GESIS Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften: Homepage aufrufen

41.4 - Political Elites and the Crisis of European Integration

HSR Vol. 41 (2016) 4:

Special Issue: Lars Vogel & Juan Rodríguez-Teruel (Eds.): National Political Elites and the Crisis of European Integration, Country Studies 2007-2014.

Der Europäische Integrationsprozess steht bedingt durch die jüngsten Krisen vor gewaltigen Herausforderungen. Die globale Finanz- und Wirtschaftskrise seit 2008 entwickelte sich schnell zu einer Staatsschuldenkrise, die eine Krise der Eurozone hervorrief und sich schließlich zu einer politischen Krise der gesamten EU ausweitete. Zentrale Akteure darin waren stets die politischen Eliten in den Mitgliedstaaten der EU, deren Verhalten durch ihre Europäizität bedingt ist, d.h. durch ihre grundlegenden, emotional und rational geprägten Einstellungen, Wahrnehmungen und Handlungsstrategien. Um das herausgehobene Einflusspotentials der politischen Eliten angemessen zu berücksichtigen, untersucht dieses Sonderheft das Ausmaß und die Bestimmungsfaktoren der Europäizität der politischen Eliten in mehreren Mitgliedstaaten und deren Entwicklungen im Verlauf der genannten Krisen. Im Mittelpunkt stehen dabei Länderstudien in zehn EU-Mitgliedstaaten, die die zentralen Regionen der EU und die während der Krisen salienten Konfliktlinien repräsentieren. Die Beiträge stützten sich dabei auf ein einzigartiges Untersuchungsdesign, das drei repräsentative Befragungen der Abgeordneten der nationalen Parlamente integriert. Die drei Befragungen wurden im Rahmen der Forschungsverbünde IntUne und ENEC in den Jahren 2007, 2009 und 2014 realisiert und umfassen damit die Zeit vor Krisenbeginn und die zentralen Etappen der Krisen.

Die Beiträge in dieser HSR Special Issue zeigen, dass der Einfluss der Krisen auf die politischen Eliten komplex ist und im Wesentlichen davon bestimmt wird, inwieweit die Krisen die Mitgliedstaaten betreffen und wie die jeweiligen Eliten das Problemlösungspotential supranationaler im Vergleich zu nationalen Institutionen einschätzen. Neben diesen nationalen Unterschieden erweist sich die generelle Bewertung der Europäischen Integration durch die Eliten als stabil pro-europäisch, während Fragen nach der konkreten Ausgestaltung des Integrationsprozesses stärkeren Veränderungen unterliegen. Schließlich verringert sich die Europäizität der Eliten vor allem in den Mitgliedstaaten, in denen euroskeptische Parteien Wahlerfolge erzielen. Dieses Ergebnis verweist darauf, welche Herausforderungen sich für die überwiegend pro-europäisch orientierten politischen Eliten durch die an sie gleichzeitig adressierte Erwartung zu responsivem Verhalten gegenüber einer zunehmen europakritischen Bevölkerung ergeben.

HSR 41 (2016) 4 enthält außerdem eine Mixed Issue mit drei weiteren Einzelbeiträgen.