41.3 - Established-Outsider Relations / Knowledge Transfer as Intercultural Translation
HSR Vol. 41 (2016) 3:
Special Issue: Jason Hughes & John Goodwin (Eds.): Figurational Analysis as Historical and Comparative Method: Established-Outsider Relations
Dieser HSR-Schwerpunkt befasst sich primär mit dem Ansatz einer historischen und vergleichenden Forschung – so, wie sie von Norbert Elias entwickelt worden ist. Frühere Diskussionen über Elias‘ Figurationsansatz haben sich v.a. auf das Modell der Zeitreihenanalyse informeller Datenquellen konzentriert, wie sie am besten im Opus Magnum Über den Prozess der Zivilisation veranschaulicht werden. Jüngst wurde zunehmend versucht, den methodischen Ansatz von Elias als Ganzes zu formalisieren und aus den wichtigsten Elemente seiner verschiedenen Methoden eine Reihe von analytischen Kernprozessen heraus zu kristallisieren. Ziel dieser HSR Special Issue ist es, diese bestehenden Arbeiten zu ergänzen und zu erweitern, indem hier hinsichtlich der Elias‘schen Analyse von Interdependenzgeflechten ganz gezielt auf seine Studie über Etablierten-Außenseiter-Figurationen in einer suburbanen Gesellschaft fokussiert wird (N. Elias, J. Scotson, The Established and the Outsiders, 1965). Das Modell der Etablierten-Außenseiter-Beziehungen wurde unter anderem auf die Entwicklung inter- und innerstaatlicher Konflikte angewendet, auf die Bildung und den Zusammenbruch supranationaler Einheiten und Behörden, oder auf die Spannungen zwischen global verteilten Gemeinschaften. Diese Beiträge in dieser HSR Special Issue gehen dem dauerhaften konzeptionellen und empirischen Nutzen von Elias und Scotson‘s Studie auf den Grund. Dazu zählen u.a. Studien zu Double-binds und Dezentralisierungsprozessen in Bezug auf „jihadistische Terroristen“, die Soziogenese des Museums, die Komplexität der Beziehungen zwischen Etablierten und Außenseitern in Kanada, gesundheitsfördernde Interventionen in einem dänischen Gymnasium oder die soziale Integration von Roma.
Forum: Everhard Holtmann & Eun-Jeung Lee (Eds.): Knowledge Transfer as Intercultural Translation. The German Reunification as a ‘Lesson’ for Korea?
Die Aufsätze dieses HSR-Forums beziehen sich auf das Transferprojekt T03 „Wissenstransfer als interkulturelle Translation: Erarbeitung modellhafter Praxen transformationsvorbereitender Aktivitäten in Korea“, das von 2013 bis 2015 von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und dem Ministerium für Wiedervereinigung der Republik Südkorea finanziell gefördert wurde. Während der Laufzeit dieses Projekts wurden aus theoriebasierter Perspektive ausgewählte Ergebnisse des deutschen Einigungsprozesses aufbereitet und ihre Relevanz in Bezug auf Entwicklungen auf der koreanischen Halbinsel gemeinsam mit den koreanischen Kooperationspartnern diskutiert. Die Artikel stellen Synopsen ausgewählter Bereiche sozialen, politischen und ökonomischen Wandels dar. Behandelt werden sieben Themengebiete: (1) Privatisierung und leitendes Management, (2) die Entwicklung von Arbeitsmärkten, (3) Unternehmensgründungen, (4) politische und administrative Dezentralisierung, (5) psychologische Herausforderungen, die mit Vereinigungsprozessen einhergehen, (6) Generationen und Sozialstrukturen in sozialistischen und postsozialistischen Staaten und (7) Elitenwandel. Dabei wird der Blick auch auf Entwicklungslinien und Pfadabhängigkeiten gerichtet, die in die Zeit vor dem Systemumbruch zurückreichen. Alle Beiträge berücksichtigen Erkenntnisse der internationalen Transformationsforschung. Zudem werden die zwischen Korea und Deutschland existierenden Unterschiede bewusst gehalten, die gegen ein simples Übertragen deutscher Erfahrungen auf die koreanische Halbinsel sprechen. In der Einleitung zu dieser Sammlung von Beiträgen wird auch allgemein der Zusammenhang mit der Perspektive interkulturellen Wissenstransfers aufgezeigt.