

Analyseeinheit:

Haushalt, Person

Auswahlverfahren:

Die Erhebung wurde im Rahmen der Statistik des Haushaltbudgets 1988 durchgeführt

Zielpopulation:

Sämtliche in privaten Haushalten von Arbeitern- und Angestellten lebenden Personen, die an der Statistik des Haushaltsbudgets 1988 teilnahmen

Auswahlgrundlage:

(entspricht Haushaltsbudget)

Erhebungsdesign:

kein spezieller Stichproben- und Auswahlplan entspricht Haushaltsbudget, d.h. geschichtete Quotenstichprobe

Erhebungsumfang:

2600 Arbeiter- und Angestelltenhaushalte (inkl. 400 Haushalte in Rotationsstichprobe)

Ausschöpfungsquote:

circa 99%

realisierter Erhebungsumfang:

durchschnittlich pro Monat 2 574 Arbeiter- und Angestelltenhaushalten mit 7 385 Personen

Gewichtung/ Hochrechnung:

Doppelung von Sätzen nach Anpassung an Strukturdaten

Datenbeschreibung:

Koenig 1993, Schimpl-Neimanns/Wirth (1994)

Ausgewählte Ergebnisse der Sondererhebung wurden vom Statistischen Amt der DDR in dem Ergebnisband "Kulturelle und soziale Lebensbedingungen der Bevölkerung" (1990) veröffentlicht. Die hier veröffentlichten Zahlen basieren nach Auskunft des Statistischen Bundesamtes allerdings auf der hochgerechneten Datenbasis, während die von GESIS erworbenen Daten keinen Gewichtungsfaktor enthalten. Der Unterschied zwischen den gewichteten und ungewichteten Daten spiegelt sich zunächst in der Zahl der befragten Personen wider. Während im GESIS-File pro Monat im Schnitt 7.391 Personen enthalten sind, basieren die (gewichteten) veröffentlichten Daten auf rund 9.100 Personen pro Monat. Entsprechend den Gewichtungsfaktoren treten auch geringfügige Unterschiede zwischen den Verteilungen einiger demographischer Merkmale (z. B. in bezug auf Geschlecht, Altersgruppen und soziale Stellung) auf. Während im ZUMA-File beispielsweise 53,2 Prozent der Befragten weiblich und 46,8 Prozent männlich sind, weisen die veröffentlichten Zahlen 51,5 Prozent Frauen gegenüber 48,4 Prozent Männern auf. Grundlage für die Gewichtung (Doppelungsverfahren) war die Personenstruktur nach Altersgruppen und Geschlecht auf Basis der Einkommensstichprobe in Arbeiter- und Angestelltenhaushalten 1988 (vgl. Koenig 1993:9).

Geringfügige Unterschiede zwischen den veröffentlichten Daten und dem GESIS-File bestehen auch hinsichtlich der Inanspruchnahme der erhobenen Leistungen, wie anhand einiger ausgewählter Leistungen aus Übersicht 3 zu entnehmen ist. 

Leistungsart
je befragte Person)

Veröffentlichte Zahlen*
Jahreswerte Monatswerte**

GESIS-File
Monatswerte

Arztkonsultation

10,0

0,83

0,60

Zahnarztkonsultation

2,8

0,23

0,23

Kinobesuche

4,7

0,39

0,32

Theaterbesuche

0,6

0,05

0,09

Konzertbesuche

0,4

0,03

0,06

Museen, Ausstellungen

2,5

0,21

0,22

Kultur, Klubhaus

4,8

0,40

0,47

Zoo, Tiergarten

1,4

0,12

0,12

Zirkus

0,4

0,03

0,03

ausgeliehene Buecher

7,5

0,63

0,62

* Quelle: Kulturelle und soziale Lebensbedingungen der Bevölkerung. Statistisches Amt der DDR. Juli 1990 
** Eigene Berechnungen.

Die vom Statistischen Amt der DDR veröffentlichten Zahlen beziehen sich auf die durchschnittliche Inanspruchnahme von Leistungen je Person in einem Haushalt im Jahr. Die Hochrechnung der Monatsdurchschnitte auf das Jahr ist jedoch insofern nicht ganz unproblematisch, als - wie bereits mehrfach erwähnt - nicht alle Haushalte kontinuierlich das ganze Jahr über an der Befragung teilgenommen haben und durch Haushalte ähnlicher Struktur ersetzt wurden. Vor diesem Hintergrund erscheint es daher jedoch angemessener bei eigene Analysen die monatlichen Durchschnitte zugrunde zu legen.

  • Koenig, Erhard (1993): Erhebung zur Inanspruchnahme kultureller und sozialer Leistungen in Arbeiter- und Angestelltenhaushalten 1988. Berlin: Statistisches Bundesamt (unveröffentlichtes Manuskript/KSPW-Projektdokumentation Kapitel V.4)
  • Schimpl-Neimanns, B. / Wirth, H. (1994): ZUMA-Arbeitsbericht 94/06, Bestandsaufnahme und Nutzungsmöglichkeiten amtlicher Mikrodaten der DDR für Sekundäranalysen zur Bildungs- und Einkommensungleichheit, Mannheim
  • Statistisches Amt der DDR (1990): Kulturelle und soziale Lebensbedingungen der Bevölkerung. Ausgewählte Ergebnisse der Personen in Arbeiter- und Angestelltenhaushalten 1988. Berlin.